Wer unser Buch in den südlichsten, kaum noch deutsch zu nennenden Gebieten unseres Vaterlandes seinen Waldstudien zum Grunde legt, der darf darin einen kleinen Baum nicht ganz vergeblich suchen, der mit den Rüstern in dieselbe große Abtheilung der Nesselgewächse gehört. Der Zürgelbaum kommt auf fruchtbarem aber trockenen Boden in den Waldungen des österreichischen Litorals, Südtirol, Istrien, der Lombardei und der Südschweiz als ein höchstens 40--50 Fuß hoher Baum vor. Die kleinen kurzgestielten, theils blos 5 -- 6 Staubgefäße, theils auch ein Pistill ent- haltenden, also männliche und Zwitter-Blüthen, stehen im Mai meist zu 2 oder 3 in den Achseln der eben ausbrechenden Blätter, so daß ge- wöhnlich eine männliche und eine Zwitterblüthe beisammen stehen. Die Frucht ist erbsengroß, schwarz mit großem harten Stein. Die Blätter sind länglich lanzett-eiförmig, lang zugespitzt, oben scharf anzufühlen, unten weichhaarig, mit scharf sägezähnigem Rande und schiefer Basis; sie stehen wie bei der Rüster abwechselnd zweizeilig.
Die Krone des Zürgelbaums ist ziemlich weitschweifig mit sehr feiner Verzweigung; der mäßige Stamm hat eine ziemlich rissige Rinde. Blätter und Triebe stehen in großen, beinahe rechten Winkeln ab.
Da der Zürgelbaum, wenn er auch sehr langsam wächst, doch in unseren wärmeren Lagen sehr gut fortkommt, so wäre er des Anbaues um so würdiger, als sein außerordentlich zähes Holz die besten Peitschenstiele (Geißelstecken in Süddeutschland) giebt und bei weitem die meisten Peitschen, welche wir in der Hand der Frachtfuhrleute sehen, von diesem Baume und zwar aus Tirol stammen. In unseren Parkanlagen sehen wir weniger diese als eine andere breitblättrige aus Nordamerika eingeführte Art, C. occidentatis L.
24. Der schwarze Hollunder, Sambucus nigra L. und 25. Der Traubenhollunder, S. racemosa L.
Beide sind zwar von keiner forstlichen Bedeutung, aber, der letztere noch mehr als der erstere, Zierden unseres Waldes, namentlich in den untern Gebirgsstufen.
23. Der Zürgelbaum, Celtis australis L.
Wer unſer Buch in den ſüdlichſten, kaum noch deutſch zu nennenden Gebieten unſeres Vaterlandes ſeinen Waldſtudien zum Grunde legt, der darf darin einen kleinen Baum nicht ganz vergeblich ſuchen, der mit den Rüſtern in dieſelbe große Abtheilung der Neſſelgewächſe gehört. Der Zürgelbaum kommt auf fruchtbarem aber trockenen Boden in den Waldungen des öſterreichiſchen Litorals, Südtirol, Iſtrien, der Lombardei und der Südſchweiz als ein höchſtens 40—50 Fuß hoher Baum vor. Die kleinen kurzgeſtielten, theils blos 5 — 6 Staubgefäße, theils auch ein Piſtill ent- haltenden, alſo männliche und Zwitter-Blüthen, ſtehen im Mai meiſt zu 2 oder 3 in den Achſeln der eben ausbrechenden Blätter, ſo daß ge- wöhnlich eine männliche und eine Zwitterblüthe beiſammen ſtehen. Die Frucht iſt erbſengroß, ſchwarz mit großem harten Stein. Die Blätter ſind länglich lanzett-eiförmig, lang zugeſpitzt, oben ſcharf anzufühlen, unten weichhaarig, mit ſcharf ſägezähnigem Rande und ſchiefer Baſis; ſie ſtehen wie bei der Rüſter abwechſelnd zweizeilig.
Die Krone des Zürgelbaums iſt ziemlich weitſchweifig mit ſehr feiner Verzweigung; der mäßige Stamm hat eine ziemlich riſſige Rinde. Blätter und Triebe ſtehen in großen, beinahe rechten Winkeln ab.
Da der Zürgelbaum, wenn er auch ſehr langſam wächſt, doch in unſeren wärmeren Lagen ſehr gut fortkommt, ſo wäre er des Anbaues um ſo würdiger, als ſein außerordentlich zähes Holz die beſten Peitſchenſtiele (Geißelſtecken in Süddeutſchland) giebt und bei weitem die meiſten Peitſchen, welche wir in der Hand der Frachtfuhrleute ſehen, von dieſem Baume und zwar aus Tirol ſtammen. In unſeren Parkanlagen ſehen wir weniger dieſe als eine andere breitblättrige aus Nordamerika eingeführte Art, C. occidentatis L.
24. Der ſchwarze Hollunder, Sambucus nigra L. und 25. Der Traubenhollunder, S. racemosa L.
Beide ſind zwar von keiner forſtlichen Bedeutung, aber, der letztere noch mehr als der erſtere, Zierden unſeres Waldes, namentlich in den untern Gebirgsſtufen.
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23. Der Zürgelbaum, Celtis australis L.
Wer unſer Buch in den ſüdlichſten, kaum noch deutſch zu nennenden
Gebieten unſeres Vaterlandes ſeinen Waldſtudien zum Grunde legt, der
darf darin einen kleinen Baum nicht ganz vergeblich ſuchen, der mit den
Rüſtern in dieſelbe große Abtheilung der Neſſelgewächſe gehört. Der
Zürgelbaum kommt auf fruchtbarem aber trockenen Boden in den Waldungen
des öſterreichiſchen Litorals, Südtirol, Iſtrien, der Lombardei und der
Südſchweiz als ein höchſtens 40—50 Fuß hoher Baum vor. Die kleinen
kurzgeſtielten, theils blos 5 — 6 Staubgefäße, theils auch ein Piſtill ent-
haltenden, alſo männliche und Zwitter-Blüthen, ſtehen im Mai meiſt zu
2 oder 3 in den Achſeln der eben ausbrechenden Blätter, ſo daß ge-
wöhnlich eine männliche und eine Zwitterblüthe beiſammen ſtehen. Die
Frucht iſt erbſengroß, ſchwarz mit großem harten Stein. Die Blätter
ſind länglich lanzett-eiförmig, lang zugeſpitzt, oben ſcharf anzufühlen, unten
weichhaarig, mit ſcharf ſägezähnigem Rande und ſchiefer Baſis; ſie ſtehen
wie bei der Rüſter abwechſelnd zweizeilig.
Die Krone des Zürgelbaums iſt ziemlich weitſchweifig mit ſehr feiner
Verzweigung; der mäßige Stamm hat eine ziemlich riſſige Rinde.
Blätter und Triebe ſtehen in großen, beinahe rechten Winkeln ab.
Da der Zürgelbaum, wenn er auch ſehr langſam wächſt, doch in
unſeren wärmeren Lagen ſehr gut fortkommt, ſo wäre er des Anbaues um
ſo würdiger, als ſein außerordentlich zähes Holz die beſten Peitſchenſtiele
(Geißelſtecken in Süddeutſchland) giebt und bei weitem die meiſten Peitſchen,
welche wir in der Hand der Frachtfuhrleute ſehen, von dieſem Baume und
zwar aus Tirol ſtammen. In unſeren Parkanlagen ſehen wir weniger
dieſe als eine andere breitblättrige aus Nordamerika eingeführte Art,
C. occidentatis L.
24. Der ſchwarze Hollunder, Sambucus nigra L.
und
25. Der Traubenhollunder, S. racemosa L.
Beide ſind zwar von keiner forſtlichen Bedeutung, aber, der letztere
noch mehr als der erſtere, Zierden unſeres Waldes, namentlich in den
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/528>, abgerufen am 23.12.2024.
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