Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.und der Hertzog von Albans. ction in seinen Augen, als mich dieseMuthmassung leichtlich glauben lässet; Alleine, Sir, satzte sie hinzu, regardiren sie nichts in meinen? Haben sie ihre Ge- wohnheit vergessen, das innerste meiner Seele daraus zu erkennen? Und wenn sie hinein sehen, können sie auch wohl glauben, daß ich so viel Gleichgültigkeit und Untreue lebendig ertragen könne? Bey welchen Worten sie ihn ernstlich in die Augen sahe. Gleichwie es nun schwer hergehet, die Bli- cke und Verweise einer Person, die man ohne Ursa- che verlassen, und welche dessen ungeachtet zu lie- ben doch nicht ablässet, zu erdulten: Also wurde er schamroth und gieng davon; Die Hertzogin aber schlug die Augen nieder, und saß eine gute Weile in Gedancken, dahero der Hertzog eilete, sie darvon aufzumuntern. Nachdem sie von ihrer Bestürtzung ein wenig Schö-
und der Hertzog von Albans. ction in ſeinen Augen, als mich dieſeMuthmaſſung leichtlich glauben laͤſſet; Alleine, Sir, ſatzte ſie hinzu, regardiren ſie nichts in meinen? Haben ſie ihre Ge- wohnheit vergeſſen, das innerſte meiner Seele daraus zu erkennen? Und wenn ſie hinein ſehen, koͤnnen ſie auch wohl glauben, daß ich ſo viel Gleichguͤltigkeit und Untreue lebendig ertragen koͤnne? Bey welchen Worten ſie ihn ernſtlich in die Augen ſahe. Gleichwie es nun ſchwer hergehet, die Bli- cke und Verweiſe einer Perſon, die man ohne Urſa- che verlaſſen, und welche deſſen ungeachtet zu lie- ben doch nicht ablaͤſſet, zu erdulten: Alſo wurde er ſchamroth und gieng davon; Die Hertzogin aber ſchlug die Augen nieder, und ſaß eine gute Weile in Gedancken, dahero der Hertzog eilete, ſie darvon aufzumuntern. Nachdem ſie von ihrer Beſtuͤrtzung ein wenig Schoͤ-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0161" n="141"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und der Hertzog von <hi rendition="#aq">Albans.</hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">ction</hi><hi rendition="#fr">in ſeinen Augen, als mich dieſe<lb/> Muthmaſſung leichtlich glauben laͤſſet;<lb/> Alleine,</hi><hi rendition="#aq">Sir,</hi> ſatzte ſie hinzu, <hi rendition="#aq">regardi</hi><hi rendition="#fr">ren ſie<lb/> nichts in meinen? Haben ſie ihre Ge-<lb/> wohnheit vergeſſen, das innerſte meiner<lb/> Seele daraus zu erkennen? Und wenn<lb/> ſie hinein ſehen, koͤnnen ſie auch wohl<lb/> glauben, daß ich ſo viel Gleichguͤltigkeit<lb/> und Untreue lebendig ertragen koͤnne?</hi><lb/> Bey welchen Worten ſie ihn ernſtlich in die Augen<lb/> ſahe. Gleichwie es nun ſchwer hergehet, die Bli-<lb/> cke und Verweiſe einer Perſon, die man ohne Urſa-<lb/> che verlaſſen, und welche deſſen ungeachtet zu lie-<lb/> ben doch nicht ablaͤſſet, zu erdulten: Alſo wurde<lb/> er ſchamroth und gieng davon; Die Hertzogin<lb/> aber ſchlug die Augen nieder, und ſaß eine gute<lb/> Weile in Gedancken, dahero der Hertzog eilete, ſie<lb/> darvon aufzumuntern.</p><lb/> <p>Nachdem ſie von ihrer Beſtuͤrtzung ein wenig<lb/> wieder zu ſich ſelbſt gekommen, ſagte ſie: <hi rendition="#fr">Wo-<lb/> ferne ſie mich uͤber dieſes alles, bey Dero<lb/> Vergnuͤglichkeit mit einer andern, nicht<lb/> fuͤr ungluͤckſelig genug achten, ſo thun<lb/> ſie nur zu meiner Quaal die grauſamſte<lb/> Marter, die nur erdacht werden kan, hin-<lb/> zu.</hi> Sie ſchiene uͤber dieſen Worten ſo geruͤhret<lb/> und <hi rendition="#aq">conſterni</hi>ret zu ſeyn, daß der Hertzog, wel-<lb/> cher vorhin mehr Neigung zu dieſer annehmlichen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Schoͤ-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [141/0161]
und der Hertzog von Albans.
ction in ſeinen Augen, als mich dieſe
Muthmaſſung leichtlich glauben laͤſſet;
Alleine, Sir, ſatzte ſie hinzu, regardiren ſie
nichts in meinen? Haben ſie ihre Ge-
wohnheit vergeſſen, das innerſte meiner
Seele daraus zu erkennen? Und wenn
ſie hinein ſehen, koͤnnen ſie auch wohl
glauben, daß ich ſo viel Gleichguͤltigkeit
und Untreue lebendig ertragen koͤnne?
Bey welchen Worten ſie ihn ernſtlich in die Augen
ſahe. Gleichwie es nun ſchwer hergehet, die Bli-
cke und Verweiſe einer Perſon, die man ohne Urſa-
che verlaſſen, und welche deſſen ungeachtet zu lie-
ben doch nicht ablaͤſſet, zu erdulten: Alſo wurde
er ſchamroth und gieng davon; Die Hertzogin
aber ſchlug die Augen nieder, und ſaß eine gute
Weile in Gedancken, dahero der Hertzog eilete, ſie
darvon aufzumuntern.
Nachdem ſie von ihrer Beſtuͤrtzung ein wenig
wieder zu ſich ſelbſt gekommen, ſagte ſie: Wo-
ferne ſie mich uͤber dieſes alles, bey Dero
Vergnuͤglichkeit mit einer andern, nicht
fuͤr ungluͤckſelig genug achten, ſo thun
ſie nur zu meiner Quaal die grauſamſte
Marter, die nur erdacht werden kan, hin-
zu. Sie ſchiene uͤber dieſen Worten ſo geruͤhret
und conſterniret zu ſeyn, daß der Hertzog, wel-
cher vorhin mehr Neigung zu dieſer annehmlichen
Schoͤ-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |