durch dieses Geld bald einen, der sie zur Ehe nahm, an sich lockte.
Gleichwie aber diese Courtesie-Schwester des Löffelns gewohnt war; Also kunnte sie es nicht über ihr Hertze bringen, ihrem Manne keine Hör- ner aufzusetzen und ihn von des Actaeons Gesell- schafft befreyet zu lassen: Wannenhero er öffters sein Verhängniß verfluchte, daß er eine geheyra- thet, die er nach ihrer äusserlichen Gestalt und Auf- führung für so keusch, als die Diana, gehalten und angesehen hatte, welches die folgenden Zeilen wahr machet:
Vergeblich bildet man sich ein, Daß alle keusche Nonnen seyn, Die sich also zu stellen wissen, Und fast für Heiligkeit zerfliessen: Sie schmincken Wandel und Gerücht, So künstlich als ihr Angesicht. Wer Hencker wollte demnach trauen, Und auf ihr Hertz und Worte bauen! Sie geben holde Liebes-Blick, Und stecken heimlich voller Tück. Wer diesen Klippen kan entweichen, Der lasse ja die Seegel streichen! Sie singen zwar Syrenen-süß, Und geben dennoch Otter-Biß.
XXI. Ma-
Mad. De Coſter, und der Pater Peter.
durch dieſes Geld bald einen, der ſie zur Ehe nahm, an ſich lockte.
Gleichwie aber dieſe Courteſie-Schweſter des Loͤffelns gewohnt war; Alſo kunnte ſie es nicht uͤber ihr Hertze bringen, ihrem Manne keine Hoͤr- ner aufzuſetzen und ihn von des Actæons Geſell- ſchafft befreyet zu laſſen: Wannenhero er oͤffters ſein Verhaͤngniß verfluchte, daß er eine geheyra- thet, die er nach ihrer aͤuſſerlichen Geſtalt und Auf- fuͤhrung fuͤr ſo keuſch, als die Diana, gehalten und angeſehen hatte, welches die folgenden Zeilen wahr machet:
Vergeblich bildet man ſich ein, Daß alle keuſche Nonnen ſeyn, Die ſich alſo zu ſtellen wiſſen, Und faſt fuͤr Heiligkeit zerflieſſen: Sie ſchmincken Wandel und Geruͤcht, So kuͤnſtlich als ihr Angeſicht. Wer Hencker wollte demnach trauen, Und auf ihr Hertz und Worte bauen! Sie geben holde Liebes-Blick, Und ſtecken heimlich voller Tuͤck. Wer dieſen Klippen kan entweichen, Der laſſe ja die Seegel ſtreichen! Sie ſingen zwar Syrenen-ſuͤß, Und geben dennoch Otter-Biß.
XXI. Ma-
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Mad. De Coſter, und der Pater Peter.
durch dieſes Geld bald einen, der ſie zur Ehe nahm,
an ſich lockte.
Gleichwie aber dieſe Courteſie-Schweſter
des Loͤffelns gewohnt war; Alſo kunnte ſie es nicht
uͤber ihr Hertze bringen, ihrem Manne keine Hoͤr-
ner aufzuſetzen und ihn von des Actæons Geſell-
ſchafft befreyet zu laſſen: Wannenhero er oͤffters
ſein Verhaͤngniß verfluchte, daß er eine geheyra-
thet, die er nach ihrer aͤuſſerlichen Geſtalt und Auf-
fuͤhrung fuͤr ſo keuſch, als die Diana, gehalten
und angeſehen hatte, welches die folgenden Zeilen
wahr machet:
Vergeblich bildet man ſich ein,
Daß alle keuſche Nonnen ſeyn,
Die ſich alſo zu ſtellen wiſſen,
Und faſt fuͤr Heiligkeit zerflieſſen:
Sie ſchmincken Wandel und Geruͤcht,
So kuͤnſtlich als ihr Angeſicht.
Wer Hencker wollte demnach trauen,
Und auf ihr Hertz und Worte bauen!
Sie geben holde Liebes-Blick,
Und ſtecken heimlich voller Tuͤck.
Wer dieſen Klippen kan entweichen,
Der laſſe ja die Seegel ſtreichen!
Sie ſingen zwar Syrenen-ſuͤß,
Und geben dennoch Otter-Biß.
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/232>, abgerufen am 21.11.2024.
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