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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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„Man wird es nicht dahin kommen laſſen. Mein „internationaler
Congreß der Zukunft“ ſteht vielleicht nahe bevor. Es wird eine
ſchöne Aufgabe ſein, an der Hand der Wiſſenſchaft für das
Wohl der kommenden Geſchlechter zu ſorgen.
*)

Kehren wir noch einmal zu ruhiger Betrachtung in den Gebirgswald
zurück. Wie ich ihn ſchon vorhin nannte: wie ein grüner Mantel breitet er
ſich über das weite Gebirge aus, ſich innig deſſen Faltungen anſchmiegend.
Ja er iſt recht eigentlich ein dicker wolliger Mantel, und ich ſcheue eine
gewiſſe Trivialität des Vergleiches nicht, indem ich hinzufüge, wie auch
ein ſolcher erſtaunliche Maſſen Regenwaſſers aufſaugt und nur tropfen-
weiſe an ſeinem Rande wieder abgiebt, etwas reichlicher, wo er ſich in
eine ſcharfe Falte bricht. Genau ſo macht es der Gebirgswald. Er fängt
in ſeiner bis tief hinab aufſaugungsfähigen Bodendecke unermeßliche
Mengen von Regenwaſſer und von ſchmelzendem Schneewaſſer auf, um es
in die Adern ſeines felſigen Innern zu leiten und nur ſparſam als Quell-
waſſer wieder herzugeben.

Es iſt eine der bedeutſamſten, eine durch zahlreiche Beobachtungen
feſtgeſtellte Wahrheit der phyſiſchen Geographie, daß die Quellen durchaus
nicht aus einem urſprünglichen Waſſervorrath in der Erdtiefe ſtammen,
ſondern daß ſie immer und überall nur das zurückgegebene Waſſer ſind,
welches die Erdoberfläche als Schnee und Regen von der Atmoſphäre
bekommen hatte. Man kann an dieſer Stelle dieſe Wahrheit nicht ein-
dringlich genug betonen, weil es eben von den allermeiſten Menſchen
nicht ſo angeſehen wird, welche im Gegentheil glauben, unterirdiſche
Waſſerbehälter, die von Anfang an da ſeien, ſpeiſten die Quellen.

Die Rückkehr von dieſem Irrthum, von dieſem in Beziehung auf
den Wald verhängnißvollem Irrthum, iſt daher zugleich die Gewinnung
des richtigen Verſtändniſſes für den Gebirgswald. Er iſt die ſparſame
Hand, welche der Ebene das Waſſer nach Bedürfniß zumißt und ebenſo
Mangel wie ſchädlichen Ueberfluß von ihr abwendet.

In allen Erdtheilen hat man Beobachtungen geſammelt, aus denen un-
zweifelhaft hervorgeht, daß der Reichthum der beſtändigen Quellen
unmittelbar von der Bewaldung der Höhen abhängig iſt.

*) A. a. O. S. 406.

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/625>, abgerufen am 12.01.2025.