starke aber angenehme Säure der Früchte hie und da eine hauswirth- schaftliche Verwendung findet. Seinen Hauptwerth hat der Sauerdorn wohl als Zierstrauch, wozu er sich auch durch seinen eleganten in den Aesten bogenförmig geschweiften Bau besonders empfiehlt. Ein bei den Landwirthen sehr verbreiteter Glaube behauptet von ihm, daß am Rande von Feldern stehend er den Roggen in seiner Umgebung unfruchtbar mache.
51. Der gemeine oder Berg-Ahorn, Acer Pseudoplatanus L.
Die Gattung Acer bildet mit der erst später von ihr abgetrennten Gattung Negundo (Acer negundo L.) die kleine natürliche Familie der Ahornbäume, Acerineen, welche in Deutschland durch vier Arten vertreten ist und deren Hauptmerkmal darin besteht, daß die Frucht eine Flügel- frucht (samara) ist und die Blätter keine Nebenblättchen neben sich haben.
Die Blüthen der Ahornarten sind polygamisch, d. h. auf einem und demselben Baume sind sie fruchtbare oder unfruchtbare Zwitter- und getrennt- geschlechtige, nämlich männliche Blüthen. Die Blüthe ist eine vollständige (LXXVIII. Fig. 2.), d. h. sie hat 5 Kelchzipfel, 5 Kronenblätter und, zum Theil, beiderlei Befruchtungsorgane, nämlich 5 bis 10 Staubgefäße und 1 Stempel mit einem zweifächerigen Fruchtknoten (5. 6.) und einem in 2 zurückgebogenen Narben gespaltenen Griffel (2. 3.). Den Mittelpunkt der Blüthe bildet ein kreisrunder etwas ausgekerbter schwieliger Fruchtboden, der namentlich an den blos männlichen Blüthen (4.) sehr ausgebildet ist. Aus jeder Hälfte des Fruchtknotens wird eine Flügelfrucht, welche den großen zungenförmigen Flügel blos an dem auswärts gekehrten Umfange trägt, während, indem eine Doppelflügelfrucht entsteht, beide Hälften mit der entgegengesetzten Seite mittels eines Fadens mit einander verbunden sind (7.) und sich erst bei der Samenreife trennen. Jede der beiden Früchte enthält durch Fehlschlagen der übrigen Samenknospen (6.) nur 1 Samen (8.), aus welchem sich beim Keimen sehr große zungenförmige oberirdische Samenlappen entwickeln. Die Ahornblätter sind kreuzweise gegenständig. Ebenso stehen natürlich am Triebe die Knospen und an diesen die Schuppen. Das Holz aller Ahornarten ist fest und dicht und daher sehr geschätzt. Zwei unserer einheimischen Arten sind Bäume ersten oder wenigstens zweiten Ranges.
ſtarke aber angenehme Säure der Früchte hie und da eine hauswirth- ſchaftliche Verwendung findet. Seinen Hauptwerth hat der Sauerdorn wohl als Zierſtrauch, wozu er ſich auch durch ſeinen eleganten in den Aeſten bogenförmig geſchweiften Bau beſonders empfiehlt. Ein bei den Landwirthen ſehr verbreiteter Glaube behauptet von ihm, daß am Rande von Feldern ſtehend er den Roggen in ſeiner Umgebung unfruchtbar mache.
51. Der gemeine oder Berg-Ahorn, Acer Pseudoplatanus L.
Die Gattung Acer bildet mit der erſt ſpäter von ihr abgetrennten Gattung Negundo (Acer negundo L.) die kleine natürliche Familie der Ahornbäume, Acerineen, welche in Deutſchland durch vier Arten vertreten iſt und deren Hauptmerkmal darin beſteht, daß die Frucht eine Flügel- frucht (samara) iſt und die Blätter keine Nebenblättchen neben ſich haben.
Die Blüthen der Ahornarten ſind polygamiſch, d. h. auf einem und demſelben Baume ſind ſie fruchtbare oder unfruchtbare Zwitter- und getrennt- geſchlechtige, nämlich männliche Blüthen. Die Blüthe iſt eine vollſtändige (LXXVIII. Fig. 2.), d. h. ſie hat 5 Kelchzipfel, 5 Kronenblätter und, zum Theil, beiderlei Befruchtungsorgane, nämlich 5 bis 10 Staubgefäße und 1 Stempel mit einem zweifächerigen Fruchtknoten (5. 6.) und einem in 2 zurückgebogenen Narben geſpaltenen Griffel (2. 3.). Den Mittelpunkt der Blüthe bildet ein kreisrunder etwas ausgekerbter ſchwieliger Fruchtboden, der namentlich an den blos männlichen Blüthen (4.) ſehr ausgebildet iſt. Aus jeder Hälfte des Fruchtknotens wird eine Flügelfrucht, welche den großen zungenförmigen Flügel blos an dem auswärts gekehrten Umfange trägt, während, indem eine Doppelflügelfrucht entſteht, beide Hälften mit der entgegengeſetzten Seite mittels eines Fadens mit einander verbunden ſind (7.) und ſich erſt bei der Samenreife trennen. Jede der beiden Früchte enthält durch Fehlſchlagen der übrigen Samenknospen (6.) nur 1 Samen (8.), aus welchem ſich beim Keimen ſehr große zungenförmige oberirdiſche Samenlappen entwickeln. Die Ahornblätter ſind kreuzweiſe gegenſtändig. Ebenſo ſtehen natürlich am Triebe die Knospen und an dieſen die Schuppen. Das Holz aller Ahornarten iſt feſt und dicht und daher ſehr geſchätzt. Zwei unſerer einheimiſchen Arten ſind Bäume erſten oder wenigſtens zweiten Ranges.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0573"n="521"/>ſtarke aber angenehme Säure der Früchte hie und da eine hauswirth-<lb/>ſchaftliche Verwendung findet. Seinen Hauptwerth hat der Sauerdorn<lb/>
wohl als Zierſtrauch, wozu er ſich auch durch ſeinen eleganten in den<lb/>
Aeſten bogenförmig geſchweiften Bau beſonders empfiehlt. Ein bei den<lb/>
Landwirthen ſehr verbreiteter Glaube behauptet von ihm, daß am Rande<lb/>
von Feldern ſtehend er den Roggen in ſeiner Umgebung unfruchtbar mache.</p></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">51. Der gemeine oder Berg-Ahorn, <hirendition="#aq">Acer Pseudoplatanus L.</hi></hi></head><lb/><p>Die Gattung <hirendition="#aq">Acer</hi> bildet mit der erſt ſpäter von ihr abgetrennten<lb/>
Gattung <hirendition="#aq">Negundo (Acer negundo L.)</hi> die kleine natürliche Familie der<lb/>
Ahornbäume, Acerineen, welche in Deutſchland durch vier Arten vertreten<lb/>
iſt und deren Hauptmerkmal darin beſteht, daß die Frucht eine Flügel-<lb/>
frucht (<hirendition="#aq">samara</hi>) iſt und die Blätter keine Nebenblättchen neben ſich haben.</p><lb/><p>Die Blüthen der Ahornarten ſind polygamiſch, d. h. auf einem und<lb/>
demſelben Baume ſind ſie fruchtbare oder unfruchtbare Zwitter- und getrennt-<lb/>
geſchlechtige, nämlich männliche Blüthen. Die Blüthe iſt eine vollſtändige<lb/>
(<hirendition="#aq">LXXVIII.</hi> Fig. 2.), d. h. ſie hat 5 Kelchzipfel, 5 Kronenblätter und, zum<lb/>
Theil, beiderlei Befruchtungsorgane, nämlich 5 bis 10 Staubgefäße und<lb/>
1 Stempel mit einem zweifächerigen Fruchtknoten (5. 6.) und einem in<lb/>
2 zurückgebogenen Narben geſpaltenen Griffel (2. 3.). Den Mittelpunkt der<lb/>
Blüthe bildet ein kreisrunder etwas ausgekerbter ſchwieliger Fruchtboden,<lb/>
der namentlich an den blos männlichen Blüthen (4.) ſehr ausgebildet iſt.<lb/>
Aus jeder Hälfte des Fruchtknotens wird eine Flügelfrucht, welche den<lb/>
großen zungenförmigen Flügel blos an dem auswärts gekehrten Umfange<lb/>
trägt, während, indem eine Doppelflügelfrucht entſteht, beide Hälften mit<lb/>
der entgegengeſetzten Seite mittels eines Fadens mit einander verbunden<lb/>ſind (7.) und ſich erſt bei der Samenreife trennen. Jede der beiden<lb/>
Früchte enthält durch Fehlſchlagen der übrigen Samenknospen (6.) nur<lb/>
1 Samen (8.), aus welchem ſich beim Keimen ſehr große zungenförmige<lb/>
oberirdiſche Samenlappen entwickeln. Die Ahornblätter ſind kreuzweiſe<lb/>
gegenſtändig. Ebenſo ſtehen natürlich am Triebe die Knospen und an<lb/>
dieſen die Schuppen. Das Holz aller Ahornarten iſt feſt und dicht und<lb/>
daher ſehr geſchätzt. Zwei unſerer einheimiſchen Arten ſind Bäume erſten<lb/>
oder wenigſtens zweiten Ranges.</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[521/0573]
ſtarke aber angenehme Säure der Früchte hie und da eine hauswirth-
ſchaftliche Verwendung findet. Seinen Hauptwerth hat der Sauerdorn
wohl als Zierſtrauch, wozu er ſich auch durch ſeinen eleganten in den
Aeſten bogenförmig geſchweiften Bau beſonders empfiehlt. Ein bei den
Landwirthen ſehr verbreiteter Glaube behauptet von ihm, daß am Rande
von Feldern ſtehend er den Roggen in ſeiner Umgebung unfruchtbar mache.
51. Der gemeine oder Berg-Ahorn, Acer Pseudoplatanus L.
Die Gattung Acer bildet mit der erſt ſpäter von ihr abgetrennten
Gattung Negundo (Acer negundo L.) die kleine natürliche Familie der
Ahornbäume, Acerineen, welche in Deutſchland durch vier Arten vertreten
iſt und deren Hauptmerkmal darin beſteht, daß die Frucht eine Flügel-
frucht (samara) iſt und die Blätter keine Nebenblättchen neben ſich haben.
Die Blüthen der Ahornarten ſind polygamiſch, d. h. auf einem und
demſelben Baume ſind ſie fruchtbare oder unfruchtbare Zwitter- und getrennt-
geſchlechtige, nämlich männliche Blüthen. Die Blüthe iſt eine vollſtändige
(LXXVIII. Fig. 2.), d. h. ſie hat 5 Kelchzipfel, 5 Kronenblätter und, zum
Theil, beiderlei Befruchtungsorgane, nämlich 5 bis 10 Staubgefäße und
1 Stempel mit einem zweifächerigen Fruchtknoten (5. 6.) und einem in
2 zurückgebogenen Narben geſpaltenen Griffel (2. 3.). Den Mittelpunkt der
Blüthe bildet ein kreisrunder etwas ausgekerbter ſchwieliger Fruchtboden,
der namentlich an den blos männlichen Blüthen (4.) ſehr ausgebildet iſt.
Aus jeder Hälfte des Fruchtknotens wird eine Flügelfrucht, welche den
großen zungenförmigen Flügel blos an dem auswärts gekehrten Umfange
trägt, während, indem eine Doppelflügelfrucht entſteht, beide Hälften mit
der entgegengeſetzten Seite mittels eines Fadens mit einander verbunden
ſind (7.) und ſich erſt bei der Samenreife trennen. Jede der beiden
Früchte enthält durch Fehlſchlagen der übrigen Samenknospen (6.) nur
1 Samen (8.), aus welchem ſich beim Keimen ſehr große zungenförmige
oberirdiſche Samenlappen entwickeln. Die Ahornblätter ſind kreuzweiſe
gegenſtändig. Ebenſo ſtehen natürlich am Triebe die Knospen und an
dieſen die Schuppen. Das Holz aller Ahornarten iſt feſt und dicht und
daher ſehr geſchätzt. Zwei unſerer einheimiſchen Arten ſind Bäume erſten
oder wenigſtens zweiten Ranges.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/573>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.