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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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Die gemeine Birke ist wie die ganze Gattung zweihäusig. Die
männlichen Kätzchen stehen für das nächste Jahr vorgebildet schon vom
Sommer an meist zu je 2 an den Spitzen der Langtriebe (2. 14.). Sie
öffnen sich, um das Doppelte sich vergrößernd, mit dem Ausbruch des
Laubes (1. ), und bestehen, spiral um eine fadenförmige Spindel geordnet,
sehr ähnlich den Theilen des Erlenkätzchens aus kurzgestielten mehr-
schuppigen rothbraunen Blüthenhüllen (3. 4. 5. 6.), welche eine Gruppe
von 10--12 Staubgefäßen überdachen, deren kurze Staubfäden so wie die
Staubbeutel sich spalten (*6.); die gestielten weiblichen Kätzchen treten
erst im Frühjahr bei dem Laubausbruch einzeln aus Seitenknospen mit je
2 Blättern hervor (1. ) und krümmen sich an den hängenden Trieben
meist aufwärts. Das weibl. Kätzchen besteht aus spiral angeordneten Deck-
schuppen (7.), welche dreilappig (mit längerem Mittellappen, 10.) sind und
je 3 zweinarbige Fruchtknoten decken (8. 9.). An dem reifen Frucht-
kätzchen (2.) zeigen sich die Deckschuppen mit mehr vorwaltenden Seiten-
lappen (11. 12.) und der Fruchtknoten ist zu einer kleinen breit und zart-
häutig geflügelten leicht für ein Samenkorn zu haltenden Flügelfrucht ge-
worden (13.), in welcher von den ursprünglich 4 Samenknospen gewöhn-
lich nur eine sich zu einem winzigkleinen Samen entwickelt zeigt. Bei
der Samenreife im Spätsommer fallen die Schuppen zugleich mit den
kleinen Flügelfrüchten ab und es bleibt die fadendünne steife Spindel noch
eine Zeit lang am Triebe sitzen *).

Ein Same ist immer blos aus einer Samenknospe, auch Ei'chen
genannt, entstanden. Solcher Samenknospen finden sich beiden verschiedenen
Pflanzenarten entweder blos eine oder einige oder selbst sehr viele in dem
Fruchtknoten eines Stempels. Eine weibliche Gurkenblüthe diene uns als

*) Dies Alles erinnert sehr an den Zapfen der Nadelhölzer, besonders der Tanne,
und man könnte geneigt sein -- wie schon angedeutet -- wie die Schuppen der Birke
(11. 12.) den Schuppen des Tannenzapfens (XLVIII. 3. 4. S. 327.) so auch die ge-
flügelten Früchte der Birke den geflügelten Samen der Tanne (a. a. O. 5.) für
gleichbedeutend zu nehmen. Indem wir diesem Irrthum vorbeugen erinnern wir uns
noch einmal des gymnospermen Charakters der Nadelhölzer (S. 347.) und werden uns
darüber klar, warum der Flügelsame der Tanne (und der übrigen Abintineen und
Nadelhölzer überhaupt) keine Frucht, und die Flügelfrucht der Birken kein Same
ist und sein kann.

Die gemeine Birke iſt wie die ganze Gattung zweihäuſig. Die
männlichen Kätzchen ſtehen für das nächſte Jahr vorgebildet ſchon vom
Sommer an meiſt zu je 2 an den Spitzen der Langtriebe (2. 14.). Sie
öffnen ſich, um das Doppelte ſich vergrößernd, mit dem Ausbruch des
Laubes (1. ♂), und beſtehen, ſpiral um eine fadenförmige Spindel geordnet,
ſehr ähnlich den Theilen des Erlenkätzchens aus kurzgeſtielten mehr-
ſchuppigen rothbraunen Blüthenhüllen (3. 4. 5. 6.), welche eine Gruppe
von 10—12 Staubgefäßen überdachen, deren kurze Staubfäden ſo wie die
Staubbeutel ſich ſpalten (*6.); die geſtielten weiblichen Kätzchen treten
erſt im Frühjahr bei dem Laubausbruch einzeln aus Seitenknospen mit je
2 Blättern hervor (1. ♀) und krümmen ſich an den hängenden Trieben
meiſt aufwärts. Das weibl. Kätzchen beſteht aus ſpiral angeordneten Deck-
ſchuppen (7.), welche dreilappig (mit längerem Mittellappen, 10.) ſind und
je 3 zweinarbige Fruchtknoten decken (8. 9.). An dem reifen Frucht-
kätzchen (2.) zeigen ſich die Deckſchuppen mit mehr vorwaltenden Seiten-
lappen (11. 12.) und der Fruchtknoten iſt zu einer kleinen breit und zart-
häutig geflügelten leicht für ein Samenkorn zu haltenden Flügelfrucht ge-
worden (13.), in welcher von den urſprünglich 4 Samenknospen gewöhn-
lich nur eine ſich zu einem winzigkleinen Samen entwickelt zeigt. Bei
der Samenreife im Spätſommer fallen die Schuppen zugleich mit den
kleinen Flügelfrüchten ab und es bleibt die fadendünne ſteife Spindel noch
eine Zeit lang am Triebe ſitzen *).

Ein Same iſt immer blos aus einer Samenknospe, auch Ei’chen
genannt, entſtanden. Solcher Samenknospen finden ſich beiden verſchiedenen
Pflanzenarten entweder blos eine oder einige oder ſelbſt ſehr viele in dem
Fruchtknoten eines Stempels. Eine weibliche Gurkenblüthe diene uns als

*) Dies Alles erinnert ſehr an den Zapfen der Nadelhölzer, beſonders der Tanne,
und man könnte geneigt ſein — wie ſchon angedeutet — wie die Schuppen der Birke
(11. 12.) den Schuppen des Tannenzapfens (XLVIII. 3. 4. S. 327.) ſo auch die ge-
flügelten Früchte der Birke den geflügelten Samen der Tanne (a. a. O. 5.) für
gleichbedeutend zu nehmen. Indem wir dieſem Irrthum vorbeugen erinnern wir uns
noch einmal des gymnoſpermen Charakters der Nadelhölzer (S. 347.) und werden uns
darüber klar, warum der Flügelſame der Tanne (und der übrigen Abintineen und
Nadelhölzer überhaupt) keine Frucht, und die Flügelfrucht der Birken kein Same
iſt und ſein kann.
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[427/0469] Die gemeine Birke iſt wie die ganze Gattung zweihäuſig. Die männlichen Kätzchen ſtehen für das nächſte Jahr vorgebildet ſchon vom Sommer an meiſt zu je 2 an den Spitzen der Langtriebe (2. 14.). Sie öffnen ſich, um das Doppelte ſich vergrößernd, mit dem Ausbruch des Laubes (1. ♂), und beſtehen, ſpiral um eine fadenförmige Spindel geordnet, ſehr ähnlich den Theilen des Erlenkätzchens aus kurzgeſtielten mehr- ſchuppigen rothbraunen Blüthenhüllen (3. 4. 5. 6.), welche eine Gruppe von 10—12 Staubgefäßen überdachen, deren kurze Staubfäden ſo wie die Staubbeutel ſich ſpalten (*6.); die geſtielten weiblichen Kätzchen treten erſt im Frühjahr bei dem Laubausbruch einzeln aus Seitenknospen mit je 2 Blättern hervor (1. ♀) und krümmen ſich an den hängenden Trieben meiſt aufwärts. Das weibl. Kätzchen beſteht aus ſpiral angeordneten Deck- ſchuppen (7.), welche dreilappig (mit längerem Mittellappen, 10.) ſind und je 3 zweinarbige Fruchtknoten decken (8. 9.). An dem reifen Frucht- kätzchen (2.) zeigen ſich die Deckſchuppen mit mehr vorwaltenden Seiten- lappen (11. 12.) und der Fruchtknoten iſt zu einer kleinen breit und zart- häutig geflügelten leicht für ein Samenkorn zu haltenden Flügelfrucht ge- worden (13.), in welcher von den urſprünglich 4 Samenknospen gewöhn- lich nur eine ſich zu einem winzigkleinen Samen entwickelt zeigt. Bei der Samenreife im Spätſommer fallen die Schuppen zugleich mit den kleinen Flügelfrüchten ab und es bleibt die fadendünne ſteife Spindel noch eine Zeit lang am Triebe ſitzen *). Ein Same iſt immer blos aus einer Samenknospe, auch Ei’chen genannt, entſtanden. Solcher Samenknospen finden ſich beiden verſchiedenen Pflanzenarten entweder blos eine oder einige oder ſelbſt ſehr viele in dem Fruchtknoten eines Stempels. Eine weibliche Gurkenblüthe diene uns als *) Dies Alles erinnert ſehr an den Zapfen der Nadelhölzer, beſonders der Tanne, und man könnte geneigt ſein — wie ſchon angedeutet — wie die Schuppen der Birke (11. 12.) den Schuppen des Tannenzapfens (XLVIII. 3. 4. S. 327.) ſo auch die ge- flügelten Früchte der Birke den geflügelten Samen der Tanne (a. a. O. 5.) für gleichbedeutend zu nehmen. Indem wir dieſem Irrthum vorbeugen erinnern wir uns noch einmal des gymnoſpermen Charakters der Nadelhölzer (S. 347.) und werden uns darüber klar, warum der Flügelſame der Tanne (und der übrigen Abintineen und Nadelhölzer überhaupt) keine Frucht, und die Flügelfrucht der Birken kein Same iſt und ſein kann.

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/469>, abgerufen am 23.12.2024.