Ehre, als Tugend, ablauffen, wie es will, so kan ich ohne Dero Anwesenheit nicht leben: Dahero werde ich morgen auf dem Abend ihrer angenehmen Gesell- schafft imSpring-Garten beyLambeth incognitoerwarten; Jmmittelst em- pfahen sie diesen Abschieds-Kuß durch die Lufft!
Monsieur Germain unterliesse nicht, um bestimmte Zeit daselbsten zu erscheinen, und indem sie in besagtem Dorffe bey Privat-Personen ein Logis nahmen, kamen sie darauf noch öffters all- da zusammen, ihr Vergnügen zu vollziehen; Ja, ihre Vermessenheit wurde endlich so groß, daß sie kein Bedencken trugen, ihre Ehebrecherey in des Hertzogs selbst eigenem Pallast auszuüben; Und weil sie daselbst von dem Hertzog einmal beysam- men im Bette angetroffen wurden, sahe sich der Holländische Galan genöthiget, Faden-nackigt zum Fenster hinunter zu springen, der gerechten Rache des vornehmsten Pairs von England, dem er keinen grösseren Affront erweisen können, als da er ihm das Türckische Wappen (nemlich einen halben gehörneten Monden) zugeschantzet, durch schleunige Flucht zu entgehen. Nach diesem kla- ren Beweise, daß die Hertzogin nicht Farbe hielte, sondern ihr ehelich Gelübde bräche, klagte sie der Hertzog des Ehebruchs halber im Parlement an,
und
und Monſieur Germain.
Ehre, als Tugend, ablauffen, wie es will, ſo kan ich ohne Dero Anweſenheit nicht leben: Dahero werde ich morgen auf dem Abend ihrer angenehmen Geſell- ſchafft imSpring-Garten beyLambeth incognitoerwarten; Jmmittelſt em- pfahen ſie dieſen Abſchieds-Kuß durch die Lufft!
Monſieur Germain unterlieſſe nicht, um beſtimmte Zeit daſelbſten zu erſcheinen, und indem ſie in beſagtem Dorffe bey Privat-Perſonen ein Logis nahmen, kamen ſie darauf noch oͤffters all- da zuſammen, ihr Vergnuͤgen zu vollziehen; Ja, ihre Vermeſſenheit wurde endlich ſo groß, daß ſie kein Bedencken trugen, ihre Ehebrecherey in des Hertzogs ſelbſt eigenem Pallaſt auszuuͤben; Und weil ſie daſelbſt von dem Hertzog einmal beyſam- men im Bette angetroffen wurden, ſahe ſich der Hollaͤndiſche Galan genoͤthiget, Faden-nackigt zum Fenſter hinunter zu ſpringen, der gerechten Rache des vornehmſten Pairs von England, dem er keinen groͤſſeren Affront erweiſen koͤnnen, als da er ihm das Tuͤrckiſche Wappen (nemlich einen halben gehoͤrneten Monden) zugeſchantzet, durch ſchleunige Flucht zu entgehen. Nach dieſem kla- ren Beweiſe, daß die Hertzogin nicht Farbe hielte, ſondern ihr ehelich Geluͤbde braͤche, klagte ſie der Hertzog des Ehebruchs halber im Parlement an,
und
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und Monſieur Germain.
Ehre, als Tugend, ablauffen, wie es will,
ſo kan ich ohne Dero Anweſenheit nicht
leben: Dahero werde ich morgen auf
dem Abend ihrer angenehmen Geſell-
ſchafft im Spring-Garten bey Lambeth
incognito erwarten; Jmmittelſt em-
pfahen ſie dieſen Abſchieds-Kuß durch
die Lufft!
Monſieur Germain unterlieſſe nicht, um
beſtimmte Zeit daſelbſten zu erſcheinen, und indem
ſie in beſagtem Dorffe bey Privat-Perſonen ein
Logis nahmen, kamen ſie darauf noch oͤffters all-
da zuſammen, ihr Vergnuͤgen zu vollziehen; Ja,
ihre Vermeſſenheit wurde endlich ſo groß, daß ſie
kein Bedencken trugen, ihre Ehebrecherey in des
Hertzogs ſelbſt eigenem Pallaſt auszuuͤben; Und
weil ſie daſelbſt von dem Hertzog einmal beyſam-
men im Bette angetroffen wurden, ſahe ſich der
Hollaͤndiſche Galan genoͤthiget, Faden-nackigt
zum Fenſter hinunter zu ſpringen, der gerechten
Rache des vornehmſten Pairs von England, dem
er keinen groͤſſeren Affront erweiſen koͤnnen, als
da er ihm das Tuͤrckiſche Wappen (nemlich einen
halben gehoͤrneten Monden) zugeſchantzet, durch
ſchleunige Flucht zu entgehen. Nach dieſem kla-
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ſondern ihr ehelich Geluͤbde braͤche, klagte ſie der
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/191>, abgerufen am 23.11.2024.
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