Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Madame Needham,
diesem Ende holte er mit Fleiß die Venus-Kranck-
heit, welche er der Hannae communicirte;
worauf er sie, nachdem er alle seine Güther mit sich
nach Franckreich genommen hatte, sitzen liesse. Sie
lag lange kranck, und muste, der garstigen Kranck-
heit wegen, die Salivation zweymal ausstehen;
Weil es ihr aber am Gelde gebrach, ihre Cur
recht fortzusetzen, wurde sie gezwungen, auf eine
neue Methode zu sinnen, ihrem gegenwärtigen
Mangel, ehe es zu langsam seyn möchte, abzu-
helffen.

Nun war Hanna abermal ihrer eigenen Vor-
sorge überlassen; Jhre kostbare Galanterie, die
sie am Halse trug, hatte, nebst denen Zetteln derer
Apothecker, Chirurgorum und Medicorum,
sie von alle dem wenigen, so sie etwa noch beses-
sen, entblösset: Dahero satzte sie sich vor, ihr ge-
schmincktes Bekänntniß der Religion zu verän-
dern, und von denen Puritanern zu denen Quä-
ckern überzutreten. Sie schlug demnach ihren
Auffenthalt in eines Quackers Behausung in
Long-Acre auf, welcher ihren Ehmann gekannt
hatte; und weil er glaubte, daß derselbe ein solcher
liederlicher und leichtfertiger Vogel gewesen sey, wie
ihn die verschmitzte Canaille abmahlte, betauerte
er sie gar sehr, und beurtheilte sie nach ihren Di-
scours
en, als eine gar unschuldige und eyferige
Mit-Schwester. Jn dieses Quackers Hause ver-

samm-

Madame Needham,
dieſem Ende holte er mit Fleiß die Venus-Kranck-
heit, welche er der Hannæ communicirte;
worauf er ſie, nachdem er alle ſeine Guͤther mit ſich
nach Franckreich genommen hatte, ſitzen lieſſe. Sie
lag lange kranck, und muſte, der garſtigen Kranck-
heit wegen, die Salivation zweymal ausſtehen;
Weil es ihr aber am Gelde gebrach, ihre Cur
recht fortzuſetzen, wurde ſie gezwungen, auf eine
neue Methode zu ſinnen, ihrem gegenwaͤrtigen
Mangel, ehe es zu langſam ſeyn moͤchte, abzu-
helffen.

Nun war Hanna abermal ihrer eigenen Vor-
ſorge uͤberlaſſen; Jhre koſtbare Galanterie, die
ſie am Halſe trug, hatte, nebſt denen Zetteln derer
Apothecker, Chirurgorum und Medicorum,
ſie von alle dem wenigen, ſo ſie etwa noch beſeſ-
ſen, entbloͤſſet: Dahero ſatzte ſie ſich vor, ihr ge-
ſchmincktes Bekaͤnntniß der Religion zu veraͤn-
dern, und von denen Puritanern zu denen Quaͤ-
ckern uͤberzutreten. Sie ſchlug demnach ihren
Auffenthalt in eines Quackers Behauſung in
Long-Acre auf, welcher ihren Ehmann gekannt
hatte; und weil er glaubte, daß derſelbe ein ſolcher
liederlicher und leichtfertiger Vogel geweſen ſey, wie
ihn die verſchmitzte Canaille abmahlte, betauerte
er ſie gar ſehr, und beurtheilte ſie nach ihren Di-
ſcourſ
en, als eine gar unſchuldige und eyferige
Mit-Schweſter. Jn dieſes Quackers Hauſe ver-

ſamm-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0242" n="222"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Madame Needham,</hi></hi></fw><lb/>
die&#x017F;em Ende holte er mit Fleiß die <hi rendition="#aq">Venus-</hi>Kranck-<lb/>
heit, welche er der <hi rendition="#aq">Hannæ communicir</hi>te;<lb/>
worauf er &#x017F;ie, nachdem er alle &#x017F;eine Gu&#x0364;ther mit &#x017F;ich<lb/>
nach Franckreich genommen hatte, &#x017F;itzen lie&#x017F;&#x017F;e. Sie<lb/>
lag lange kranck, und mu&#x017F;te, der gar&#x017F;tigen Kranck-<lb/>
heit wegen, die <hi rendition="#aq">Salivation</hi> zweymal aus&#x017F;tehen;<lb/>
Weil es ihr aber am Gelde gebrach, ihre <hi rendition="#aq">Cur</hi><lb/>
recht fortzu&#x017F;etzen, wurde &#x017F;ie gezwungen, auf eine<lb/>
neue <hi rendition="#aq">Methode</hi> zu &#x017F;innen, ihrem gegenwa&#x0364;rtigen<lb/>
Mangel, ehe es zu lang&#x017F;am &#x017F;eyn mo&#x0364;chte, abzu-<lb/>
helffen.</p><lb/>
          <p>Nun war <hi rendition="#aq">Hanna</hi> abermal ihrer eigenen Vor-<lb/>
&#x017F;orge u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en; Jhre ko&#x017F;tbare <hi rendition="#aq">Galanterie,</hi> die<lb/>
&#x017F;ie am Hal&#x017F;e trug, hatte, neb&#x017F;t denen Zetteln derer<lb/>
Apothecker, <hi rendition="#aq">Chirurgorum</hi> und <hi rendition="#aq">Medicorum,</hi><lb/>
&#x017F;ie von alle dem wenigen, &#x017F;o &#x017F;ie etwa noch be&#x017F;e&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, entblo&#x0364;&#x017F;&#x017F;et: Dahero &#x017F;atzte &#x017F;ie &#x017F;ich vor, ihr ge-<lb/>
&#x017F;chmincktes Beka&#x0364;nntniß der <hi rendition="#aq">Religion</hi> zu vera&#x0364;n-<lb/>
dern, und von denen <hi rendition="#aq">Puritan</hi>ern zu denen Qua&#x0364;-<lb/>
ckern u&#x0364;berzutreten. Sie &#x017F;chlug demnach ihren<lb/>
Auffenthalt in eines Quackers Behau&#x017F;ung in<lb/><hi rendition="#aq">Long-Acre</hi> auf, welcher ihren Ehmann gekannt<lb/>
hatte; und weil er glaubte, daß der&#x017F;elbe ein &#x017F;olcher<lb/>
liederlicher und leichtfertiger Vogel gewe&#x017F;en &#x017F;ey, wie<lb/>
ihn die ver&#x017F;chmitzte <hi rendition="#aq">Canaille</hi> abmahlte, betauerte<lb/>
er &#x017F;ie gar &#x017F;ehr, und beurtheilte &#x017F;ie nach ihren <hi rendition="#aq">Di-<lb/>
&#x017F;cour&#x017F;</hi>en, als eine gar un&#x017F;chuldige und eyferige<lb/>
Mit-Schwe&#x017F;ter. Jn die&#x017F;es Quackers Hau&#x017F;e ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;amm-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[222/0242] Madame Needham, dieſem Ende holte er mit Fleiß die Venus-Kranck- heit, welche er der Hannæ communicirte; worauf er ſie, nachdem er alle ſeine Guͤther mit ſich nach Franckreich genommen hatte, ſitzen lieſſe. Sie lag lange kranck, und muſte, der garſtigen Kranck- heit wegen, die Salivation zweymal ausſtehen; Weil es ihr aber am Gelde gebrach, ihre Cur recht fortzuſetzen, wurde ſie gezwungen, auf eine neue Methode zu ſinnen, ihrem gegenwaͤrtigen Mangel, ehe es zu langſam ſeyn moͤchte, abzu- helffen. Nun war Hanna abermal ihrer eigenen Vor- ſorge uͤberlaſſen; Jhre koſtbare Galanterie, die ſie am Halſe trug, hatte, nebſt denen Zetteln derer Apothecker, Chirurgorum und Medicorum, ſie von alle dem wenigen, ſo ſie etwa noch beſeſ- ſen, entbloͤſſet: Dahero ſatzte ſie ſich vor, ihr ge- ſchmincktes Bekaͤnntniß der Religion zu veraͤn- dern, und von denen Puritanern zu denen Quaͤ- ckern uͤberzutreten. Sie ſchlug demnach ihren Auffenthalt in eines Quackers Behauſung in Long-Acre auf, welcher ihren Ehmann gekannt hatte; und weil er glaubte, daß derſelbe ein ſolcher liederlicher und leichtfertiger Vogel geweſen ſey, wie ihn die verſchmitzte Canaille abmahlte, betauerte er ſie gar ſehr, und beurtheilte ſie nach ihren Di- ſcourſen, als eine gar unſchuldige und eyferige Mit-Schweſter. Jn dieſes Quackers Hauſe ver- ſamm-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/242
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/242>, abgerufen am 21.11.2024.