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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Die schöne Rosamond
Lebens schätzete: Und nach vielen feuerreichen Küs-
sen und vergnügten Umarmungen, begaben sie sich
zur Ruhe-Statt der Geliebten, verstehe, das Bette,
die bißherige ohnmächtige Unlust mit einer vollkom-
menen Uberschwemmung der Vergnüglichkeit zu
verwechseln, da denn die vigoreuse Hitze des jun-
gen Fürsten, der im letzten Zügen liegenden Jungfer-
schafft folgends das Licht ausbliese. Als aber das
Gerüchte diese neue Mähre von ihrer Vertraulich-
keit, der Königin Elianor in die Ohren wehete, ent-
brannte ihr Hertz mit unauslöschlicher Eyfer-Gluth
wider Rosamonda, die vollkommenste Schön-
heit, welche in nicht geringerer Herrlichkeit, als ob sie
die Königin selbsten gewesen, erschiene. Den Zorn
seiner rechtmäßigen Gemahlin demnach zu besänff-
tigen, sandte er seine geliebte Rosamonda nach ei-
nen von seinen Pallästen auf dem Lande, welcher zu
ihrer Empfahung aufs herrlichste versehen war.
Nichts destoweniger verwahrete er ihr Portrait in
seinem Schlaff-Gemach; Dessen Erblickung E-
lianor
eben so sehr entrüstete, als die unvergleichli-
che Schönheit, so es vorstellte, seine Wunden ihrer
Abwesenheit halber von neuem bluten machete. Jn-
dem Rosamonda also auf dem Lande in ihrer
Einsamkeit war, erkühnete sich ein Edelmann, der
einer von ihren alten Liebhabern gewesen, ihr eine
Visite zu geben, erlangte auch, wiewohl mit grosser
Schwierigkeit, Erlaubniß, vor ihr Angesicht gelas-

sen

Die ſchoͤne Roſamond
Lebens ſchaͤtzete: Und nach vielen feuerreichen Kuͤſ-
ſen und vergnuͤgten Umarmungen, begaben ſie ſich
zur Ruhe-Statt der Geliebten, verſtehe, das Bette,
die bißherige ohnmaͤchtige Unluſt mit einer vollkom-
menen Uberſchwemmung der Vergnuͤglichkeit zu
verwechſeln, da denn die vigoreuſe Hitze des jun-
gen Fuͤrſten, der im letzten Zuͤgen liegenden Jungfer-
ſchafft folgends das Licht ausblieſe. Als aber das
Geruͤchte dieſe neue Maͤhre von ihrer Vertraulich-
keit, der Koͤnigin Elianor in die Ohren wehete, ent-
brannte ihr Hertz mit unausloͤſchlicher Eyfer-Gluth
wider Roſamonda, die vollkommenſte Schoͤn-
heit, welche in nicht geringerer Herrlichkeit, als ob ſie
die Koͤnigin ſelbſten geweſen, erſchiene. Den Zorn
ſeiner rechtmaͤßigen Gemahlin demnach zu beſaͤnff-
tigen, ſandte er ſeine geliebte Roſamonda nach ei-
nen von ſeinen Pallaͤſten auf dem Lande, welcher zu
ihrer Empfahung aufs herrlichſte verſehen war.
Nichts deſtoweniger verwahrete er ihr Portrait in
ſeinem Schlaff-Gemach; Deſſen Erblickung E-
lianor
eben ſo ſehr entruͤſtete, als die unvergleichli-
che Schoͤnheit, ſo es vorſtellte, ſeine Wunden ihrer
Abweſenheit halber von neuem bluten machete. Jn-
dem Roſamonda alſo auf dem Lande in ihrer
Einſamkeit war, erkuͤhnete ſich ein Edelmann, der
einer von ihren alten Liebhabern geweſen, ihr eine
Viſite zu geben, erlangte auch, wiewohl mit groſſer
Schwierigkeit, Erlaubniß, vor ihr Angeſicht gelaſ-

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[6/0026] Die ſchoͤne Roſamond Lebens ſchaͤtzete: Und nach vielen feuerreichen Kuͤſ- ſen und vergnuͤgten Umarmungen, begaben ſie ſich zur Ruhe-Statt der Geliebten, verſtehe, das Bette, die bißherige ohnmaͤchtige Unluſt mit einer vollkom- menen Uberſchwemmung der Vergnuͤglichkeit zu verwechſeln, da denn die vigoreuſe Hitze des jun- gen Fuͤrſten, der im letzten Zuͤgen liegenden Jungfer- ſchafft folgends das Licht ausblieſe. Als aber das Geruͤchte dieſe neue Maͤhre von ihrer Vertraulich- keit, der Koͤnigin Elianor in die Ohren wehete, ent- brannte ihr Hertz mit unausloͤſchlicher Eyfer-Gluth wider Roſamonda, die vollkommenſte Schoͤn- heit, welche in nicht geringerer Herrlichkeit, als ob ſie die Koͤnigin ſelbſten geweſen, erſchiene. Den Zorn ſeiner rechtmaͤßigen Gemahlin demnach zu beſaͤnff- tigen, ſandte er ſeine geliebte Roſamonda nach ei- nen von ſeinen Pallaͤſten auf dem Lande, welcher zu ihrer Empfahung aufs herrlichſte verſehen war. Nichts deſtoweniger verwahrete er ihr Portrait in ſeinem Schlaff-Gemach; Deſſen Erblickung E- lianor eben ſo ſehr entruͤſtete, als die unvergleichli- che Schoͤnheit, ſo es vorſtellte, ſeine Wunden ihrer Abweſenheit halber von neuem bluten machete. Jn- dem Roſamonda alſo auf dem Lande in ihrer Einſamkeit war, erkuͤhnete ſich ein Edelmann, der einer von ihren alten Liebhabern geweſen, ihr eine Viſite zu geben, erlangte auch, wiewohl mit groſſer Schwierigkeit, Erlaubniß, vor ihr Angeſicht gelaſ- ſen

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/26>, abgerufen am 21.11.2024.