Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Madame Churchill, und König Jacobus II. Freundschafft war, eine unter denen Staats-Da-men der Hertzogin von York abgab, brannte der schöne Feuer-Spiegel ihrer Gestalt so weit um sich, daß er auch das Hertzogliche Schlaff-Gemach mit verbothener Brunst entzündete: Der Hertzog von York hatte sich, mit einem Wort zu sagen, sterblich in sie verliebet; Weil aber ihr Hertz an dem Hertzoge von Monmouth hienge, machte sie Sr. Königl. Hoheit, dem Hertzog von York, gar schlechte Hoffnung in seiner Liebe glücklich zu seyn: Und weil derselbige von ihrem Liebes-Han- del auch schon Nachricht hatte, nahm er sich eins- mals, da er Madame Churchill allein antraff, Gelegenheit, nach einem kurtzen Discours von in- differenten Dingen, zu sagen: Madame, sie können die Liebe, so der Hertzog von Monmouth zu ihnen träget, nicht leug- nen, und man kan ohnschwer errathen, was zwischen ihnen beyden passiret; so sehr sie sich auch bemühen, solches vor mir zu verbergen. Meynen sie, Mada- me, daß ich mich so leichtlich betrügen lasse? Dieses, antwortete sie, ist mir noch nie in den Sinn gekommen, und ich ver- lange mir ihre Neigungen nicht höher, als sie sind, zu verpflichten: Denn ich kan ihnen nicht verhalten, daß sie mein Her- tze nicht gnugsam rühren, mich fähig zu ma- J
Madame Churchill, und Koͤnig Jacobus II. Freundſchafft war, eine unter denen Staats-Da-men der Hertzogin von York abgab, brannte der ſchoͤne Feuer-Spiegel ihrer Geſtalt ſo weit um ſich, daß er auch das Hertzogliche Schlaff-Gemach mit verbothener Brunſt entzuͤndete: Der Hertzog von York hatte ſich, mit einem Wort zu ſagen, ſterblich in ſie verliebet; Weil aber ihr Hertz an dem Hertzoge von Monmouth hienge, machte ſie Sr. Koͤnigl. Hoheit, dem Hertzog von York, gar ſchlechte Hoffnung in ſeiner Liebe gluͤcklich zu ſeyn: Und weil derſelbige von ihrem Liebes-Han- del auch ſchon Nachricht hatte, nahm er ſich eins- mals, da er Madame Churchill allein antraff, Gelegenheit, nach einem kurtzen Diſcours von in- differenten Dingen, zu ſagen: Madame, ſie koͤnnen die Liebe, ſo der Hertzog von Monmouth zu ihnen traͤget, nicht leug- nen, und man kan ohnſchwer errathen, was zwiſchen ihnen beyden paſſiret; ſo ſehr ſie ſich auch bemuͤhen, ſolches vor mir zu verbergen. Meynen ſie, Mada- me, daß ich mich ſo leichtlich betruͤgen laſſe? Dieſes, antwortete ſie, iſt mir noch nie in den Sinn gekommen, und ich ver- lange mir ihre Neigungen nicht hoͤher, als ſie ſind, zu verpflichten: Denn ich kan ihnen nicht verhalten, daß ſie mein Her- tze nicht gnugſam ruͤhren, mich faͤhig zu ma- J
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Madame Churchill, und Koͤnig Jacobus II.
Freundſchafft war, eine unter denen Staats-Da-
men der Hertzogin von York abgab, brannte
der ſchoͤne Feuer-Spiegel ihrer Geſtalt ſo weit um
ſich, daß er auch das Hertzogliche Schlaff-Gemach
mit verbothener Brunſt entzuͤndete: Der Hertzog
von York hatte ſich, mit einem Wort zu ſagen,
ſterblich in ſie verliebet; Weil aber ihr Hertz an
dem Hertzoge von Monmouth hienge, machte
ſie Sr. Koͤnigl. Hoheit, dem Hertzog von York,
gar ſchlechte Hoffnung in ſeiner Liebe gluͤcklich zu
ſeyn: Und weil derſelbige von ihrem Liebes-Han-
del auch ſchon Nachricht hatte, nahm er ſich eins-
mals, da er Madame Churchill allein antraff,
Gelegenheit, nach einem kurtzen Diſcours von in-
differenten Dingen, zu ſagen: Madame, ſie
koͤnnen die Liebe, ſo der Hertzog von
Monmouth zu ihnen traͤget, nicht leug-
nen, und man kan ohnſchwer errathen,
was zwiſchen ihnen beyden paſſiret; ſo
ſehr ſie ſich auch bemuͤhen, ſolches vor
mir zu verbergen. Meynen ſie, Mada-
me, daß ich mich ſo leichtlich betruͤgen
laſſe? Dieſes, antwortete ſie, iſt mir noch
nie in den Sinn gekommen, und ich ver-
lange mir ihre Neigungen nicht hoͤher,
als ſie ſind, zu verpflichten: Denn ich kan
ihnen nicht verhalten, daß ſie mein Her-
tze nicht gnugſam ruͤhren, mich faͤhig zu
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