Gleichwie die Welt an Jahren zunim- met; also nehmen die Weiber an Boß- heit zu: Massen immer ein Seculum nach dem andern ärger wird, als die vo- rigen gewesen. Man mag demnach mit dem Poeten wohl von ihnen sagen:
Sieh ein lasterhafftes Weib ja mit keinem Auge an! Weil man auf der gantzen Welt nichts monstreusers nennen kan: Wär sie mürrisch, stoltz, verstockt, oder eine geile Betze, Voller Bosheit, Trug und List, ja die aller- schlimmste Metze, So hieß dieses alles nichts, und manpar- donirte noch, Weil doch ein zerbrochner Hafen selten gäntzlich ohne Loch; Aber, leider! in der That kan man sie viel är- ger heissen, Denn sie weiß den Teuffel selbst in der Hölle zu besch-meissen.
Denn so ein Weibes-Bild ihre Tugend und Ehre denen unzüchtigen Umarmun- gen deßjenigen, auf den sie ihre Affection geworffen, einmal aufgeopffert hat, pfle- get sie sich allen Arten derer abscheulich- sten Laster zu überlassen; so gar, daß sie vielmals kein Bedencken träget, auch die
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zur andern Abtheilung.
len, gewaltſamer Weiſe hinuͤber ſtoͤſſet.
Gleichwie die Welt an Jahren zunim- met; alſo nehmen die Weiber an Boß- heit zu: Maſſen immer ein Seculum nach dem andern aͤrger wird, als die vo- rigen geweſen. Man mag demnach mit dem Poeten wohl von ihnen ſagen:
Sieh ein laſterhafftes Weib ja mit keinem Auge an! Weil man auf der gantzen Welt nichts monſtreuſers nennen kan: Waͤr ſie muͤrriſch, ſtoltz, verſtockt, oder eine geile Betze, Voller Bosheit, Trug und Liſt, ja die aller- ſchlimmſte Metze, So hieß dieſes alles nichts, und manpar- donirte noch, Weil doch ein zerbrochner Hafen ſelten gaͤntzlich ohne Loch; Aber, leider! in der That kan man ſie viel aͤr- ger heiſſen, Denn ſie weiß den Teuffel ſelbſt in der Hoͤlle zu beſch-meiſſen.
Denn ſo ein Weibes-Bild ihre Tugend und Ehre denen unzuͤchtigen Umarmun- gen deßjenigen, auf den ſie ihre Affection geworffen, einmal aufgeopffert hat, pfle- get ſie ſich allen Arten derer abſcheulich- ſten Laſter zu uͤberlaſſen; ſo gar, daß ſie vielmals kein Bedencken traͤget, auch die
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zur andern Abtheilung.
len, gewaltſamer Weiſe hinuͤber ſtoͤſſet.
Gleichwie die Welt an Jahren zunim-
met; alſo nehmen die Weiber an Boß-
heit zu: Maſſen immer ein Seculum
nach dem andern aͤrger wird, als die vo-
rigen geweſen. Man mag demnach mit
dem Poeten wohl von ihnen ſagen:
Sieh ein laſterhafftes Weib ja mit keinem
Auge an!
Weil man auf der gantzen Welt nichts
monſtreuſers nennen kan:
Waͤr ſie muͤrriſch, ſtoltz, verſtockt, oder eine
geile Betze,
Voller Bosheit, Trug und Liſt, ja die aller-
ſchlimmſte Metze,
So hieß dieſes alles nichts, und man par-
donirte noch,
Weil doch ein zerbrochner Hafen ſelten
gaͤntzlich ohne Loch;
Aber, leider! in der That kan man ſie viel aͤr-
ger heiſſen,
Denn ſie weiß den Teuffel ſelbſt in der Hoͤlle zu
beſch-meiſſen.
Denn ſo ein Weibes-Bild ihre Tugend
und Ehre denen unzuͤchtigen Umarmun-
gen deßjenigen, auf den ſie ihre Affection
geworffen, einmal aufgeopffert hat, pfle-
get ſie ſich allen Arten derer abſcheulich-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/301>, abgerufen am 22.11.2024.
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