Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und die Hertzogin von Portsmouth.
Dero allerliebsten Person habe, so fürch-
ten sie nichts, denn ich will Dero Glück-
seligkeit in kurtzem vollkommen machen.

Diese Worte wurden von einem Bach voll Thrä-
nen begleitet, wormit er ihre Hände benetzete, in-
dem er solche in seine einschlosse und alle Augenblicke
mit einem demüthigen Kuß verehrete.

Weil sich nun alsdenn Querovaille anstellte,
als ob sie des Grafen Aufrichtigkeit vor bekannt an-
nähme, gieng er mit ungemeiner Freude und Ver-
gnügen nach Hause, wo er in seine Kammer hinein
trat, und Madame Sedieres zu sich holen ließ.
Er sahe sie nicht so bald, als er mit grössestem Eyfer
also loßbrach: Habt ihr vergessen, wer ihr
seyd, und wer ich bin? Und müsset ihr die
Gütigkeit, die ich beständig für euch ge-
heget habe, dergestalt mißbrauchen? Un-
danckbares Mensch! Jst dieses der
Re-
spect,
den ihr für mich haben sollet? Mey-
net ihr, ich wisse von eurer unbesonnenen
Vermessenheit nichts? Da ihr euch um
mein Thun und Lassen bekümmert, und
mir mein Haus aufrührisch machet? Jhr
seyd so unverschämt gewesen, eine Per-
son zu mißbrauchen, der ich, in Betrach-
tung eines geliebten Freundes, welcher
sie als seine Liebste bedienet, alle Ehre und
Hochachtung schuldig bin. Geht, pa-

cket
T 3

und die Hertzogin von Portsmouth.
Dero allerliebſten Perſon habe, ſo fuͤrch-
ten ſie nichts, denn ich will Dero Gluͤck-
ſeligkeit in kurtzem vollkommen machen.

Dieſe Worte wurden von einem Bach voll Thraͤ-
nen begleitet, wormit er ihre Haͤnde benetzete, in-
dem er ſolche in ſeine einſchloſſe und alle Augenblicke
mit einem demuͤthigen Kuß verehrete.

Weil ſich nun alsdenn Querovaille anſtellte,
als ob ſie des Grafen Aufrichtigkeit vor bekannt an-
naͤhme, gieng er mit ungemeiner Freude und Ver-
gnuͤgen nach Hauſe, wo er in ſeine Kammer hinein
trat, und Madame Sedieres zu ſich holen ließ.
Er ſahe ſie nicht ſo bald, als er mit groͤſſeſtem Eyfer
alſo loßbrach: Habt ihr vergeſſen, wer ihr
ſeyd, und wer ich bin? Und muͤſſet ihr die
Guͤtigkeit, die ich beſtaͤndig fuͤr euch ge-
heget habe, dergeſtalt mißbrauchen? Un-
danckbares Menſch! Jſt dieſes der
Re-
ſpect,
den ihr fuͤr mich haben ſollet? Mey-
net ihr, ich wiſſe von eurer unbeſonnenen
Vermeſſenheit nichts? Da ihr euch um
mein Thun und Laſſen bekuͤmmert, und
mir mein Haus aufruͤhriſch machet? Jhr
ſeyd ſo unverſchaͤmt geweſen, eine Per-
ſon zu mißbrauchen, der ich, in Betrach-
tung eines geliebten Freundes, welcher
ſie als ſeine Liebſte bedienet, alle Ehre und
Hochachtung ſchuldig bin. Geht, pa-

cket
T 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0313" n="293"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und die Hertzogin von <hi rendition="#aq">Portsmouth.</hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Dero allerlieb&#x017F;ten Per&#x017F;on habe, &#x017F;o fu&#x0364;rch-<lb/>
ten &#x017F;ie nichts, denn ich will Dero Glu&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;eligkeit in kurtzem vollkommen machen.</hi><lb/>
Die&#x017F;e Worte wurden von einem Bach voll Thra&#x0364;-<lb/>
nen begleitet, wormit er ihre Ha&#x0364;nde benetzete, in-<lb/>
dem er &#x017F;olche in &#x017F;eine ein&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;e und alle Augenblicke<lb/>
mit einem demu&#x0364;thigen Kuß verehrete.</p><lb/>
          <p>Weil &#x017F;ich nun alsdenn <hi rendition="#aq">Querovaille</hi> an&#x017F;tellte,<lb/>
als ob &#x017F;ie des Grafen Aufrichtigkeit vor bekannt an-<lb/>
na&#x0364;hme, gieng er mit ungemeiner Freude und Ver-<lb/>
gnu&#x0364;gen nach Hau&#x017F;e, wo er in &#x017F;eine Kammer hinein<lb/>
trat, und <hi rendition="#aq">Madame Sedieres</hi> zu &#x017F;ich holen ließ.<lb/>
Er &#x017F;ahe &#x017F;ie nicht &#x017F;o bald, als er mit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;tem Eyfer<lb/>
al&#x017F;o loßbrach: <hi rendition="#fr">Habt ihr verge&#x017F;&#x017F;en, wer ihr<lb/>
&#x017F;eyd, und wer ich bin? Und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et ihr die<lb/>
Gu&#x0364;tigkeit, die ich be&#x017F;ta&#x0364;ndig fu&#x0364;r euch ge-<lb/>
heget habe, derge&#x017F;talt mißbrauchen? Un-<lb/>
danckbares Men&#x017F;ch! J&#x017F;t die&#x017F;es der</hi> <hi rendition="#aq">Re-<lb/>
&#x017F;pect,</hi> <hi rendition="#fr">den ihr fu&#x0364;r mich haben &#x017F;ollet? Mey-<lb/>
net ihr, ich wi&#x017F;&#x017F;e von eurer unbe&#x017F;onnenen<lb/>
Verme&#x017F;&#x017F;enheit nichts? Da ihr euch um<lb/>
mein Thun und La&#x017F;&#x017F;en beku&#x0364;mmert, und<lb/>
mir mein Haus aufru&#x0364;hri&#x017F;ch machet? Jhr<lb/>
&#x017F;eyd &#x017F;o unver&#x017F;cha&#x0364;mt gewe&#x017F;en, eine Per-<lb/>
&#x017F;on zu mißbrauchen, der ich, in Betrach-<lb/>
tung eines geliebten Freundes, welcher<lb/>
&#x017F;ie als &#x017F;eine Lieb&#x017F;te bedienet, alle Ehre und<lb/>
Hochachtung &#x017F;chuldig bin. Geht, pa-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 3</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">cket</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[293/0313] und die Hertzogin von Portsmouth. Dero allerliebſten Perſon habe, ſo fuͤrch- ten ſie nichts, denn ich will Dero Gluͤck- ſeligkeit in kurtzem vollkommen machen. Dieſe Worte wurden von einem Bach voll Thraͤ- nen begleitet, wormit er ihre Haͤnde benetzete, in- dem er ſolche in ſeine einſchloſſe und alle Augenblicke mit einem demuͤthigen Kuß verehrete. Weil ſich nun alsdenn Querovaille anſtellte, als ob ſie des Grafen Aufrichtigkeit vor bekannt an- naͤhme, gieng er mit ungemeiner Freude und Ver- gnuͤgen nach Hauſe, wo er in ſeine Kammer hinein trat, und Madame Sedieres zu ſich holen ließ. Er ſahe ſie nicht ſo bald, als er mit groͤſſeſtem Eyfer alſo loßbrach: Habt ihr vergeſſen, wer ihr ſeyd, und wer ich bin? Und muͤſſet ihr die Guͤtigkeit, die ich beſtaͤndig fuͤr euch ge- heget habe, dergeſtalt mißbrauchen? Un- danckbares Menſch! Jſt dieſes der Re- ſpect, den ihr fuͤr mich haben ſollet? Mey- net ihr, ich wiſſe von eurer unbeſonnenen Vermeſſenheit nichts? Da ihr euch um mein Thun und Laſſen bekuͤmmert, und mir mein Haus aufruͤhriſch machet? Jhr ſeyd ſo unverſchaͤmt geweſen, eine Per- ſon zu mißbrauchen, der ich, in Betrach- tung eines geliebten Freundes, welcher ſie als ſeine Liebſte bedienet, alle Ehre und Hochachtung ſchuldig bin. Geht, pa- cket T 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/313
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/313>, abgerufen am 24.11.2024.