Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Madame Clark, Pfund an baarem Gelde, welches sie dieser jungenMademoiselle Clark zugedacht. Der Graf sahe wohl, daß er bey dieser ersten Aufwartung we- nig von dem Hertzen dieses holdseligen Frauenzim- mers gewonnen hatte, angesehen solches schon allzu sehr an einem Rechts-Gelehrten in Lincolns-Inn verpfändet war: Und demnach säumte er nicht, bey dem nächsten Besuch seine vornehmste Ad- dresse an ihre Groß-Mutter zu machen. Diese erbare Matrone wuste nun gar wohl, daß der Graf vermählet war, und also kein anderes Ziel, als die Verunehrung ihrer Enckelin, oder wenig- stens den Vorsatz, sie zu seiner Concubine zu halten, haben kunnte; Dennoch war die Con- versation und höfliche Submission, nebst de- nen köstlichen Presenten, die er ihr brachte, solche gewaltsame Versuchungen, daß sie seine Anforde- rungen nicht nur gedultig anhörete, sondern ihm auch verhiesse, ihrer Enckelin die Ehre seines Aner- biethens so nachdrücklich vorzutragen, daß er keine Ursache sich über sie zu beschweren haben sollte. Nun wurde Mademoiselle Clark auf beyden Seiten bestürmet; Sie blieb aber deneu Anfällen des Grafen, und der Verrätherey des alten Wei- bes zum Trotz unbeweglich: Ob nun eine würck- liche Tugend, oder etwas unanständiges an des Grafen Person, oder die Beständigkeit gegen ihren Liebsten, Ursache daran war, kan so leichtlich nicht ent-
Madame Clark, Pfund an baarem Gelde, welches ſie dieſer jungenMademoiſelle Clark zugedacht. Der Graf ſahe wohl, daß er bey dieſer erſten Aufwartung we- nig von dem Hertzen dieſes holdſeligen Frauenzim- mers gewonnen hatte, angeſehen ſolches ſchon allzu ſehr an einem Rechts-Gelehrten in Lincolns-Inn verpfaͤndet war: Und demnach ſaͤumte er nicht, bey dem naͤchſten Beſuch ſeine vornehmſte Ad- dreſſe an ihre Groß-Mutter zu machen. Dieſe erbare Matrone wuſte nun gar wohl, daß der Graf vermaͤhlet war, und alſo kein anderes Ziel, als die Verunehrung ihrer Enckelin, oder wenig- ſtens den Vorſatz, ſie zu ſeiner Concubine zu halten, haben kunnte; Dennoch war die Con- verſation und hoͤfliche Submiſſion, nebſt de- nen koͤſtlichen Preſenten, die er ihr brachte, ſolche gewaltſame Verſuchungen, daß ſie ſeine Anforde- rungen nicht nur gedultig anhoͤrete, ſondern ihm auch verhieſſe, ihrer Enckelin die Ehre ſeines Aner- biethens ſo nachdruͤcklich vorzutragen, daß er keine Urſache ſich uͤber ſie zu beſchweren haben ſollte. Nun wurde Mademoiſelle Clark auf beyden Seiten beſtuͤrmet; Sie blieb aber deneu Anfaͤllen des Grafen, und der Verraͤtherey des alten Wei- bes zum Trotz unbeweglich: Ob nun eine wuͤrck- liche Tugend, oder etwas unanſtaͤndiges an des Grafen Perſon, oder die Beſtaͤndigkeit gegen ihren Liebſten, Urſache daran war, kan ſo leichtlich nicht ent-
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Madame Clark,
Pfund an baarem Gelde, welches ſie dieſer jungen
Mademoiſelle Clark zugedacht. Der Graf
ſahe wohl, daß er bey dieſer erſten Aufwartung we-
nig von dem Hertzen dieſes holdſeligen Frauenzim-
mers gewonnen hatte, angeſehen ſolches ſchon allzu
ſehr an einem Rechts-Gelehrten in Lincolns-Inn
verpfaͤndet war: Und demnach ſaͤumte er nicht,
bey dem naͤchſten Beſuch ſeine vornehmſte Ad-
dreſſe an ihre Groß-Mutter zu machen. Dieſe
erbare Matrone wuſte nun gar wohl, daß der
Graf vermaͤhlet war, und alſo kein anderes Ziel,
als die Verunehrung ihrer Enckelin, oder wenig-
ſtens den Vorſatz, ſie zu ſeiner Concubine zu
halten, haben kunnte; Dennoch war die Con-
verſation und hoͤfliche Submiſſion, nebſt de-
nen koͤſtlichen Preſenten, die er ihr brachte, ſolche
gewaltſame Verſuchungen, daß ſie ſeine Anforde-
rungen nicht nur gedultig anhoͤrete, ſondern ihm
auch verhieſſe, ihrer Enckelin die Ehre ſeines Aner-
biethens ſo nachdruͤcklich vorzutragen, daß er keine
Urſache ſich uͤber ſie zu beſchweren haben ſollte.
Nun wurde Mademoiſelle Clark auf beyden
Seiten beſtuͤrmet; Sie blieb aber deneu Anfaͤllen
des Grafen, und der Verraͤtherey des alten Wei-
bes zum Trotz unbeweglich: Ob nun eine wuͤrck-
liche Tugend, oder etwas unanſtaͤndiges an des
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