Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

am Grunde ist es ein wenig entschiedener herzförmig und die Sägezähne
des Randes etwas tiefer eingeschnitten. Während das Hornbaumblatt
ganz kahl ist und nur auf der Unterseite an den Blattrippen feine an-
liegende Härchen trägt, ist das Blatt der Hopfenbuche auf beiden Blatt-
flächen anliegend und an den Rippen der Unterseite sowie die kurzen
Blattstiele zottig behaart.

In der weiblichen Blüthe und in der Frucht besteht ein um so
größerer Unterschied zwischen beiden Bäumen. An der Stzitze des neuen
Triebes stehen die etwa 10--18-blüthigen Kätzchen, deren Blüthchen von
höchst einfachem Bau sind. Je zwei und zwei nebeneinander stehende
weibliche Blüthchen sind von einer höchst hinfälligen spitz eiförmigen Deck-
schuppe gestützt. Das Blüthchen besteht aus einem platten spitz eiförmigen
Schlauche, welcher namentlich an der untern Hälfte mit steifen Seiden-
borstchen besetzt ist. In diesem ringsum geschlossenen Schlauche steckt der
viel kleinere und kürzere mit zwei langen fadenförmigen Narben versehene
Stempel. Der geschlossene Schlauch, der an der reifen Frucht die Größe
eines kleinen Kürbiskerns erreicht, vertritt das dreilappige Blattgebilde,
welches bei dem Hornbaum die harte dreikielige Frucht nur an der einen
Seite umschließt. Wenn die Frucht ausgewachsen ist, so sieht das ganze
Fruchtkätzchen dem reifen Hopfenzäpfchen gar nicht unähnlich und dies hat
dem Baume den nicht unpassenden Namen gegeben. Zur Zeit der Frucht-
reife gewährt eine recht reichlich tragende Hopfenbuche wegen dieser Aehnlich-
keit einen überraschenden Anblick und verdient deshalb sehr, in unsern
Parkanlagen aufgenommen zu werden, wo sie auch sehr gut fortkommt.

Wie im ganzen Bau und in der feinen Verzweigung der Krone, so
hat auch das Holz hinsichtlich seiner Zähigkeit mit dem "hahnebüchenen" --
dieser Kraftausdruck kommt vielleicht von dem festen Holze der Hagebuche
her -- große Aehnlichkeit, nur daß jenes sehr weiß, dieses aber bräunlich ist.

Die Heimath der Hopfenbuche ist der Südosten Mitteleuropas,
Illyrien, Südtirol, die italienische Schweiz und die österreichischen Küsten-
lande. Sie verlangt einen tiefgründigen frischen Boden und gedeiht in
der Ebene wie in dem niederen Gebirge.

Eine forstliche Bedeutung ist dem nicht leicht über 30--40 F. hohen,
einen gedrängten Bau zeigenden Baum kaum zuzuschreiben, da er nicht
bestandbildend auftritt und in jeder Beziehung dem Hornbaum nachsteht.

am Grunde iſt es ein wenig entſchiedener herzförmig und die Sägezähne
des Randes etwas tiefer eingeſchnitten. Während das Hornbaumblatt
ganz kahl iſt und nur auf der Unterſeite an den Blattrippen feine an-
liegende Härchen trägt, iſt das Blatt der Hopfenbuche auf beiden Blatt-
flächen anliegend und an den Rippen der Unterſeite ſowie die kurzen
Blattſtiele zottig behaart.

In der weiblichen Blüthe und in der Frucht beſteht ein um ſo
größerer Unterſchied zwiſchen beiden Bäumen. An der Stzitze des neuen
Triebes ſtehen die etwa 10—18-blüthigen Kätzchen, deren Blüthchen von
höchſt einfachem Bau ſind. Je zwei und zwei nebeneinander ſtehende
weibliche Blüthchen ſind von einer höchſt hinfälligen ſpitz eiförmigen Deck-
ſchuppe geſtützt. Das Blüthchen beſteht aus einem platten ſpitz eiförmigen
Schlauche, welcher namentlich an der untern Hälfte mit ſteifen Seiden-
borſtchen beſetzt iſt. In dieſem ringsum geſchloſſenen Schlauche ſteckt der
viel kleinere und kürzere mit zwei langen fadenförmigen Narben verſehene
Stempel. Der geſchloſſene Schlauch, der an der reifen Frucht die Größe
eines kleinen Kürbiskerns erreicht, vertritt das dreilappige Blattgebilde,
welches bei dem Hornbaum die harte dreikielige Frucht nur an der einen
Seite umſchließt. Wenn die Frucht ausgewachſen iſt, ſo ſieht das ganze
Fruchtkätzchen dem reifen Hopfenzäpfchen gar nicht unähnlich und dies hat
dem Baume den nicht unpaſſenden Namen gegeben. Zur Zeit der Frucht-
reife gewährt eine recht reichlich tragende Hopfenbuche wegen dieſer Aehnlich-
keit einen überraſchenden Anblick und verdient deshalb ſehr, in unſern
Parkanlagen aufgenommen zu werden, wo ſie auch ſehr gut fortkommt.

Wie im ganzen Bau und in der feinen Verzweigung der Krone, ſo
hat auch das Holz hinſichtlich ſeiner Zähigkeit mit dem „hahnebüchenen“ —
dieſer Kraftausdruck kommt vielleicht von dem feſten Holze der Hagebuche
her — große Aehnlichkeit, nur daß jenes ſehr weiß, dieſes aber bräunlich iſt.

Die Heimath der Hopfenbuche iſt der Südoſten Mitteleuropas,
Illyrien, Südtirol, die italieniſche Schweiz und die öſterreichiſchen Küſten-
lande. Sie verlangt einen tiefgründigen friſchen Boden und gedeiht in
der Ebene wie in dem niederen Gebirge.

Eine forſtliche Bedeutung iſt dem nicht leicht über 30—40 F. hohen,
einen gedrängten Bau zeigenden Baum kaum zuzuſchreiben, da er nicht
beſtandbildend auftritt und in jeder Beziehung dem Hornbaum nachſteht.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0454" n="414"/>
am Grunde i&#x017F;t es ein wenig ent&#x017F;chiedener herzförmig und die Sägezähne<lb/>
des Randes etwas tiefer einge&#x017F;chnitten. Während das Hornbaumblatt<lb/>
ganz kahl i&#x017F;t und nur auf der Unter&#x017F;eite an den Blattrippen feine an-<lb/>
liegende Härchen trägt, i&#x017F;t das Blatt der Hopfenbuche auf beiden Blatt-<lb/>
flächen anliegend und an den Rippen der Unter&#x017F;eite &#x017F;owie die kurzen<lb/>
Blatt&#x017F;tiele zottig behaart.</p><lb/>
              <p>In der <hi rendition="#g">weiblichen Blüthe</hi> und in der <hi rendition="#g">Frucht</hi> be&#x017F;teht ein um &#x017F;o<lb/>
größerer Unter&#x017F;chied zwi&#x017F;chen beiden Bäumen. An der Stzitze des neuen<lb/>
Triebes &#x017F;tehen die etwa 10&#x2014;18-blüthigen Kätzchen, deren Blüthchen von<lb/>
höch&#x017F;t einfachem Bau &#x017F;ind. Je zwei und zwei nebeneinander &#x017F;tehende<lb/>
weibliche Blüthchen &#x017F;ind von einer höch&#x017F;t hinfälligen &#x017F;pitz eiförmigen Deck-<lb/>
&#x017F;chuppe ge&#x017F;tützt. Das Blüthchen be&#x017F;teht aus einem platten &#x017F;pitz eiförmigen<lb/>
Schlauche, welcher namentlich an der untern Hälfte mit &#x017F;teifen Seiden-<lb/>
bor&#x017F;tchen be&#x017F;etzt i&#x017F;t. In die&#x017F;em ringsum ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Schlauche &#x017F;teckt der<lb/>
viel kleinere und kürzere mit zwei langen fadenförmigen Narben ver&#x017F;ehene<lb/>
Stempel. Der ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene Schlauch, der an der reifen Frucht die Größe<lb/>
eines kleinen Kürbiskerns erreicht, vertritt das dreilappige Blattgebilde,<lb/>
welches bei dem Hornbaum die harte dreikielige Frucht nur an der einen<lb/>
Seite um&#x017F;chließt. Wenn die Frucht ausgewach&#x017F;en i&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;ieht das ganze<lb/>
Fruchtkätzchen dem reifen Hopfenzäpfchen gar nicht unähnlich und dies hat<lb/>
dem Baume den nicht unpa&#x017F;&#x017F;enden Namen gegeben. Zur Zeit der Frucht-<lb/>
reife gewährt eine recht reichlich tragende Hopfenbuche wegen die&#x017F;er Aehnlich-<lb/>
keit einen überra&#x017F;chenden Anblick und verdient deshalb &#x017F;ehr, in un&#x017F;ern<lb/>
Parkanlagen aufgenommen zu werden, wo &#x017F;ie auch &#x017F;ehr gut fortkommt.</p><lb/>
              <p>Wie im ganzen Bau und in der feinen Verzweigung der Krone, &#x017F;o<lb/>
hat auch das Holz hin&#x017F;ichtlich &#x017F;einer Zähigkeit mit dem &#x201E;hahnebüchenen&#x201C; &#x2014;<lb/>
die&#x017F;er Kraftausdruck kommt vielleicht von dem fe&#x017F;ten Holze der Hagebuche<lb/>
her &#x2014; große Aehnlichkeit, nur daß jenes &#x017F;ehr weiß, die&#x017F;es aber bräunlich i&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#g">Heimath</hi> der Hopfenbuche i&#x017F;t der Südo&#x017F;ten Mitteleuropas,<lb/>
Illyrien, Südtirol, die italieni&#x017F;che Schweiz und die ö&#x017F;terreichi&#x017F;chen Kü&#x017F;ten-<lb/>
lande. Sie verlangt einen tiefgründigen fri&#x017F;chen Boden und gedeiht in<lb/>
der Ebene wie in dem niederen Gebirge.</p><lb/>
              <p>Eine <hi rendition="#g">for&#x017F;tliche Bedeutung</hi> i&#x017F;t dem nicht leicht über 30&#x2014;40 F. hohen,<lb/>
einen gedrängten Bau zeigenden Baum kaum zuzu&#x017F;chreiben, da er nicht<lb/>
be&#x017F;tandbildend auftritt und in jeder Beziehung dem Hornbaum nach&#x017F;teht.</p>
            </div><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[414/0454] am Grunde iſt es ein wenig entſchiedener herzförmig und die Sägezähne des Randes etwas tiefer eingeſchnitten. Während das Hornbaumblatt ganz kahl iſt und nur auf der Unterſeite an den Blattrippen feine an- liegende Härchen trägt, iſt das Blatt der Hopfenbuche auf beiden Blatt- flächen anliegend und an den Rippen der Unterſeite ſowie die kurzen Blattſtiele zottig behaart. In der weiblichen Blüthe und in der Frucht beſteht ein um ſo größerer Unterſchied zwiſchen beiden Bäumen. An der Stzitze des neuen Triebes ſtehen die etwa 10—18-blüthigen Kätzchen, deren Blüthchen von höchſt einfachem Bau ſind. Je zwei und zwei nebeneinander ſtehende weibliche Blüthchen ſind von einer höchſt hinfälligen ſpitz eiförmigen Deck- ſchuppe geſtützt. Das Blüthchen beſteht aus einem platten ſpitz eiförmigen Schlauche, welcher namentlich an der untern Hälfte mit ſteifen Seiden- borſtchen beſetzt iſt. In dieſem ringsum geſchloſſenen Schlauche ſteckt der viel kleinere und kürzere mit zwei langen fadenförmigen Narben verſehene Stempel. Der geſchloſſene Schlauch, der an der reifen Frucht die Größe eines kleinen Kürbiskerns erreicht, vertritt das dreilappige Blattgebilde, welches bei dem Hornbaum die harte dreikielige Frucht nur an der einen Seite umſchließt. Wenn die Frucht ausgewachſen iſt, ſo ſieht das ganze Fruchtkätzchen dem reifen Hopfenzäpfchen gar nicht unähnlich und dies hat dem Baume den nicht unpaſſenden Namen gegeben. Zur Zeit der Frucht- reife gewährt eine recht reichlich tragende Hopfenbuche wegen dieſer Aehnlich- keit einen überraſchenden Anblick und verdient deshalb ſehr, in unſern Parkanlagen aufgenommen zu werden, wo ſie auch ſehr gut fortkommt. Wie im ganzen Bau und in der feinen Verzweigung der Krone, ſo hat auch das Holz hinſichtlich ſeiner Zähigkeit mit dem „hahnebüchenen“ — dieſer Kraftausdruck kommt vielleicht von dem feſten Holze der Hagebuche her — große Aehnlichkeit, nur daß jenes ſehr weiß, dieſes aber bräunlich iſt. Die Heimath der Hopfenbuche iſt der Südoſten Mitteleuropas, Illyrien, Südtirol, die italieniſche Schweiz und die öſterreichiſchen Küſten- lande. Sie verlangt einen tiefgründigen friſchen Boden und gedeiht in der Ebene wie in dem niederen Gebirge. Eine forſtliche Bedeutung iſt dem nicht leicht über 30—40 F. hohen, einen gedrängten Bau zeigenden Baum kaum zuzuſchreiben, da er nicht beſtandbildend auftritt und in jeder Beziehung dem Hornbaum nachſteht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/454
Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/454>, abgerufen am 23.12.2024.