bezahlen. Und gewißlich, sie hatte Reitzungen genug darzu; Auch geschicht es bißweilen, daß die Gedult, wenn sie zu hoch gespannet wird, zerreisset. Es kunnte nunmehro keine Versöhnung zwischen ihnen gemacht werden, biß ihre Servante wegae- schaffet war: Sie kriegte demnach den Lauff-Zettul, will sagen, ihren Abschied.
Nachdem nun der Madame Cosens Herr Vater nicht lange darnach Todes verfuhr, kam sie mit ihrem Ehe-Mann nach London, der Mey- nung, ihn von seinen Ausschweiffungen in der Liebe auf dem Lande, abzuhalten; Aber an statt einige Veränderung bey ihm allhier zu schaffen, wurde er immer schlimmer und schlimmer: Denn, weil er reich und jung war, liessen sich viele liederliche Weibs-Personen angelegen seyn, sein Hertz an sich zu ziehen. Dieses Glückes wuste er sich überaus wohl zu bedienen; Weil er aber von einem va- riablen und unbeständigen Humeur war, hatte er niemals einen so delicaten Geschmack von der Liebe, daß er sich bey einer en particulier allzu genau engagiret hätte; Es war ihm unmöglich, sich an einer genügen zu lassen, gestalt schwerlich ein Tag vergienge, da er nicht eine frische Maitresse versuchte; Und man verspührte mehr affectirte Geilheit und Vanität, als Liebe oder Sincerite, bey allen seinen Ausschweiffungen in der Liebe. Dieses Handwerck triebe er nun stetig; Diesen
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und der Hertzog von Buckingham.
bezahlen. Und gewißlich, ſie hatte Reitzungen genug darzu; Auch geſchicht es bißweilen, daß die Gedult, wenn ſie zu hoch geſpannet wird, zerreiſſet. Es kunnte nunmehro keine Verſoͤhnung zwiſchen ihnen gemacht werden, biß ihre Servante wegae- ſchaffet war: Sie kriegte demnach den Lauff-Zettul, will ſagen, ihren Abſchied.
Nachdem nun der Madame Coſens Herr Vater nicht lange darnach Todes verfuhr, kam ſie mit ihrem Ehe-Mann nach London, der Mey- nung, ihn von ſeinen Ausſchweiffungen in der Liebe auf dem Lande, abzuhalten; Aber an ſtatt einige Veraͤnderung bey ihm allhier zu ſchaffen, wurde er immer ſchlimmer und ſchlimmer: Denn, weil er reich und jung war, lieſſen ſich viele liederliche Weibs-Perſonen angelegen ſeyn, ſein Hertz an ſich zu ziehen. Dieſes Gluͤckes wuſte er ſich uͤberaus wohl zu bedienen; Weil er aber von einem va- riablen und unbeſtaͤndigen Humeur war, hatte er niemals einen ſo delicaten Geſchmack von der Liebe, daß er ſich bey einer en particulier allzu genau engagiret haͤtte; Es war ihm unmoͤglich, ſich an einer genuͤgen zu laſſen, geſtalt ſchwerlich ein Tag vergienge, da er nicht eine friſche Maitreſſe verſuchte; Und man verſpuͤhrte mehr affectirte Geilheit und Vanitaͤt, als Liebe oder Sincerité, bey allen ſeinen Ausſchweiffungen in der Liebe. Dieſes Handwerck triebe er nun ſtetig; Dieſen
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und der Hertzog von Buckingham.
bezahlen. Und gewißlich, ſie hatte Reitzungen
genug darzu; Auch geſchicht es bißweilen, daß die
Gedult, wenn ſie zu hoch geſpannet wird, zerreiſſet.
Es kunnte nunmehro keine Verſoͤhnung zwiſchen
ihnen gemacht werden, biß ihre Servante wegae-
ſchaffet war: Sie kriegte demnach den Lauff-Zettul,
will ſagen, ihren Abſchied.
Nachdem nun der Madame Coſens Herr
Vater nicht lange darnach Todes verfuhr, kam ſie
mit ihrem Ehe-Mann nach London, der Mey-
nung, ihn von ſeinen Ausſchweiffungen in der Liebe
auf dem Lande, abzuhalten; Aber an ſtatt einige
Veraͤnderung bey ihm allhier zu ſchaffen, wurde er
immer ſchlimmer und ſchlimmer: Denn, weil er
reich und jung war, lieſſen ſich viele liederliche
Weibs-Perſonen angelegen ſeyn, ſein Hertz an ſich
zu ziehen. Dieſes Gluͤckes wuſte er ſich uͤberaus
wohl zu bedienen; Weil er aber von einem va-
riablen und unbeſtaͤndigen Humeur war, hatte
er niemals einen ſo delicaten Geſchmack von der
Liebe, daß er ſich bey einer en particulier allzu
genau engagiret haͤtte; Es war ihm unmoͤglich,
ſich an einer genuͤgen zu laſſen, geſtalt ſchwerlich ein
Tag vergienge, da er nicht eine friſche Maitreſſe
verſuchte; Und man verſpuͤhrte mehr affectirte
Geilheit und Vanitaͤt, als Liebe oder Sincerité,
bey allen ſeinen Ausſchweiffungen in der Liebe.
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/115>, abgerufen am 16.02.2025.
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