sie das erstemahl ansichtig wurde, schlug der Blitz von dero Augen solchergestalt in mein Hertz ein, daß es gleichsam in tau- send Stücke zerschmettert schiene. Aber ach! was vor Ursache sahe ich, ihnen mit einer so gewaltsamen Leidenschafft be- schwerlich zu fallen, die meine Quaal fast unertäglich machte?
Gleich wie sie an Schönheit zunahmen, also wuchs meine Liebe an Hefftigkeit: Jch opfferte ihnen tausend getreue Eyd- schwüre, wenn ich alleine war; ich schickte unzehlich viel Seufftzer zu den Sternen, aber dero Verachtung und Grausamkeit schlug solches alles in den Wind. Und ungeachtet der König die ersten Blumen von dero Jungferschafft unrechtmäßig abgebrochen und geraubet hat, so ritzen sie dennoch meine Wunden von neuem auf, und o, wie wollte ich froh seyn, wenn sie solche heileten, und sich mir durch keu- sche Vermählung zu eigen ergäben. Es ist wahr, Se. Majest. geht mir an Ver- mögen und Gebuhrt vor, allein er glei- chet mir nicht in der Liebe; denn meine gründet sich auf einenhonetten Zweck, und wird dauern biß in Tod. Die schöne Rosamonda erwiederte auf eine ergrimmte Art, so
fähig
Die ſchoͤne Roſamond
ſie das erſtemahl anſichtig wurde, ſchlug der Blitz von dero Augen ſolcheꝛgeſtalt in mein Hertz ein, daß es gleichſam in tau- ſend Stuͤcke zerſchmettert ſchiene. Aber ach! was vor Urſache ſahe ich, ihnen mit einer ſo gewaltſamen Leidenſchafft be- ſchwerlich zu fallen, die meine Quaal faſt unertaͤglich machte?
Gleich wie ſie an Schoͤnheit zunahmen, alſo wuchs meine Liebe an Hefftigkeit: Jch opfferte ihnen tauſend getreue Eyd- ſchwuͤre, wenn ich alleine war; ich ſchickte unzehlich viel Seufftzer zu den Sternen, aber dero Verachtung und Grauſamkeit ſchlug ſolches alles in den Wind. Und ungeachtet der Koͤnig die erſten Blumen von dero Jungferſchafft unrechtmaͤßig abgebrochen und geraubet hat, ſo ritzen ſie dennoch meine Wunden von neuem auf, und o, wie wollte ich froh ſeyn, wenn ſie ſolche heileten, und ſich mir durch keu- ſche Vermaͤhlung zu eigen ergaͤben. Es iſt wahr, Se. Majeſt. geht mir an Ver- moͤgen und Gebuhrt vor, allein er glei- chet mir nicht in der Liebe; denn meine gruͤndet ſich auf einenhonetten Zweck, und wird dauern biß in Tod. Die ſchoͤne Roſamonda erwiederte auf eine ergrimmte Art, ſo
faͤhig
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Die ſchoͤne Roſamond
ſie das erſtemahl anſichtig wurde, ſchlug
der Blitz von dero Augen ſolcheꝛgeſtalt in
mein Hertz ein, daß es gleichſam in tau-
ſend Stuͤcke zerſchmettert ſchiene. Aber
ach! was vor Urſache ſahe ich, ihnen mit
einer ſo gewaltſamen Leidenſchafft be-
ſchwerlich zu fallen, die meine Quaal faſt
unertaͤglich machte?
Gleich wie ſie an Schoͤnheit zunahmen,
alſo wuchs meine Liebe an Hefftigkeit:
Jch opfferte ihnen tauſend getreue Eyd-
ſchwuͤre, wenn ich alleine war; ich ſchickte
unzehlich viel Seufftzer zu den Sternen,
aber dero Verachtung und Grauſamkeit
ſchlug ſolches alles in den Wind. Und
ungeachtet der Koͤnig die erſten Blumen
von dero Jungferſchafft unrechtmaͤßig
abgebrochen und geraubet hat, ſo ritzen
ſie dennoch meine Wunden von neuem
auf, und o, wie wollte ich froh ſeyn, wenn
ſie ſolche heileten, und ſich mir durch keu-
ſche Vermaͤhlung zu eigen ergaͤben. Es
iſt wahr, Se. Majeſt. geht mir an Ver-
moͤgen und Gebuhrt vor, allein er glei-
chet mir nicht in der Liebe; denn meine
gruͤndet ſich auf einen honetten Zweck,
und wird dauern biß in Tod. Die ſchoͤne
Roſamonda erwiederte auf eine ergrimmte Art, ſo
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/28>, abgerufen am 21.11.2024.
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