Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und Doctor Oats.
dem Schlusse seines angezogenen Briefes besser
nachzukommen bemühet gewesen, welcher diese
Rodomontaden: Um derentwillen ich
tausendmal mein Leben verliehren woll-
te,
in sich fassete; Als aber ein gewisser Herr sie
einstens eine Hure schalte, empfande er es zwar so
hoch, daß er ihn, wegen Satisfaction für diesen
Affront, zu Barn-Elms aufs Duell ausfor-
derte; iedoch, da der Aus geforderte am bestim-
meten Orte und um bestimmte Zeit erschiene, die
Sache durch den Degen beyzulegen, war kein An-
tagonist
weder zu hören noch zu sehen; wodurch er,
seiner Feigheit wegen, nicht nur verursachte, daß ih-
me der andere den Kpoff toll machte, sondern auch
allen Credit und gute Neigung bey seiner Liebsten
verlohr, welche hernachmals seine Conversa-
tion
mit allem erdencklichen Abscheu abhorrirte.
Wahr ist es, daß die Liebe des Herrn Leechs ehr-
lich war, als der gesonnen schiene, sie sein eigen zu
machen; Weil aber gleichwohl dieser Schimpff
ihren ewigen Haß nach sich zoge, gab sie einem
Chirurgo Gelegenheit, ihr Günstling zu seyn, des-
sen glatte Zunge einen solchen Zutritt zu ihrem Her-
tzen erlangete, daß er sie so weit brachte, sich ihme,
ohne die gewöhnliche Ceremonie des Hochzeitma-
chens, als Frau zu verschreiben.

Die Zeit über, als sie dergestalt wie Mann und
Weib mit einander lebten, welches ohngefehr zehen

Monat

und Doctor Oats.
dem Schluſſe ſeines angezogenen Briefes beſſer
nachzukommen bemuͤhet geweſen, welcher dieſe
Rodomontaden: Um derentwillen ich
tauſendmal mein Leben verliehren woll-
te,
in ſich faſſete; Als aber ein gewiſſer Herr ſie
einſtens eine Hure ſchalte, empfande er es zwar ſo
hoch, daß er ihn, wegen Satisfaction fuͤr dieſen
Affront, zu Barn-Elms aufs Duell ausfor-
derte; iedoch, da der Aus geforderte am beſtim-
meten Orte und um beſtimmte Zeit erſchiene, die
Sache durch den Degen beyzulegen, war kein An-
tagoniſt
weder zu hoͤren noch zu ſehen; wodurch er,
ſeiner Feigheit wegen, nicht nur verurſachte, daß ih-
me der andere den Kpoff toll machte, ſondern auch
allen Credit und gute Neigung bey ſeiner Liebſten
verlohr, welche hernachmals ſeine Converſa-
tion
mit allem erdencklichen Abſcheu abhorrirte.
Wahr iſt es, daß die Liebe des Herrn Leechs ehr-
lich war, als der geſonnen ſchiene, ſie ſein eigen zu
machen; Weil aber gleichwohl dieſer Schimpff
ihren ewigen Haß nach ſich zoge, gab ſie einem
Chirurgo Gelegenheit, ihr Guͤnſtling zu ſeyn, deſ-
ſen glatte Zunge einen ſolchen Zutritt zu ihrem Her-
tzen erlangete, daß er ſie ſo weit brachte, ſich ihme,
ohne die gewoͤhnliche Ceremonie des Hochzeitma-
chens, als Frau zu verſchreiben.

Die Zeit uͤber, als ſie dergeſtalt wie Mann und
Weib mit einander lebten, welches ohngefehr zehen

Monat
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0257" n="237"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und <hi rendition="#aq">Doctor Oats.</hi></hi></fw><lb/>
dem Schlu&#x017F;&#x017F;e &#x017F;eines angezogenen Briefes be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
nachzukommen bemu&#x0364;het gewe&#x017F;en, welcher die&#x017F;e<lb/><hi rendition="#aq">Rodomontaden:</hi> <hi rendition="#fr">Um derentwillen ich<lb/>
tau&#x017F;endmal mein Leben verliehren woll-<lb/>
te,</hi> in &#x017F;ich fa&#x017F;&#x017F;ete; Als aber ein gewi&#x017F;&#x017F;er Herr &#x017F;ie<lb/>
ein&#x017F;tens eine Hure &#x017F;chalte, empfande er es zwar &#x017F;o<lb/>
hoch, daß er ihn, wegen <hi rendition="#aq">Satisfaction</hi> fu&#x0364;r die&#x017F;en<lb/><hi rendition="#aq">Affront,</hi> zu <hi rendition="#aq">Barn-Elms</hi> aufs <hi rendition="#aq">Duell</hi> ausfor-<lb/>
derte; iedoch, da der Aus geforderte am be&#x017F;tim-<lb/>
meten Orte und um be&#x017F;timmte Zeit er&#x017F;chiene, die<lb/>
Sache durch den Degen beyzulegen, war kein <hi rendition="#aq">An-<lb/>
tagoni&#x017F;t</hi> weder zu ho&#x0364;ren noch zu &#x017F;ehen; wodurch er,<lb/>
&#x017F;einer Feigheit wegen, nicht nur verur&#x017F;achte, daß ih-<lb/>
me der andere den Kpoff toll machte, &#x017F;ondern auch<lb/>
allen <hi rendition="#aq">Credit</hi> und gute Neigung bey &#x017F;einer Lieb&#x017F;ten<lb/>
verlohr, welche hernachmals &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Conver&#x017F;a-<lb/>
tion</hi> mit allem erdencklichen Ab&#x017F;cheu <hi rendition="#aq">abhorrir</hi>te.<lb/>
Wahr i&#x017F;t es, daß die Liebe des Herrn <hi rendition="#aq">Leechs</hi> ehr-<lb/>
lich war, als der ge&#x017F;onnen &#x017F;chiene, &#x017F;ie &#x017F;ein eigen zu<lb/>
machen; Weil aber gleichwohl die&#x017F;er Schimpff<lb/>
ihren ewigen Haß nach &#x017F;ich zoge, gab &#x017F;ie einem<lb/><hi rendition="#aq">Chirurgo</hi> Gelegenheit, ihr Gu&#x0364;n&#x017F;tling zu &#x017F;eyn, de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en glatte Zunge einen &#x017F;olchen Zutritt zu ihrem Her-<lb/>
tzen erlangete, daß er &#x017F;ie &#x017F;o weit brachte, &#x017F;ich ihme,<lb/>
ohne die gewo&#x0364;hnliche Ceremonie des Hochzeitma-<lb/>
chens, als Frau zu ver&#x017F;chreiben.</p><lb/>
          <p>Die Zeit u&#x0364;ber, als &#x017F;ie derge&#x017F;talt wie Mann und<lb/>
Weib mit einander lebten, welches ohngefehr zehen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Monat</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[237/0257] und Doctor Oats. dem Schluſſe ſeines angezogenen Briefes beſſer nachzukommen bemuͤhet geweſen, welcher dieſe Rodomontaden: Um derentwillen ich tauſendmal mein Leben verliehren woll- te, in ſich faſſete; Als aber ein gewiſſer Herr ſie einſtens eine Hure ſchalte, empfande er es zwar ſo hoch, daß er ihn, wegen Satisfaction fuͤr dieſen Affront, zu Barn-Elms aufs Duell ausfor- derte; iedoch, da der Aus geforderte am beſtim- meten Orte und um beſtimmte Zeit erſchiene, die Sache durch den Degen beyzulegen, war kein An- tagoniſt weder zu hoͤren noch zu ſehen; wodurch er, ſeiner Feigheit wegen, nicht nur verurſachte, daß ih- me der andere den Kpoff toll machte, ſondern auch allen Credit und gute Neigung bey ſeiner Liebſten verlohr, welche hernachmals ſeine Converſa- tion mit allem erdencklichen Abſcheu abhorrirte. Wahr iſt es, daß die Liebe des Herrn Leechs ehr- lich war, als der geſonnen ſchiene, ſie ſein eigen zu machen; Weil aber gleichwohl dieſer Schimpff ihren ewigen Haß nach ſich zoge, gab ſie einem Chirurgo Gelegenheit, ihr Guͤnſtling zu ſeyn, deſ- ſen glatte Zunge einen ſolchen Zutritt zu ihrem Her- tzen erlangete, daß er ſie ſo weit brachte, ſich ihme, ohne die gewoͤhnliche Ceremonie des Hochzeitma- chens, als Frau zu verſchreiben. Die Zeit uͤber, als ſie dergeſtalt wie Mann und Weib mit einander lebten, welches ohngefehr zehen Monat

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/257
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/257>, abgerufen am 21.11.2024.