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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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felsiges Terrain zu durchschneiden hat. Mit dem Ende der vielleicht eine
Viertelstunde langen Schneiße an dem richtigen Punkte herauszukommen ist
keine so leichte Aufgabe, welche übrigens nicht das Amt des Revierver-
walters sondern des Forstvermessers, Forstgeometers, ist; in allen deutschen
Staaten eine besondere Beamten-Klasse.

Es liegt auf der Hand, daß in einem sehr ungleich bestandenen und
aus zum Theil sehr kleinen und unregelmäßig gestalteten Beständen zu-
sammengesetzen Reviere bei Anlegung des Schneißennetzes auf diese
Bestandsverschiedenheit geringe oder keine Rücksicht genommen werden kann.
Die zu nehmenden Rücksichten sind meist anderer Art, theils aus dem
gegenwärtigen Zustande des Reviers, theils aus demjenigen im Voraus
entnommen, den das Revier in Zukunft erhalten soll, was wir schon
errathen, wenn wir unsere beiden Karten mit einander vergleichen. Gegen-
wärtig sieht das Revier so aus, wie es unsere erste Karte zeigt, wie es
werden soll zeigt die zweite.

Nächste Berücksichtigung erheischen die Terrain- und Bodenverhältnisse
und die herrschende Windrichtung. Durch das Krottendorfer Revier fließt
in einem ziemlich tief eingeschnittenen Thale von Süd nach Nord *) ein
Bach, die große Mittweide, und theilt das ganze Revier in eine westliche
und eine östliche Hälfte. Wir sehen, daß die Anordnung der Wirthschaftsbezirke
auf diesen theilenden Bach bezogen ist. Die Schneißen sind zunächst an der
westlichen Grenze und dann in der ganzen östlichen Hälfte so geführt, daß
der herrschende Westwind nicht in sie hinein kann; auf dem Abhange nach
dem Bache hin fallen die Schneißen der Wirthschaftsbezirke L, J, F, E, B
ohne Rücksicht hierauf gegen den Bach ein, weil hier die nach Ost ein-
hängende Lage vor dem Winde schützt. Die Felsenklippen sind auf beiden
Hängen angegeben, roth auf der Bestandskarte, weiß auf dem Hauungs-
plane. Die Wirthschaftsstreifen und die Schneißen, erstere in Sachsen
jetzt zwei Ruthen (a 7 Ellen 14 Zoll) breit, die letzteren viel schmaler,
sind von allem Holze befreit und können daher, wenn das Terrain es er-
laubt, auch als Wege zur Holzabfuhre und anderen Waldgeschäften dienen.

*) Wir haben hierbei die oben in der linken Ecke der Karten angebrachte Orientirung
zu berücksichtigen, und zum Verständniß des Nachfolgenden die Karten so zu legen, daß
"Hammerwerk Obermittweida" oben liegt.

felſiges Terrain zu durchſchneiden hat. Mit dem Ende der vielleicht eine
Viertelſtunde langen Schneiße an dem richtigen Punkte herauszukommen iſt
keine ſo leichte Aufgabe, welche übrigens nicht das Amt des Revierver-
walters ſondern des Forſtvermeſſers, Forſtgeometers, iſt; in allen deutſchen
Staaten eine beſondere Beamten-Klaſſe.

Es liegt auf der Hand, daß in einem ſehr ungleich beſtandenen und
aus zum Theil ſehr kleinen und unregelmäßig geſtalteten Beſtänden zu-
ſammengeſetzen Reviere bei Anlegung des Schneißennetzes auf dieſe
Beſtandsverſchiedenheit geringe oder keine Rückſicht genommen werden kann.
Die zu nehmenden Rückſichten ſind meiſt anderer Art, theils aus dem
gegenwärtigen Zuſtande des Reviers, theils aus demjenigen im Voraus
entnommen, den das Revier in Zukunft erhalten ſoll, was wir ſchon
errathen, wenn wir unſere beiden Karten mit einander vergleichen. Gegen-
wärtig ſieht das Revier ſo aus, wie es unſere erſte Karte zeigt, wie es
werden ſoll zeigt die zweite.

Nächſte Berückſichtigung erheiſchen die Terrain- und Bodenverhältniſſe
und die herrſchende Windrichtung. Durch das Krottendorfer Revier fließt
in einem ziemlich tief eingeſchnittenen Thale von Süd nach Nord *) ein
Bach, die große Mittweide, und theilt das ganze Revier in eine weſtliche
und eine öſtliche Hälfte. Wir ſehen, daß die Anordnung der Wirthſchaftsbezirke
auf dieſen theilenden Bach bezogen iſt. Die Schneißen ſind zunächſt an der
weſtlichen Grenze und dann in der ganzen öſtlichen Hälfte ſo geführt, daß
der herrſchende Weſtwind nicht in ſie hinein kann; auf dem Abhange nach
dem Bache hin fallen die Schneißen der Wirthſchaftsbezirke L, J, F, E, B
ohne Rückſicht hierauf gegen den Bach ein, weil hier die nach Oſt ein-
hängende Lage vor dem Winde ſchützt. Die Felſenklippen ſind auf beiden
Hängen angegeben, roth auf der Beſtandskarte, weiß auf dem Hauungs-
plane. Die Wirthſchaftsſtreifen und die Schneißen, erſtere in Sachſen
jetzt zwei Ruthen (à 7 Ellen 14 Zoll) breit, die letzteren viel ſchmaler,
ſind von allem Holze befreit und können daher, wenn das Terrain es er-
laubt, auch als Wege zur Holzabfuhre und anderen Waldgeſchäften dienen.

*) Wir haben hierbei die oben in der linken Ecke der Karten angebrachte Orientirung
zu berückſichtigen, und zum Verſtändniß des Nachfolgenden die Karten ſo zu legen, daß
„Hammerwerk Obermittweida“ oben liegt.
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[586/0642] felſiges Terrain zu durchſchneiden hat. Mit dem Ende der vielleicht eine Viertelſtunde langen Schneiße an dem richtigen Punkte herauszukommen iſt keine ſo leichte Aufgabe, welche übrigens nicht das Amt des Revierver- walters ſondern des Forſtvermeſſers, Forſtgeometers, iſt; in allen deutſchen Staaten eine beſondere Beamten-Klaſſe. Es liegt auf der Hand, daß in einem ſehr ungleich beſtandenen und aus zum Theil ſehr kleinen und unregelmäßig geſtalteten Beſtänden zu- ſammengeſetzen Reviere bei Anlegung des Schneißennetzes auf dieſe Beſtandsverſchiedenheit geringe oder keine Rückſicht genommen werden kann. Die zu nehmenden Rückſichten ſind meiſt anderer Art, theils aus dem gegenwärtigen Zuſtande des Reviers, theils aus demjenigen im Voraus entnommen, den das Revier in Zukunft erhalten ſoll, was wir ſchon errathen, wenn wir unſere beiden Karten mit einander vergleichen. Gegen- wärtig ſieht das Revier ſo aus, wie es unſere erſte Karte zeigt, wie es werden ſoll zeigt die zweite. Nächſte Berückſichtigung erheiſchen die Terrain- und Bodenverhältniſſe und die herrſchende Windrichtung. Durch das Krottendorfer Revier fließt in einem ziemlich tief eingeſchnittenen Thale von Süd nach Nord *) ein Bach, die große Mittweide, und theilt das ganze Revier in eine weſtliche und eine öſtliche Hälfte. Wir ſehen, daß die Anordnung der Wirthſchaftsbezirke auf dieſen theilenden Bach bezogen iſt. Die Schneißen ſind zunächſt an der weſtlichen Grenze und dann in der ganzen öſtlichen Hälfte ſo geführt, daß der herrſchende Weſtwind nicht in ſie hinein kann; auf dem Abhange nach dem Bache hin fallen die Schneißen der Wirthſchaftsbezirke L, J, F, E, B ohne Rückſicht hierauf gegen den Bach ein, weil hier die nach Oſt ein- hängende Lage vor dem Winde ſchützt. Die Felſenklippen ſind auf beiden Hängen angegeben, roth auf der Beſtandskarte, weiß auf dem Hauungs- plane. Die Wirthſchaftsſtreifen und die Schneißen, erſtere in Sachſen jetzt zwei Ruthen (à 7 Ellen 14 Zoll) breit, die letzteren viel ſchmaler, ſind von allem Holze befreit und können daher, wenn das Terrain es er- laubt, auch als Wege zur Holzabfuhre und anderen Waldgeſchäften dienen. *) Wir haben hierbei die oben in der linken Ecke der Karten angebrachte Orientirung zu berückſichtigen, und zum Verſtändniß des Nachfolgenden die Karten ſo zu legen, daß „Hammerwerk Obermittweida“ oben liegt.

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/642>, abgerufen am 17.06.2024.