da sie im Gegentheil durch trocknen sonnigen Stand leidet. Doch trifft man gleich den Linden auf Kirchhöfen und andern öffentlichen Plätzen häufig sehr alte und große Feldrüstern, die zum Theil örtliche Wahrzeichen geworden sind. Bei der Ungewißheit, ob nicht dennoch mehrere ihr sehr nahestehende Arten unterschieden werden müssen, ist es mißlich ihr Ver- breitungsgebiet genau anzugeben. In Deutschland kommen Rüstern mit Ausnahme entschiedener Heidegegenden und des Gebirgs-Nadelwaldes, wenigstens einzeln wahrscheinlich überall vor und in den meisten Fällen werden dies Feldrüstern sein; bestandbildend aber wohl nirgend. In Eng- land, Frankreich und Italien kommt sie vor; war ja doch die Ulme den alten Römern bekannt als tragender Freund für die Schlingen des Wein- stocks, so daß römische Dichter sie ulmus vidua nannten, wenn ihr kein Weinstock "vermählt" war.
Wie schon bei der Verbreitung so ist es auch bei der Betrachtung des Lebens kaum möglich, die drei Arten, welche wir nach äußerlichen Merkmalen unterscheiden wollen, auseinander zu halten; es dürfte auch an hinlänglich genauen unterscheidenden Beobachtungen über die Lebens- erscheinungen dieser drei Arten mangeln, und das Beobachtete sich mehr auf Rüstern überhaupt beziehen. Auch in folgenden Bemerkungen sollen vor- läufig die im Leben ohnehin sehr übereinstimmenden Rüstern zusammen- gefaßt werden.
Neben Erlen und Haseln gehören die Rüstern zu den zuerstblühenden Bäumen, da die kleinen, nur bei der Flatterrüster (LXXIII. 1.) deutlicher ins Auge fallenden, Blüthensträußchen sich schon im März zu öffnen pflegen. Noch ehe die Blätter nachkommen entwickeln sich die Früchte und diese sind gewöhnlich schon ganz ausgewachsen, wenn sich die Laub- knospen erst öffnen, und fallen, Ende Mai oder Anfang Juni, reif ab, wenn die Blätter eben ihr Wachsthum vollendet haben. Der dünne Hautsaum klebt die Frucht fest auf den Boden auf und erleichtert auch ohne Bedeckung das Keimen des Samens. Dies erfolgt unmittelbar nach dem Anfliegen bei hinlänglich feuchtem Boden schon nach 3 -- 4 Wochen, während vorher getrockneter und ausgesäeter doppelt so lange liegt. Die Pflänzchen erreichen noch eine Höhe von 4 -- 6 Zoll und entwickeln vom 2. Jahre an lange Zeit ein fördersames Wachsthum in der vorher be- schriebenen Aufeinanderfolge der Zustände von Anfangs lockeren und sperrig
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da ſie im Gegentheil durch trocknen ſonnigen Stand leidet. Doch trifft man gleich den Linden auf Kirchhöfen und andern öffentlichen Plätzen häufig ſehr alte und große Feldrüſtern, die zum Theil örtliche Wahrzeichen geworden ſind. Bei der Ungewißheit, ob nicht dennoch mehrere ihr ſehr naheſtehende Arten unterſchieden werden müſſen, iſt es mißlich ihr Ver- breitungsgebiet genau anzugeben. In Deutſchland kommen Rüſtern mit Ausnahme entſchiedener Heidegegenden und des Gebirgs-Nadelwaldes, wenigſtens einzeln wahrſcheinlich überall vor und in den meiſten Fällen werden dies Feldrüſtern ſein; beſtandbildend aber wohl nirgend. In Eng- land, Frankreich und Italien kommt ſie vor; war ja doch die Ulme den alten Römern bekannt als tragender Freund für die Schlingen des Wein- ſtocks, ſo daß römiſche Dichter ſie ulmus vidua nannten, wenn ihr kein Weinſtock „vermählt“ war.
Wie ſchon bei der Verbreitung ſo iſt es auch bei der Betrachtung des Lebens kaum möglich, die drei Arten, welche wir nach äußerlichen Merkmalen unterſcheiden wollen, auseinander zu halten; es dürfte auch an hinlänglich genauen unterſcheidenden Beobachtungen über die Lebens- erſcheinungen dieſer drei Arten mangeln, und das Beobachtete ſich mehr auf Rüſtern überhaupt beziehen. Auch in folgenden Bemerkungen ſollen vor- läufig die im Leben ohnehin ſehr übereinſtimmenden Rüſtern zuſammen- gefaßt werden.
Neben Erlen und Haſeln gehören die Rüſtern zu den zuerſtblühenden Bäumen, da die kleinen, nur bei der Flatterrüſter (LXXIII. 1.) deutlicher ins Auge fallenden, Blüthenſträußchen ſich ſchon im März zu öffnen pflegen. Noch ehe die Blätter nachkommen entwickeln ſich die Früchte und dieſe ſind gewöhnlich ſchon ganz ausgewachſen, wenn ſich die Laub- knospen erſt öffnen, und fallen, Ende Mai oder Anfang Juni, reif ab, wenn die Blätter eben ihr Wachsthum vollendet haben. Der dünne Hautſaum klebt die Frucht feſt auf den Boden auf und erleichtert auch ohne Bedeckung das Keimen des Samens. Dies erfolgt unmittelbar nach dem Anfliegen bei hinlänglich feuchtem Boden ſchon nach 3 — 4 Wochen, während vorher getrockneter und ausgeſäeter doppelt ſo lange liegt. Die Pflänzchen erreichen noch eine Höhe von 4 — 6 Zoll und entwickeln vom 2. Jahre an lange Zeit ein förderſames Wachsthum in der vorher be- ſchriebenen Aufeinanderfolge der Zuſtände von Anfangs lockeren und ſperrig
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da ſie im Gegentheil durch trocknen ſonnigen Stand leidet. Doch trifft
man gleich den Linden auf Kirchhöfen und andern öffentlichen Plätzen
häufig ſehr alte und große Feldrüſtern, die zum Theil örtliche Wahrzeichen
geworden ſind. Bei der Ungewißheit, ob nicht dennoch mehrere ihr ſehr
naheſtehende Arten unterſchieden werden müſſen, iſt es mißlich ihr Ver-
breitungsgebiet genau anzugeben. In Deutſchland kommen Rüſtern
mit Ausnahme entſchiedener Heidegegenden und des Gebirgs-Nadelwaldes,
wenigſtens einzeln wahrſcheinlich überall vor und in den meiſten Fällen
werden dies Feldrüſtern ſein; beſtandbildend aber wohl nirgend. In Eng-
land, Frankreich und Italien kommt ſie vor; war ja doch die Ulme den
alten Römern bekannt als tragender Freund für die Schlingen des Wein-
ſtocks, ſo daß römiſche Dichter ſie ulmus vidua nannten, wenn ihr kein
Weinſtock „vermählt“ war.
Wie ſchon bei der Verbreitung ſo iſt es auch bei der Betrachtung
des Lebens kaum möglich, die drei Arten, welche wir nach äußerlichen
Merkmalen unterſcheiden wollen, auseinander zu halten; es dürfte auch
an hinlänglich genauen unterſcheidenden Beobachtungen über die Lebens-
erſcheinungen dieſer drei Arten mangeln, und das Beobachtete ſich mehr auf
Rüſtern überhaupt beziehen. Auch in folgenden Bemerkungen ſollen vor-
läufig die im Leben ohnehin ſehr übereinſtimmenden Rüſtern zuſammen-
gefaßt werden.
Neben Erlen und Haſeln gehören die Rüſtern zu den zuerſtblühenden
Bäumen, da die kleinen, nur bei der Flatterrüſter (LXXIII. 1.) deutlicher
ins Auge fallenden, Blüthenſträußchen ſich ſchon im März zu öffnen
pflegen. Noch ehe die Blätter nachkommen entwickeln ſich die Früchte
und dieſe ſind gewöhnlich ſchon ganz ausgewachſen, wenn ſich die Laub-
knospen erſt öffnen, und fallen, Ende Mai oder Anfang Juni, reif ab,
wenn die Blätter eben ihr Wachsthum vollendet haben. Der dünne
Hautſaum klebt die Frucht feſt auf den Boden auf und erleichtert auch
ohne Bedeckung das Keimen des Samens. Dies erfolgt unmittelbar nach
dem Anfliegen bei hinlänglich feuchtem Boden ſchon nach 3 — 4 Wochen,
während vorher getrockneter und ausgeſäeter doppelt ſo lange liegt. Die
Pflänzchen erreichen noch eine Höhe von 4 — 6 Zoll und entwickeln vom
2. Jahre an lange Zeit ein förderſames Wachsthum in der vorher be-
ſchriebenen Aufeinanderfolge der Zuſtände von Anfangs lockeren und ſperrig
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/515>, abgerufen am 23.12.2024.
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