Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Mad. Alice Smalwood, sponnenen Heyrath sich so schändlich betrogen sehensollte. Sie schrieb demnach einen Brief an Mons. Try, und gab ihm alle Umstände haarklein zu erken- nen, welcher ungemein darüber betrübet wurde, weil er sie von dem ersten Augenblicke an, als der Ruff von ihrer Schwangerschafft ausgebrochen, mit keinem Auge wieder gesehen hatte. Die Entdeckung dieser Intrigue gebahr eine noch genauere Hochachtung und Liebe zwischen Herrn Try und Mad. Smal- wood, daß sie würcklich mit einander einig wur- den, sich wegen der ihnen beyden von dem Doctor zugefügten Schmach zu rächen, indem sie sein Ehe- Bette zu ihren ehebrecherischen Behäglichkeiten mißbrauchten, und seine Stirne mit dem Emble- mate eines Hörner-Trägers unvergleichlich illu- minirten. Also satzten sie ihr unerlaubtes Ver- gnügen so lange fort, biß der Herr Doctor seiner Geweyhe innen wurde; Damit er aber sich an sei- ner Frauen revangiren möchte, offenbahrte er ei- nem seiner Freunde den Ausspruch des Gerichts wegen einer Schuld-Verschreibung oder Wechsel- Briefs, und indem dieser zugriff, und ihm alles, was er hatte, hinweg nahm, jagte er zugleich auch sein Weib von Haus und Hof. Weil sie sich nun in einem trostlosen Zustande, und auch von Monsr. Try, welcher kurtz hernach heyrathete, verlassen sa- he, wurde sie genöthiget, die Gewogenheit des schö- nen Fieldings anzunehmen, und alle Finger nach dem
Mad. Alice Smalwood, ſponnenen Heyrath ſich ſo ſchaͤndlich betrogen ſehenſollte. Sie ſchrieb demnach einen Brief an Monſ. Try, und gab ihm alle Umſtaͤnde haarklein zu erken- nen, welcher ungemein daruͤber betruͤbet wurde, weil er ſie von dem erſten Augenblicke an, als der Ruff von ihrer Schwangerſchafft ausgebrochen, mit keinem Auge wieder geſehen hatte. Die Entdeckung dieſer Intrigue gebahr eine noch genauere Hochachtung und Liebe zwiſchen Herrn Try und Mad. Smal- wood, daß ſie wuͤrcklich mit einander einig wur- den, ſich wegen der ihnen beyden von dem Doctor zugefuͤgten Schmach zu raͤchen, indem ſie ſein Ehe- Bette zu ihren ehebrecheriſchen Behaͤglichkeiten mißbrauchten, und ſeine Stirne mit dem Emble- mate eines Hoͤrner-Traͤgers unvergleichlich illu- minirten. Alſo ſatzten ſie ihr unerlaubtes Ver- gnuͤgen ſo lange fort, biß der Herr Doctor ſeiner Geweyhe innen wurde; Damit er aber ſich an ſei- ner Frauen revangiren moͤchte, offenbahrte er ei- nem ſeiner Freunde den Ausſpruch des Gerichts wegen einer Schuld-Verſchreibung oder Wechſel- Briefs, und indem dieſer zugriff, und ihm alles, was er hatte, hinweg nahm, jagte er zugleich auch ſein Weib von Haus und Hof. Weil ſie ſich nun in einem troſtloſen Zuſtande, und auch von Monſr. Try, welcher kurtz hernach heyrathete, verlaſſen ſa- he, wurde ſie genoͤthiget, die Gewogenheit des ſchoͤ- nen Fieldings anzunehmen, und alle Finger nach dem
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0278" n="258"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Mad. Alice Smalwood,</hi></hi></fw><lb/> ſponnenen Heyrath ſich ſo ſchaͤndlich betrogen ſehen<lb/> ſollte. Sie ſchrieb demnach einen Brief an <hi rendition="#aq">Monſ.<lb/> Try,</hi> und gab ihm alle Umſtaͤnde haarklein zu erken-<lb/> nen, welcher ungemein daruͤber betruͤbet wurde, weil<lb/> er ſie von dem erſten Augenblicke an, als der Ruff von<lb/> ihrer Schwangerſchafft ausgebrochen, mit keinem<lb/> Auge wieder geſehen hatte. Die Entdeckung dieſer<lb/><hi rendition="#aq">Intrigue</hi> gebahr eine noch genauere Hochachtung<lb/> und Liebe zwiſchen Herrn <hi rendition="#aq">Try</hi> und <hi rendition="#aq">Mad. Smal-<lb/> wood,</hi> daß ſie wuͤrcklich mit einander einig wur-<lb/> den, ſich wegen der ihnen beyden von dem <hi rendition="#aq">Doctor</hi><lb/> zugefuͤgten Schmach zu raͤchen, indem ſie ſein Ehe-<lb/> Bette zu ihren ehebrecheriſchen Behaͤglichkeiten<lb/> mißbrauchten, und ſeine Stirne mit dem <hi rendition="#aq">Emble-<lb/> mate</hi> eines Hoͤrner-Traͤgers unvergleichlich <hi rendition="#aq">illu-<lb/> minir</hi>ten. Alſo ſatzten ſie ihr unerlaubtes Ver-<lb/> gnuͤgen ſo lange fort, biß der Herr <hi rendition="#aq">Doctor</hi> ſeiner<lb/> Geweyhe innen wurde; Damit er aber ſich an ſei-<lb/> ner Frauen <hi rendition="#aq">revangi</hi>ren moͤchte, offenbahrte er ei-<lb/> nem ſeiner Freunde den Ausſpruch des Gerichts<lb/> wegen einer Schuld-Verſchreibung oder Wechſel-<lb/> Briefs, und indem dieſer zugriff, und ihm alles, was<lb/> er hatte, hinweg nahm, jagte er zugleich auch ſein<lb/> Weib von Haus und Hof. Weil ſie ſich nun in<lb/> einem troſtloſen Zuſtande, und auch von <hi rendition="#aq">Monſr.<lb/> Try,</hi> welcher kurtz hernach heyrathete, verlaſſen ſa-<lb/> he, wurde ſie genoͤthiget, die Gewogenheit des ſchoͤ-<lb/> nen <hi rendition="#aq">Fieldings</hi> anzunehmen, und alle Finger nach<lb/> <fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [258/0278]
Mad. Alice Smalwood,
ſponnenen Heyrath ſich ſo ſchaͤndlich betrogen ſehen
ſollte. Sie ſchrieb demnach einen Brief an Monſ.
Try, und gab ihm alle Umſtaͤnde haarklein zu erken-
nen, welcher ungemein daruͤber betruͤbet wurde, weil
er ſie von dem erſten Augenblicke an, als der Ruff von
ihrer Schwangerſchafft ausgebrochen, mit keinem
Auge wieder geſehen hatte. Die Entdeckung dieſer
Intrigue gebahr eine noch genauere Hochachtung
und Liebe zwiſchen Herrn Try und Mad. Smal-
wood, daß ſie wuͤrcklich mit einander einig wur-
den, ſich wegen der ihnen beyden von dem Doctor
zugefuͤgten Schmach zu raͤchen, indem ſie ſein Ehe-
Bette zu ihren ehebrecheriſchen Behaͤglichkeiten
mißbrauchten, und ſeine Stirne mit dem Emble-
mate eines Hoͤrner-Traͤgers unvergleichlich illu-
minirten. Alſo ſatzten ſie ihr unerlaubtes Ver-
gnuͤgen ſo lange fort, biß der Herr Doctor ſeiner
Geweyhe innen wurde; Damit er aber ſich an ſei-
ner Frauen revangiren moͤchte, offenbahrte er ei-
nem ſeiner Freunde den Ausſpruch des Gerichts
wegen einer Schuld-Verſchreibung oder Wechſel-
Briefs, und indem dieſer zugriff, und ihm alles, was
er hatte, hinweg nahm, jagte er zugleich auch ſein
Weib von Haus und Hof. Weil ſie ſich nun in
einem troſtloſen Zuſtande, und auch von Monſr.
Try, welcher kurtz hernach heyrathete, verlaſſen ſa-
he, wurde ſie genoͤthiget, die Gewogenheit des ſchoͤ-
nen Fieldings anzunehmen, und alle Finger nach
dem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |