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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Madame Corbet,
Lord vollkommen angebethet wurde; so bliebe er
dennoch resolvirt, demjenigen, so ihn heraus ge-
fordet, an bestimmtem Ort und um bestimmte Zeit
zu begegnen: Derowegen ersuchte er sie, sich keine
Mühe zu geben, seinen Vorsatz zu unterbrechen,
mit angehängter Drohung, woferne sie dieses thun
würde, wollte er seine Affection von ihr abwen-
den, denn er wäre entschlossen, zu fechten und lieber
zu sterben, als, gleich einer feigen Memme, conti-
nuir
lich mit Beschimpffung gemartert zu werden;
Und diesemnach machte er des Streits ein Ende,
indem er die Standes-Person, so sich erkühnet, ihre
Ehre durch den Nachdruck ihres Degens zu rächen,
verwundete und Wehr-loß machete.

Nunmehro befande sich Madame Corbet,
die eintzige Gottheit, so der Graf verehrete, gesegne-
ten Leibes, und ziemlich dicke; weßwegen er sie aufs
Land sande, woselbst sie, wie gesagt, die Früchte der
Keuschheit durch eine junge Tochter ablegte, welche
aber nach einen Monat alsbald wiederum verstar-
be. Die gantze Zeit ihrer Abwesenheit war diese
Dame das eintzige Objectum des Grafens sei-
ner Gedancken; Nachdem er aber zween Jahre mit
seiner Maitresse gelebet hatte, fieng seine Neigung
an, laulicht zu werden, und sich nach frischem Wild-
pret umzusehen. Sein Ehrgeitz war nicht gerin-
ger als seine Wollust, dahero unterstunde er sich,
seine Affection auf Jhro Majestät die Königin

Eli-

Madame Corbet,
Lord vollkommen angebethet wurde; ſo bliebe er
dennoch reſolvirt, demjenigen, ſo ihn heraus ge-
fordet, an beſtimmtem Ort und um beſtimmte Zeit
zu begegnen: Derowegen erſuchte er ſie, ſich keine
Muͤhe zu geben, ſeinen Vorſatz zu unterbrechen,
mit angehaͤngter Drohung, woferne ſie dieſes thun
wuͤrde, wollte er ſeine Affection von ihr abwen-
den, denn er waͤre entſchloſſen, zu fechten und lieber
zu ſterben, als, gleich einer feigen Memme, conti-
nuir
lich mit Beſchimpffung gemartert zu werden;
Und dieſemnach machte er des Streits ein Ende,
indem er die Standes-Perſon, ſo ſich erkuͤhnet, ihre
Ehre durch den Nachdruck ihres Degens zu raͤchen,
verwundete und Wehr-loß machete.

Nunmehro befande ſich Madame Corbet,
die eintzige Gottheit, ſo der Graf verehrete, geſegne-
ten Leibes, und ziemlich dicke; weßwegen er ſie aufs
Land ſande, woſelbſt ſie, wie geſagt, die Fruͤchte der
Keuſchheit durch eine junge Tochter ablegte, welche
aber nach einen Monat alsbald wiederum verſtar-
be. Die gantze Zeit ihrer Abweſenheit war dieſe
Dame das eintzige Objectum des Grafens ſei-
ner Gedancken; Nachdem er aber zween Jahre mit
ſeiner Maitreſſe gelebet hatte, fieng ſeine Neigung
an, laulicht zu werden, und ſich nach friſchem Wild-
pret umzuſehen. Sein Ehrgeitz war nicht gerin-
ger als ſeine Wolluſt, dahero unterſtunde er ſich,
ſeine Affection auf Jhro Majeſtaͤt die Koͤnigin

Eli-
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[90/0110] Madame Corbet, Lord vollkommen angebethet wurde; ſo bliebe er dennoch reſolvirt, demjenigen, ſo ihn heraus ge- fordet, an beſtimmtem Ort und um beſtimmte Zeit zu begegnen: Derowegen erſuchte er ſie, ſich keine Muͤhe zu geben, ſeinen Vorſatz zu unterbrechen, mit angehaͤngter Drohung, woferne ſie dieſes thun wuͤrde, wollte er ſeine Affection von ihr abwen- den, denn er waͤre entſchloſſen, zu fechten und lieber zu ſterben, als, gleich einer feigen Memme, conti- nuirlich mit Beſchimpffung gemartert zu werden; Und dieſemnach machte er des Streits ein Ende, indem er die Standes-Perſon, ſo ſich erkuͤhnet, ihre Ehre durch den Nachdruck ihres Degens zu raͤchen, verwundete und Wehr-loß machete. Nunmehro befande ſich Madame Corbet, die eintzige Gottheit, ſo der Graf verehrete, geſegne- ten Leibes, und ziemlich dicke; weßwegen er ſie aufs Land ſande, woſelbſt ſie, wie geſagt, die Fruͤchte der Keuſchheit durch eine junge Tochter ablegte, welche aber nach einen Monat alsbald wiederum verſtar- be. Die gantze Zeit ihrer Abweſenheit war dieſe Dame das eintzige Objectum des Grafens ſei- ner Gedancken; Nachdem er aber zween Jahre mit ſeiner Maitreſſe gelebet hatte, fieng ſeine Neigung an, laulicht zu werden, und ſich nach friſchem Wild- pret umzuſehen. Sein Ehrgeitz war nicht gerin- ger als ſeine Wolluſt, dahero unterſtunde er ſich, ſeine Affection auf Jhro Majeſtaͤt die Koͤnigin Eli-

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/110>, abgerufen am 21.11.2024.