licher Artigkeit vor, daß sich der Hertzog nicht ent- halten kunnte, ihre Hand zu fassen und solche mit einer ungemeinen Entzückung zu küssen. Endlich muste er seinen Abschied von ihr nehmen und sich nach Hause begeben, allwo er ihre ausbündige Schönheit und unvergleichlichen Verstand noch genauer betrachtete, welches seine Liebe zu einem so grossen Excesse verleitete, daß er seinen Kammer- Diener mit folgenden Zeilen an sie abschickte, um die Grösse seiner Leidenschafft desto lebhaffter und weitläufftiger auszudrucken:
Laß, Schönste! einen Blick auf diese Zeilen schiessen: Sie lieffern dir das Hertz von dem Ge- treusten ein, Der dich anietzo muß in den Gedancken küssen; Denn seine Liebe kan nicht mehr verborgen seyn. Weil er bey dir gesehn, was er noch nie er- blicket, Empfindet seine Brust, was er noch nie gespührt; Sein Geist ist nicht mehr sein, denn du hast ihn bestricket, Seit dem dein Augen-Strahl ihn wie ein Blitz gerührt. Mein Lieben ist vorhinindifferent gewesen; Jch fande niemals nichts, was mich ge- fangen nahm;
Und
Madame Coſens,
licher Artigkeit vor, daß ſich der Hertzog nicht ent- halten kunnte, ihre Hand zu faſſen und ſolche mit einer ungemeinen Entzuͤckung zu kuͤſſen. Endlich muſte er ſeinen Abſchied von ihr nehmen und ſich nach Hauſe begeben, allwo er ihre ausbuͤndige Schoͤnheit und unvergleichlichen Verſtand noch genauer betrachtete, welches ſeine Liebe zu einem ſo groſſen Exceſſe verleitete, daß er ſeinen Kammer- Diener mit folgenden Zeilen an ſie abſchickte, um die Groͤſſe ſeiner Leidenſchafft deſto lebhaffter und weitlaͤufftiger auszudrucken:
Laß, Schoͤnſte! einen Blick auf dieſe Zeilen ſchieſſen: Sie lieffern dir das Hertz von dem Ge- treuſten ein, Der dich anietzo muß in den Gedancken kuͤſſen; Denn ſeine Liebe kan nicht mehr verborgen ſeyn. Weil er bey dir geſehn, was er noch nie er- blicket, Empfindet ſeine Bruſt, was er noch nie geſpuͤhrt; Sein Geiſt iſt nicht mehr ſein, denn du haſt ihn beſtricket, Seit dem dein Augen-Strahl ihn wie ein Blitz geruͤhrt. Mein Lieben iſt vorhinindifferent geweſen; Jch fande niemals nichts, was mich ge- fangen nahm;
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Madame Coſens,
licher Artigkeit vor, daß ſich der Hertzog nicht ent-
halten kunnte, ihre Hand zu faſſen und ſolche mit
einer ungemeinen Entzuͤckung zu kuͤſſen. Endlich
muſte er ſeinen Abſchied von ihr nehmen und ſich
nach Hauſe begeben, allwo er ihre ausbuͤndige
Schoͤnheit und unvergleichlichen Verſtand noch
genauer betrachtete, welches ſeine Liebe zu einem ſo
groſſen Exceſſe verleitete, daß er ſeinen Kammer-
Diener mit folgenden Zeilen an ſie abſchickte, um
die Groͤſſe ſeiner Leidenſchafft deſto lebhaffter und
weitlaͤufftiger auszudrucken:
Laß, Schoͤnſte! einen Blick auf dieſe Zeilen
ſchieſſen:
Sie lieffern dir das Hertz von dem Ge-
treuſten ein,
Der dich anietzo muß in den Gedancken
kuͤſſen;
Denn ſeine Liebe kan nicht mehr verborgen
ſeyn.
Weil er bey dir geſehn, was er noch nie er-
blicket,
Empfindet ſeine Bruſt, was er noch nie
geſpuͤhrt;
Sein Geiſt iſt nicht mehr ſein, denn du haſt
ihn beſtricket,
Seit dem dein Augen-Strahl ihn wie ein
Blitz geruͤhrt.
Mein Lieben iſt vorhin indifferent geweſen;
Jch fande niemals nichts, was mich ge-
fangen nahm;
Und
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/118>, abgerufen am 16.02.2025.
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