Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Philogines und Meretricia. war er viel zu sehr von der charmanten Mere-tricia bestricket, als daß er sich einen Augenblick Bedenckzeit nehmen sollen; vielmehr gienge er, ohne sich im geringsten zu besinnen, alles ein, was sie verlangten, und gab beydes der Mutter und der Tochter, auf Vollziehung der verglichenen Bedin- gungen, den Hand-Schlag. Nachdem sie eine Weile mit einander geredet hatten, überreichte er der Tochter einen kostbaren Demant-Ring und der Mutter eine saubre güldene Taschen-Uhr, mit der Recommendation, sie sollte fleißig Sorge für seine allerliebste Braut tragen, welche er mittler- weile stets bey der Hand hielte, und der er, ehe sie von einander schieden, seine Treue mit tausend Küs- sen auf ihren Lippen versiegelte. Weil nun der Ritter sehr reich war, befande er seligkeit
Philogines und Meretricia. war er viel zu ſehr von der charmanten Mere-tricia beſtricket, als daß er ſich einen Augenblick Bedenckzeit nehmen ſollen; vielmehr gienge er, ohne ſich im geringſten zu beſinnen, alles ein, was ſie verlangten, und gab beydes der Mutter und der Tochter, auf Vollziehung der verglichenen Bedin- gungen, den Hand-Schlag. Nachdem ſie eine Weile mit einander geredet hatten, uͤberreichte er der Tochter einen koſtbaren Demant-Ring und der Mutter eine ſaubre guͤldene Taſchen-Uhr, mit der Recommendation, ſie ſollte fleißig Sorge fuͤr ſeine allerliebſte Braut tragen, welche er mittler- weile ſtets bey der Hand hielte, und der er, ehe ſie von einander ſchieden, ſeine Treue mit tauſend Kuͤſ- ſen auf ihren Lippen verſiegelte. Weil nun der Ritter ſehr reich war, befande er ſeligkeit
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Philogines und Meretricia.
war er viel zu ſehr von der charmanten Mere-
tricia beſtricket, als daß er ſich einen Augenblick
Bedenckzeit nehmen ſollen; vielmehr gienge er, ohne
ſich im geringſten zu beſinnen, alles ein, was ſie
verlangten, und gab beydes der Mutter und der
Tochter, auf Vollziehung der verglichenen Bedin-
gungen, den Hand-Schlag. Nachdem ſie eine
Weile mit einander geredet hatten, uͤberreichte er
der Tochter einen koſtbaren Demant-Ring und der
Mutter eine ſaubre guͤldene Taſchen-Uhr, mit der
Recommendation, ſie ſollte fleißig Sorge fuͤr
ſeine allerliebſte Braut tragen, welche er mittler-
weile ſtets bey der Hand hielte, und der er, ehe ſie
von einander ſchieden, ſeine Treue mit tauſend Kuͤſ-
ſen auf ihren Lippen verſiegelte.
Weil nun der Ritter ſehr reich war, befande er
ſich im Stande, ſeine Generoſité bey der ange-
nehmſten Meretricia, die er alle Woche zum we-
nigſten viermal beſuchte, trefflich ſehen zu laſſen.
Sie geriethen bald mit einander in ein gutes Ver-
ſtaͤndniß, daß, nachdem er die durch ſeinen Con-
fidenten ihr gegebene Verſicherungen wiederho-
let, ſie ſich ihm gaͤntzlich zu eigen uͤbergab. Es iſt
unmoͤglich, alle Annehmlichkeiten, die er bey dieſer
geliebten Perſon antraff, vorſtellig zu machen:
Niemals hatte die Welt, nach ſeinen Gedancken,
ein vollkommneres und qualificirteres Meiſter-
Stuͤck geſehen; Mit einem Wort: Seine Gluͤck-
ſeligkeit
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