verbunden gewesen seyn, daferne ihm dieser Sieg einige Mühe gekostet hätte: Vielleicht hätte er sich, sie zu erlangen, glückselig geschätzet, wenn er die Fa- tiguen der Liebe ausstehen und sie durch seine Ver- dienste und Geflissenheit erwerben müssen; Weil er sie aber ohne die geringste Verschwendung eines Seufftzers oder Thränen von ihren Eltern erhielte, so gereichete dasjenige, so zu seiner grössesten Glück- seligkeit gereichen sollen, zu seiner grössesten Unruhe und Unglückseligkeit. Er hatte wenig Neigung zu dem Joche das ihm Hymen auferleget, und hey- rathete bloß aus Gehorsam gegen seinen Vater, und aus Furcht, denselben zu beleidigen, der ihn ausser dem würde enterbet haben. "Allein, Hey- "rathen von dergleichen Gattung gerathen selten "nach Wunsch.
Und weil der Squire Cosens von Natur ge- neigt war, den Wechsel zu lieben, hielte er es schon vor sufficient, in gutem Verständnisse mit sei- nem Weibe zu leben. Gleich wie sie aber einen grossen Verstand besasse, und ihres Herrn Ge- müths-Neigungen gar wohl zu prüfen wuste; Also wurde sie auch einiger massen kaltsinnig, und be- friedigte sich darmit, daß sie auf ihrer Seite thäte, was sie schuldig sey, wenn sie gleich mit einer frucht- losen Tendresse nicht eben gar zu verschwende- risch umgienge. Kurtz darauf, nachdem er ver- heyrathet war, starb sem Vater und hinterließ ihm
sein
und der Hertzog von Buckingham.
verbunden geweſen ſeyn, daferne ihm dieſer Sieg einige Muͤhe gekoſtet haͤtte: Vielleicht haͤtte er ſich, ſie zu erlangen, gluͤckſelig geſchaͤtzet, wenn er die Fa- tiguen der Liebe ausſtehen und ſie durch ſeine Ver- dienſte und Gefliſſenheit erwerben muͤſſen; Weil er ſie aber ohne die geringſte Verſchwendung eines Seufftzers oder Thraͤnen von ihren Eltern erhielte, ſo gereichete dasjenige, ſo zu ſeiner groͤſſeſten Gluͤck- ſeligkeit gereichen ſollen, zu ſeiner groͤſſeſten Unruhe und Ungluͤckſeligkeit. Er hatte wenig Neigung zu dem Joche das ihm Hymen auferleget, und hey- rathete bloß aus Gehorſam gegen ſeinen Vater, und aus Furcht, denſelben zu beleidigen, der ihn auſſer dem wuͤrde enterbet haben. „Allein, Hey- „rathen von dergleichen Gattung gerathen ſelten „nach Wunſch.
Und weil der Squire Coſens von Natur ge- neigt war, den Wechſel zu lieben, hielte er es ſchon vor ſufficient, in gutem Verſtaͤndniſſe mit ſei- nem Weibe zu leben. Gleich wie ſie aber einen groſſen Verſtand beſaſſe, und ihres Herrn Ge- muͤths-Neigungen gar wohl zu pruͤfen wuſte; Alſo wurde ſie auch einiger maſſen kaltſinnig, und be- friedigte ſich darmit, daß ſie auf ihrer Seite thaͤte, was ſie ſchuldig ſey, wenn ſie gleich mit einer frucht- loſen Tendreſſe nicht eben gar zu verſchwende- riſch umgienge. Kurtz darauf, nachdem er ver- heyrathet war, ſtarb ſem Vater und hinterließ ihm
ſein
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und der Hertzog von Buckingham.
verbunden geweſen ſeyn, daferne ihm dieſer Sieg
einige Muͤhe gekoſtet haͤtte: Vielleicht haͤtte er ſich,
ſie zu erlangen, gluͤckſelig geſchaͤtzet, wenn er die Fa-
tiguen der Liebe ausſtehen und ſie durch ſeine Ver-
dienſte und Gefliſſenheit erwerben muͤſſen; Weil
er ſie aber ohne die geringſte Verſchwendung eines
Seufftzers oder Thraͤnen von ihren Eltern erhielte,
ſo gereichete dasjenige, ſo zu ſeiner groͤſſeſten Gluͤck-
ſeligkeit gereichen ſollen, zu ſeiner groͤſſeſten Unruhe
und Ungluͤckſeligkeit. Er hatte wenig Neigung zu
dem Joche das ihm Hymen auferleget, und hey-
rathete bloß aus Gehorſam gegen ſeinen Vater,
und aus Furcht, denſelben zu beleidigen, der ihn
auſſer dem wuͤrde enterbet haben. „Allein, Hey-
„rathen von dergleichen Gattung gerathen ſelten
„nach Wunſch.
Und weil der Squire Coſens von Natur ge-
neigt war, den Wechſel zu lieben, hielte er es ſchon
vor ſufficient, in gutem Verſtaͤndniſſe mit ſei-
nem Weibe zu leben. Gleich wie ſie aber einen
groſſen Verſtand beſaſſe, und ihres Herrn Ge-
muͤths-Neigungen gar wohl zu pruͤfen wuſte; Alſo
wurde ſie auch einiger maſſen kaltſinnig, und be-
friedigte ſich darmit, daß ſie auf ihrer Seite thaͤte,
was ſie ſchuldig ſey, wenn ſie gleich mit einer frucht-
loſen Tendreſſe nicht eben gar zu verſchwende-
riſch umgienge. Kurtz darauf, nachdem er ver-
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/113>, abgerufen am 19.07.2024.
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