Forstmann nicht, verzichtleistend den Sand- und Haideboden den Sand- und Haidepflanzen zu überlassen; er müht sich, ihn für seine Bäume zu erobern, eine Aufgabe, deren Schwierigkeit wir schon auf unsern ersten Seiten dadurch wesentlich vermehrt fanden, daß sehr oft Derjenige die Erfolge nicht erlebt, der die Arbeit gemacht hat, mithin die Zweckmäßig- keit seiner Arbeit nicht prüfen konnte.
Vielleicht ist es hier zum erstenmale in unserem Buche nicht blos zu- lässig, sondern geboten, dem deutschen Walde ein fremdes Element bei- zumengen. Sind uns auch Kiefer und Birke sattsam als die zwei genüg- samsten Bäume bekannt, so können wir gleichwohl an hundert Orten Deutschlands sehen, daß auf dürrem Sandboden ihre geduldige Genügsam- keit doch zu Ende geht. Ein nordamerikanischer und ein chinesischer Baum sind "vielleicht, ja ich möchte sagen wahrscheinlich berufen, die norddeutschen Sandwüsten in Laubwälder umzuwandeln."*) Es sind diese die seit dem Jahre 1600 in Europa aus Canada von Jean Robin eingeführte Akazie oder besser Robinie, Robinia pseudoacacia L. und der Götterbaum, Ailanthus glandulosa Desfont., aus China, zwei Bäume, welche die äußerste Genügsamkeit mit den Vorzügen vortrefflichen Holzes und förder- samer Bodenverbesserung durch reichen Laubfall verbinden.
Der Rath, mit diesen beiden schönen Bäumen Versuche anzustellen, die Sandflächen nutzbar zu machen, ist übrigens schon sehr alt, wenigstens hinsichtlich der Robinie, und man hat alle Ursache zu fragen, weshalb die Forstwirthschaft nicht mit dieser beharrliche, aber eben beharrliche Versuche angestellt habe. Es ist wahrhaftig an der Zeit, sich mit aller Kraft der Verminderung des Waldes entgegenzustemmen. Dies muß in der Weise versucht werden, daß bisher unbenutzte oder für ertragsunfähig gehaltene Flächen für den Wald gewonnen werden, da von den Privat- und Gemeindewaldungen jährlich nicht unbedeutende Strecken der Forstwirth- schaft für immer entzogen und dem reichlicher wenigstens schneller ver- zinsenden Feldbau zugewiesen werden.
Wir gehen zu einer anderen Form des Waldes über, für welche ich nirgends eine allgemein geltende Bezeichnung finde, vielleicht deshalb,
*) Der Götterbaum; ein Artikel mit Abbildungen in Nr. 1. des Jahrg. 1862 von meiner bei der Linde (S. 545.) erwähnten Zeitschrift "Aus der Heimath".
Roßmäßler, der Wald. 36
Forſtmann nicht, verzichtleiſtend den Sand- und Haideboden den Sand- und Haidepflanzen zu überlaſſen; er müht ſich, ihn für ſeine Bäume zu erobern, eine Aufgabe, deren Schwierigkeit wir ſchon auf unſern erſten Seiten dadurch weſentlich vermehrt fanden, daß ſehr oft Derjenige die Erfolge nicht erlebt, der die Arbeit gemacht hat, mithin die Zweckmäßig- keit ſeiner Arbeit nicht prüfen konnte.
Vielleicht iſt es hier zum erſtenmale in unſerem Buche nicht blos zu- läſſig, ſondern geboten, dem deutſchen Walde ein fremdes Element bei- zumengen. Sind uns auch Kiefer und Birke ſattſam als die zwei genüg- ſamſten Bäume bekannt, ſo können wir gleichwohl an hundert Orten Deutſchlands ſehen, daß auf dürrem Sandboden ihre geduldige Genügſam- keit doch zu Ende geht. Ein nordamerikaniſcher und ein chineſiſcher Baum ſind „vielleicht, ja ich möchte ſagen wahrſcheinlich berufen, die norddeutſchen Sandwüſten in Laubwälder umzuwandeln.“*) Es ſind dieſe die ſeit dem Jahre 1600 in Europa aus Canada von Jean Robin eingeführte Akazie oder beſſer Robinie, Robinia pseudoacacia L. und der Götterbaum, Ailanthus glandulosa Desfont., aus China, zwei Bäume, welche die äußerſte Genügſamkeit mit den Vorzügen vortrefflichen Holzes und förder- ſamer Bodenverbeſſerung durch reichen Laubfall verbinden.
Der Rath, mit dieſen beiden ſchönen Bäumen Verſuche anzuſtellen, die Sandflächen nutzbar zu machen, iſt übrigens ſchon ſehr alt, wenigſtens hinſichtlich der Robinie, und man hat alle Urſache zu fragen, weshalb die Forſtwirthſchaft nicht mit dieſer beharrliche, aber eben beharrliche Verſuche angeſtellt habe. Es iſt wahrhaftig an der Zeit, ſich mit aller Kraft der Verminderung des Waldes entgegenzuſtemmen. Dies muß in der Weiſe verſucht werden, daß bisher unbenutzte oder für ertragsunfähig gehaltene Flächen für den Wald gewonnen werden, da von den Privat- und Gemeindewaldungen jährlich nicht unbedeutende Strecken der Forſtwirth- ſchaft für immer entzogen und dem reichlicher wenigſtens ſchneller ver- zinſenden Feldbau zugewieſen werden.
Wir gehen zu einer anderen Form des Waldes über, für welche ich nirgends eine allgemein geltende Bezeichnung finde, vielleicht deshalb,
*) Der Götterbaum; ein Artikel mit Abbildungen in Nr. 1. des Jahrg. 1862 von meiner bei der Linde (S. 545.) erwähnten Zeitſchrift „Aus der Heimath“.
Roßmäßler, der Wald. 36
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und Haidepflanzen zu überlaſſen; er müht ſich, ihn für ſeine Bäume zu
erobern, eine Aufgabe, deren Schwierigkeit wir ſchon auf unſern erſten
Seiten dadurch weſentlich vermehrt fanden, daß ſehr oft Derjenige die
Erfolge nicht erlebt, der die Arbeit gemacht hat, mithin die Zweckmäßig-
keit ſeiner Arbeit nicht prüfen konnte.
Vielleicht iſt es hier zum erſtenmale in unſerem Buche nicht blos zu-
läſſig, ſondern geboten, dem deutſchen Walde ein fremdes Element bei-
zumengen. Sind uns auch Kiefer und Birke ſattſam als die zwei genüg-
ſamſten Bäume bekannt, ſo können wir gleichwohl an hundert Orten
Deutſchlands ſehen, daß auf dürrem Sandboden ihre geduldige Genügſam-
keit doch zu Ende geht. Ein nordamerikaniſcher und ein chineſiſcher Baum
ſind „vielleicht, ja ich möchte ſagen wahrſcheinlich berufen, die norddeutſchen
Sandwüſten in Laubwälder umzuwandeln.“ *) Es ſind dieſe die ſeit dem
Jahre 1600 in Europa aus Canada von Jean Robin eingeführte Akazie
oder beſſer Robinie, Robinia pseudoacacia L. und der Götterbaum,
Ailanthus glandulosa Desfont., aus China, zwei Bäume, welche die
äußerſte Genügſamkeit mit den Vorzügen vortrefflichen Holzes und förder-
ſamer Bodenverbeſſerung durch reichen Laubfall verbinden.
Der Rath, mit dieſen beiden ſchönen Bäumen Verſuche anzuſtellen,
die Sandflächen nutzbar zu machen, iſt übrigens ſchon ſehr alt, wenigſtens
hinſichtlich der Robinie, und man hat alle Urſache zu fragen, weshalb die
Forſtwirthſchaft nicht mit dieſer beharrliche, aber eben beharrliche Verſuche
angeſtellt habe. Es iſt wahrhaftig an der Zeit, ſich mit aller Kraft der
Verminderung des Waldes entgegenzuſtemmen. Dies muß in der Weiſe
verſucht werden, daß bisher unbenutzte oder für ertragsunfähig gehaltene
Flächen für den Wald gewonnen werden, da von den Privat- und
Gemeindewaldungen jährlich nicht unbedeutende Strecken der Forſtwirth-
ſchaft für immer entzogen und dem reichlicher wenigſtens ſchneller ver-
zinſenden Feldbau zugewieſen werden.
Wir gehen zu einer anderen Form des Waldes über, für welche ich
nirgends eine allgemein geltende Bezeichnung finde, vielleicht deshalb,
*) Der Götterbaum; ein Artikel mit Abbildungen in Nr. 1. des Jahrg. 1862 von
meiner bei der Linde (S. 545.) erwähnten Zeitſchrift „Aus der Heimath“.
Roßmäßler, der Wald. 36
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/617>, abgerufen am 23.12.2024.
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