große Verschiedenheiten. Auf 621/20 erhitzter Quarzsand brauchte 31/2 Stunden um auf 21,00 abzukühlen, Humus dagegen blos 1 Stunde 43 Minuten.
8) Endlich ist die Erwärmungsfähigkeit des Bodens durch die Sonnenstrahlen von großer Bedeutung und von nicht unbedeutender Verschiedenheit. Dabei kommt es besonders auf die Farbe desselben, auf den Feuchtigkeitsgrad, auf die Dichtigkeit und auf den Winkel an, unter welchem er von den Sonnenstrahlen getroffen wird. Schon wegen seiner dunkeln Farbe erwärmt sich der humusreiche Boden am stärksten von allen.
Es ist in diesen acht Fragen zur Beurtheilung eines Waldbodens nichts enthalten, was ohne gelehrtes Wissen nicht verständlich wäre, es ist in ihnen nur das ausgesprochen -- und das gehört recht eigentlich in dieses Volksbuch vom Walde -- was uns von einer nachdenklichen Be- trachtung der Natur als unser ungekannter Wissensbesitz nachgewiesen wird.
Wir sind lange auf dem Waldboden herumgewandelt, aber sicher nicht ohne Vortheil davon gezogen zu haben. Wir haben den innigen Lebenszusammenhang zwischen ihm und dem Walde oder vielmehr den Bäumen -- denn ein Theil des Waldes ist er ja selbst -- erkannt und unsere Blicke, die wir aufwärts in die Wipfel richteten, wurden immer aufmerksamer und immer fragender und darum fühlen wir nun, daß wir uns mit Dem nicht begnügen können, was wir im dritten Abschnitte über den Baum mehr im Allgemeinen und nur vorbereitend erfuhren.
große Verſchiedenheiten. Auf 62½0 erhitzter Quarzſand brauchte 3½ Stunden um auf 21,00 abzukühlen, Humus dagegen blos 1 Stunde 43 Minuten.
8) Endlich iſt die Erwärmungsfähigkeit des Bodens durch die Sonnenſtrahlen von großer Bedeutung und von nicht unbedeutender Verſchiedenheit. Dabei kommt es beſonders auf die Farbe deſſelben, auf den Feuchtigkeitsgrad, auf die Dichtigkeit und auf den Winkel an, unter welchem er von den Sonnenſtrahlen getroffen wird. Schon wegen ſeiner dunkeln Farbe erwärmt ſich der humusreiche Boden am ſtärkſten von allen.
Es iſt in dieſen acht Fragen zur Beurtheilung eines Waldbodens nichts enthalten, was ohne gelehrtes Wiſſen nicht verſtändlich wäre, es iſt in ihnen nur das ausgeſprochen — und das gehört recht eigentlich in dieſes Volksbuch vom Walde — was uns von einer nachdenklichen Be- trachtung der Natur als unſer ungekannter Wiſſensbeſitz nachgewieſen wird.
Wir ſind lange auf dem Waldboden herumgewandelt, aber ſicher nicht ohne Vortheil davon gezogen zu haben. Wir haben den innigen Lebenszuſammenhang zwiſchen ihm und dem Walde oder vielmehr den Bäumen — denn ein Theil des Waldes iſt er ja ſelbſt — erkannt und unſere Blicke, die wir aufwärts in die Wipfel richteten, wurden immer aufmerkſamer und immer fragender und darum fühlen wir nun, daß wir uns mit Dem nicht begnügen können, was wir im dritten Abſchnitte über den Baum mehr im Allgemeinen und nur vorbereitend erfuhren.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><list><item><pbfacs="#f0072"n="48"/>
große Verſchiedenheiten. Auf 62½<hirendition="#sup">0</hi> erhitzter Quarzſand brauchte 3½ Stunden<lb/>
um auf 21,<hirendition="#sub">0</hi><hirendition="#sup">0</hi> abzukühlen, Humus dagegen blos 1 Stunde 43 Minuten.</item><lb/><item>8) Endlich iſt die <hirendition="#g">Erwärmungsfähigkeit</hi> des Bodens durch die<lb/>
Sonnenſtrahlen von großer Bedeutung und von nicht unbedeutender<lb/>
Verſchiedenheit. Dabei kommt es beſonders auf die Farbe deſſelben, auf<lb/>
den Feuchtigkeitsgrad, auf die Dichtigkeit und auf den Winkel an, unter<lb/>
welchem er von den Sonnenſtrahlen getroffen wird. Schon wegen ſeiner<lb/>
dunkeln Farbe erwärmt ſich der humusreiche Boden am ſtärkſten von allen.</item></list><lb/><p>Es iſt in dieſen acht Fragen zur Beurtheilung eines Waldbodens<lb/>
nichts enthalten, was ohne gelehrtes Wiſſen nicht verſtändlich wäre, es<lb/>
iſt in ihnen nur das ausgeſprochen — und das gehört recht eigentlich in<lb/>
dieſes Volksbuch vom Walde — was uns von einer nachdenklichen Be-<lb/>
trachtung der Natur als unſer ungekannter Wiſſensbeſitz nachgewieſen wird.</p><lb/><p>Wir ſind lange auf dem Waldboden herumgewandelt, aber ſicher<lb/>
nicht ohne Vortheil davon gezogen zu haben. Wir haben den innigen<lb/>
Lebenszuſammenhang zwiſchen ihm und dem Walde oder vielmehr den<lb/>
Bäumen — denn ein Theil des Waldes iſt er ja ſelbſt — erkannt und<lb/>
unſere Blicke, die wir aufwärts in die Wipfel richteten, wurden immer<lb/>
aufmerkſamer und immer fragender und darum fühlen wir nun, daß wir<lb/>
uns mit Dem nicht begnügen können, was wir im dritten Abſchnitte über<lb/>
den Baum mehr im Allgemeinen und nur vorbereitend erfuhren.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[48/0072]
große Verſchiedenheiten. Auf 62½0 erhitzter Quarzſand brauchte 3½ Stunden
um auf 21,00 abzukühlen, Humus dagegen blos 1 Stunde 43 Minuten.
8) Endlich iſt die Erwärmungsfähigkeit des Bodens durch die
Sonnenſtrahlen von großer Bedeutung und von nicht unbedeutender
Verſchiedenheit. Dabei kommt es beſonders auf die Farbe deſſelben, auf
den Feuchtigkeitsgrad, auf die Dichtigkeit und auf den Winkel an, unter
welchem er von den Sonnenſtrahlen getroffen wird. Schon wegen ſeiner
dunkeln Farbe erwärmt ſich der humusreiche Boden am ſtärkſten von allen.
Es iſt in dieſen acht Fragen zur Beurtheilung eines Waldbodens
nichts enthalten, was ohne gelehrtes Wiſſen nicht verſtändlich wäre, es
iſt in ihnen nur das ausgeſprochen — und das gehört recht eigentlich in
dieſes Volksbuch vom Walde — was uns von einer nachdenklichen Be-
trachtung der Natur als unſer ungekannter Wiſſensbeſitz nachgewieſen wird.
Wir ſind lange auf dem Waldboden herumgewandelt, aber ſicher
nicht ohne Vortheil davon gezogen zu haben. Wir haben den innigen
Lebenszuſammenhang zwiſchen ihm und dem Walde oder vielmehr den
Bäumen — denn ein Theil des Waldes iſt er ja ſelbſt — erkannt und
unſere Blicke, die wir aufwärts in die Wipfel richteten, wurden immer
aufmerkſamer und immer fragender und darum fühlen wir nun, daß wir
uns mit Dem nicht begnügen können, was wir im dritten Abſchnitte über
den Baum mehr im Allgemeinen und nur vorbereitend erfuhren.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/72>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.