Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und der Graf von Warwick.
überflüßig mit denen auserlesensten von allen Ma-
teri
en angefüllet war: Dieses machte ihn überall
angenehm, und daß iedermann seine Person in
Conversation gerne um sich hatte: Alle seine
Discourse waren so keusch und honnett, als
sinnreich und kurtzweilig sie heraus kamen: Er ge-
brauchte nie zweydeutige Worte, oder einige un-
züchtige Expression, wenn er sich auch noch so
lustig erwiese: So stach er auch keinen Menschen
iemals mit Satyrischer Spitzfindigkeit an, und
liesse dergleichen bey keiner Gelegenheit von sich
mercken: Das eintzige, wormit er bißweilen seinen
Spaß triebe, war die Liebe; er nahm sich aber all-
zeit inacht, daß sein Estim und Veneration ge-
gen das schöne Geschlecht so groß schiene, als der
Trotz, den er dessen Schönheit und ihrer Gewalt
bothe. Uber dieses letztere war sich bey einer Per-
son von seinem Temperament und politischen
Aufführung gegen Mabellah am allermeisten zu
verwundern: Diese war noch nie in Gesellschafft
einer Manns-Person gewesen, da sie nicht mehr
oder weniger, entweder aus dem Angesicht, Rede
oder Thun, angemercket, daß der durchdringende
Glantz von ihren Augen einigen Eindruck in die
Seelen gemacht hätte; Nur der Graf allein schie-
ne fähig, solche mit einer ungezwungenen Freyheit
des Gemüthes gleichgültig anzusehen. Nun er-
wege man, was für seltsame und verkehrte Creatu-

ren
L

und der Graf von Warwick.
uͤberfluͤßig mit denen auserleſenſten von allen Ma-
teri
en angefuͤllet war: Dieſes machte ihn uͤberall
angenehm, und daß iedermann ſeine Perſon in
Converſation gerne um ſich hatte: Alle ſeine
Diſcourſe waren ſo keuſch und honnett, als
ſinnreich und kurtzweilig ſie heraus kamen: Er ge-
brauchte nie zweydeutige Worte, oder einige un-
zuͤchtige Expreſſion, wenn er ſich auch noch ſo
luſtig erwieſe: So ſtach er auch keinen Menſchen
iemals mit Satyriſcher Spitzfindigkeit an, und
lieſſe dergleichen bey keiner Gelegenheit von ſich
mercken: Das eintzige, wormit er bißweilen ſeinen
Spaß triebe, war die Liebe; er nahm ſich aber all-
zeit inacht, daß ſein Eſtim und Veneration ge-
gen das ſchoͤne Geſchlecht ſo groß ſchiene, als der
Trotz, den er deſſen Schoͤnheit und ihrer Gewalt
bothe. Uber dieſes letztere war ſich bey einer Per-
ſon von ſeinem Temperament und politiſchen
Auffuͤhrung gegen Mabellah am allermeiſten zu
verwundern: Dieſe war noch nie in Geſellſchafft
einer Manns-Perſon geweſen, da ſie nicht mehr
oder weniger, entweder aus dem Angeſicht, Rede
oder Thun, angemercket, daß der durchdringende
Glantz von ihren Augen einigen Eindruck in die
Seelen gemacht haͤtte; Nur der Graf allein ſchie-
ne faͤhig, ſolche mit einer ungezwungenen Freyheit
des Gemuͤthes gleichguͤltig anzuſehen. Nun er-
wege man, was fuͤr ſeltſame und verkehrte Creatu-

ren
L
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0181" n="161"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und der Graf von <hi rendition="#aq">Warwick.</hi></hi></fw><lb/>
u&#x0364;berflu&#x0364;ßig mit denen auserle&#x017F;en&#x017F;ten von allen <hi rendition="#aq">Ma-<lb/>
teri</hi>en angefu&#x0364;llet war: Die&#x017F;es machte ihn u&#x0364;berall<lb/>
angenehm, und daß iedermann &#x017F;eine Per&#x017F;on in<lb/><hi rendition="#aq">Conver&#x017F;ation</hi> gerne um &#x017F;ich hatte: Alle &#x017F;eine<lb/><hi rendition="#aq">Di&#x017F;cour&#x017F;e</hi> waren &#x017F;o keu&#x017F;ch und <hi rendition="#aq">honnett,</hi> als<lb/>
&#x017F;innreich und kurtzweilig &#x017F;ie heraus kamen: Er ge-<lb/>
brauchte nie zweydeutige Worte, oder einige un-<lb/>
zu&#x0364;chtige <hi rendition="#aq">Expre&#x017F;&#x017F;ion,</hi> wenn er &#x017F;ich auch noch &#x017F;o<lb/>
lu&#x017F;tig erwie&#x017F;e: So &#x017F;tach er auch keinen Men&#x017F;chen<lb/>
iemals mit <hi rendition="#aq">Satyri</hi>&#x017F;cher Spitzfindigkeit an, und<lb/>
lie&#x017F;&#x017F;e dergleichen bey keiner Gelegenheit von &#x017F;ich<lb/>
mercken: Das eintzige, wormit er bißweilen &#x017F;einen<lb/>
Spaß triebe, war die Liebe; er nahm &#x017F;ich aber all-<lb/>
zeit inacht, daß &#x017F;ein <hi rendition="#aq">E&#x017F;tim</hi> und <hi rendition="#aq">Veneration</hi> ge-<lb/>
gen das &#x017F;cho&#x0364;ne Ge&#x017F;chlecht &#x017F;o groß &#x017F;chiene, als der<lb/>
Trotz, den er de&#x017F;&#x017F;en Scho&#x0364;nheit und ihrer Gewalt<lb/>
bothe. Uber die&#x017F;es letztere war &#x017F;ich bey einer Per-<lb/>
&#x017F;on von &#x017F;einem <hi rendition="#aq">Temperament</hi> und <hi rendition="#aq">politi</hi>&#x017F;chen<lb/>
Auffu&#x0364;hrung gegen <hi rendition="#aq">Mabellah</hi> am allermei&#x017F;ten zu<lb/>
verwundern: Die&#x017F;e war noch nie in Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft<lb/>
einer Manns-Per&#x017F;on gewe&#x017F;en, da &#x017F;ie nicht mehr<lb/>
oder weniger, entweder aus dem Ange&#x017F;icht, Rede<lb/>
oder Thun, angemercket, daß der durchdringende<lb/>
Glantz von ihren Augen einigen Eindruck in die<lb/>
Seelen gemacht ha&#x0364;tte; Nur der Graf allein &#x017F;chie-<lb/>
ne fa&#x0364;hig, &#x017F;olche mit einer ungezwungenen Freyheit<lb/>
des Gemu&#x0364;thes gleichgu&#x0364;ltig anzu&#x017F;ehen. Nun er-<lb/>
wege man, was fu&#x0364;r &#x017F;elt&#x017F;ame und verkehrte Creatu-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L</fw><fw place="bottom" type="catch">ren</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0181] und der Graf von Warwick. uͤberfluͤßig mit denen auserleſenſten von allen Ma- terien angefuͤllet war: Dieſes machte ihn uͤberall angenehm, und daß iedermann ſeine Perſon in Converſation gerne um ſich hatte: Alle ſeine Diſcourſe waren ſo keuſch und honnett, als ſinnreich und kurtzweilig ſie heraus kamen: Er ge- brauchte nie zweydeutige Worte, oder einige un- zuͤchtige Expreſſion, wenn er ſich auch noch ſo luſtig erwieſe: So ſtach er auch keinen Menſchen iemals mit Satyriſcher Spitzfindigkeit an, und lieſſe dergleichen bey keiner Gelegenheit von ſich mercken: Das eintzige, wormit er bißweilen ſeinen Spaß triebe, war die Liebe; er nahm ſich aber all- zeit inacht, daß ſein Eſtim und Veneration ge- gen das ſchoͤne Geſchlecht ſo groß ſchiene, als der Trotz, den er deſſen Schoͤnheit und ihrer Gewalt bothe. Uber dieſes letztere war ſich bey einer Per- ſon von ſeinem Temperament und politiſchen Auffuͤhrung gegen Mabellah am allermeiſten zu verwundern: Dieſe war noch nie in Geſellſchafft einer Manns-Perſon geweſen, da ſie nicht mehr oder weniger, entweder aus dem Angeſicht, Rede oder Thun, angemercket, daß der durchdringende Glantz von ihren Augen einigen Eindruck in die Seelen gemacht haͤtte; Nur der Graf allein ſchie- ne faͤhig, ſolche mit einer ungezwungenen Freyheit des Gemuͤthes gleichguͤltig anzuſehen. Nun er- wege man, was fuͤr ſeltſame und verkehrte Creatu- ren L

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/181
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/181>, abgerufen am 24.11.2024.