Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Madame Farmer, und Oliver Cromwel. ihrer Vernunfft, eine angebohrne Schichternkeitund Art eines Abscheues gegen den Verlust ihrer Jungferschafft, mehr als die Weiblein aller andern Creaturen, haben, jedennoch unter funfzigen man kaum eine finde, sie müsten denn in der ersten Blü- the erbleichen, die sich nicht, ehe sie 40. Jahr alt wird, darüber beklagen sollte; Jch sage, ehe sie 40. Jahr alt wird: Denn man weiß gar wohl, daß ein junges Frauenzimmer, gemeiniglich auch noch vor dem 13den Jahr, dieser Last schon überdrüßig wird, und sehnlich nach einem Manne seufftzet. Männer nehmen ist das Vergnügen ihres gantzen Geschlechtes; Hier und da ein- oder die andere ausgenommen, deren Natur kälter ist, als das äus- serste Ende des Nord-Pols. Dieses dürffte et- was lächerlich scheinen, immassen der Weibs-Bil- der ihr Hochmuth um diese Zeit so groß, als der Manns-Bilder ihre Demuth, zu seyn pfleget: Denn da fallen sie einem gantz unerträglich, stellen sich so verzumpen an, wie jene Braut auf der He- chel, sehen eine Manns-Person kaum über die Achsel an, und tractiren sie so negligent und verächt- lich, als ob sie nicht werth wären, ihnen die Schuh- Riemen aufzulösen; Allein, warum thun sie doch dieses alles? Gewißlich, aus keiner andern Raison, als, daß ihnen die Manns-Personen nur desto ärger nachlauffen, ihnen gleich vom Anfang die Herr- schafft einräumen, und alles, was sie im Blut und Leben M
Madame Farmer, und Oliver Cromwel. ihrer Vernunfft, eine angebohrne Schichternkeitund Art eines Abſcheues gegen den Verluſt ihrer Jungferſchafft, mehr als die Weiblein aller andern Creaturen, haben, jedennoch unter funfzigen man kaum eine finde, ſie muͤſten denn in der erſten Bluͤ- the erbleichen, die ſich nicht, ehe ſie 40. Jahr alt wird, daruͤber beklagen ſollte; Jch ſage, ehe ſie 40. Jahr alt wird: Denn man weiß gar wohl, daß ein junges Frauenzimmer, gemeiniglich auch noch vor dem 13den Jahr, dieſer Laſt ſchon uͤberdruͤßig wird, und ſehnlich nach einem Manne ſeufftzet. Maͤnner nehmen iſt das Vergnuͤgen ihres gantzen Geſchlechtes; Hier und da ein- oder die andere ausgenommen, deren Natur kaͤlter iſt, als das aͤuſ- ſerſte Ende des Nord-Pols. Dieſes duͤrffte et- was laͤcherlich ſcheinen, immaſſen der Weibs-Bil- der ihr Hochmuth um dieſe Zeit ſo groß, als der Manns-Bilder ihre Demuth, zu ſeyn pfleget: Denn da fallen ſie einem gantz unertraͤglich, ſtellen ſich ſo verzumpen an, wie jene Braut auf der He- chel, ſehen eine Manns-Perſon kaum uͤber die Achſel an, und tractiren ſie ſo negligent und veraͤcht- lich, als ob ſie nicht werth waͤren, ihnen die Schuh- Riemen aufzuloͤſen; Allein, warum thun ſie doch dieſes alles? Gewißlich, aus keiner andern Raiſon, als, daß ihnen die Manns-Perſonen nur deſto aͤrger nachlauffen, ihnen gleich vom Anfang die Herr- ſchafft einraͤumen, und alles, was ſie im Blut und Leben M
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Madame Farmer, und Oliver Cromwel.
ihrer Vernunfft, eine angebohrne Schichternkeit
und Art eines Abſcheues gegen den Verluſt ihrer
Jungferſchafft, mehr als die Weiblein aller andern
Creaturen, haben, jedennoch unter funfzigen man
kaum eine finde, ſie muͤſten denn in der erſten Bluͤ-
the erbleichen, die ſich nicht, ehe ſie 40. Jahr alt
wird, daruͤber beklagen ſollte; Jch ſage, ehe ſie 40.
Jahr alt wird: Denn man weiß gar wohl, daß
ein junges Frauenzimmer, gemeiniglich auch noch
vor dem 13den Jahr, dieſer Laſt ſchon uͤberdruͤßig
wird, und ſehnlich nach einem Manne ſeufftzet.
Maͤnner nehmen iſt das Vergnuͤgen ihres gantzen
Geſchlechtes; Hier und da ein- oder die andere
ausgenommen, deren Natur kaͤlter iſt, als das aͤuſ-
ſerſte Ende des Nord-Pols. Dieſes duͤrffte et-
was laͤcherlich ſcheinen, immaſſen der Weibs-Bil-
der ihr Hochmuth um dieſe Zeit ſo groß, als der
Manns-Bilder ihre Demuth, zu ſeyn pfleget:
Denn da fallen ſie einem gantz unertraͤglich, ſtellen
ſich ſo verzumpen an, wie jene Braut auf der He-
chel, ſehen eine Manns-Perſon kaum uͤber die Achſel
an, und tractiren ſie ſo negligent und veraͤcht-
lich, als ob ſie nicht werth waͤren, ihnen die Schuh-
Riemen aufzuloͤſen; Allein, warum thun ſie doch
dieſes alles? Gewißlich, aus keiner andern Raiſon,
als, daß ihnen die Manns-Perſonen nur deſto aͤrger
nachlauffen, ihnen gleich vom Anfang die Herr-
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