Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Philogines und Meretricia. doch noch etwas, erwiederte er, so diesesFelsen-Hertz erweichen und dieses Dia- [m]antene Schloß durchdringen kan? O [m]ein Herr! versatzte sie, es wird ihnen nicht [u]nbekannt seyn, was Dero Vorfahren [v]om Jupiter vorgegeben, wie er sich in ei- [n]en güldenen Regen verwandelt, und [s]olcher gestalt in der Danaes Schoß pra- [c]ticiret habe; Und ein iedweder von sei- [n]en Unterthanen wird, wenn er sich der- [g]leichen Dieterich bedienet, alle Schlösser [b]ey unserm schwachen Geschlecht auf- [s]chliessen können. Mein werthestes poe- [ti]sches Vergnügen! schrie die verliebte Ga- [l]anterie-Schwester, deren Hertz nunmehro zu [w]achsen anfieng, wiewohl schicken sich un- [se]re Gemüther zusammen! Was müssen [n]icht viele Poeten auszurichten vermö- [g]end seyn, da dein angenehmer Leib allein [m]it so vollkommenen Eigenschafften aus- [g]eschmücket ist? So verliebt aber unsere Da- [m]e zuerst den Discours anfienge, fuhr sie dennoch [b]ald hernach fort: Allein, mein Herr! ich [v]ersichere, sie werden müde werden, ehe [si]e das erwünschte Ziel ihrer Hoffnung [e]rreichen können. Nimmermehr Ma- [d]ame! war seine Einrede, nachdem sie mich [e]inmal encouragiret haben. Hieran soll es X 2
Philogines und Meretricia. doch noch etwas, erwiederte er, ſo dieſesFelſen-Hertz erweichen und dieſes Dia- [m]antene Schloß durchdringen kan? O [m]ein Herr! verſatzte ſie, es wird ihnen nicht [u]nbekannt ſeyn, was Dero Vorfahren [v]om Jupiter vorgegeben, wie er ſich in ei- [n]en guͤldenen Regen verwandelt, und [ſ]olcher geſtalt in der Danaes Schoß pra- [c]ticiret habe; Und ein iedweder von ſei- [n]en Unterthanen wird, wenn er ſich der- [g]leichen Dieterich bedienet, alle Schloͤſſer [b]ey unſerm ſchwachen Geſchlecht auf- [ſ]chlieſſen koͤnnen. Mein wertheſtes poë- [ti]ſches Vergnuͤgen! ſchrie die verliebte Ga- [l]anterie-Schweſter, deren Hertz nunmehro zu [w]achſen anfieng, wiewohl ſchicken ſich un- [ſe]re Gemuͤther zuſammen! Was muͤſſen [n]icht viele Poëten auszurichten vermoͤ- [g]end ſeyn, da dein angenehmer Leib allein [m]it ſo vollkommenen Eigenſchafften aus- [g]eſchmuͤcket iſt? So verliebt aber unſere Da- [m]e zuerſt den Diſcours anfienge, fuhr ſie dennoch [b]ald hernach fort: Allein, mein Herr! ich [v]erſichere, ſie werden muͤde werden, ehe [ſi]e das erwuͤnſchte Ziel ihrer Hoffnung [e]rreichen koͤnnen. Nimmermehr Ma- [d]ame! war ſeine Einrede, nachdem ſie mich [e]inmal encouragiret haben. Hieran ſoll es X 2
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Philogines und Meretricia.
doch noch etwas, erwiederte er, ſo dieſes
Felſen-Hertz erweichen und dieſes Dia-
mantene Schloß durchdringen kan? O
mein Herr! verſatzte ſie, es wird ihnen nicht
unbekannt ſeyn, was Dero Vorfahren
vom Jupiter vorgegeben, wie er ſich in ei-
nen guͤldenen Regen verwandelt, und
ſolcher geſtalt in der Danaes Schoß pra-
cticiret habe; Und ein iedweder von ſei-
nen Unterthanen wird, wenn er ſich der-
gleichen Dieterich bedienet, alle Schloͤſſer
bey unſerm ſchwachen Geſchlecht auf-
ſchlieſſen koͤnnen. Mein wertheſtes poë-
tiſches Vergnuͤgen! ſchrie die verliebte Ga-
lanterie-Schweſter, deren Hertz nunmehro zu
wachſen anfieng, wiewohl ſchicken ſich un-
ſere Gemuͤther zuſammen! Was muͤſſen
nicht viele Poëten auszurichten vermoͤ-
gend ſeyn, da dein angenehmer Leib allein
mit ſo vollkommenen Eigenſchafften aus-
geſchmuͤcket iſt? So verliebt aber unſere Da-
me zuerſt den Diſcours anfienge, fuhr ſie dennoch
bald hernach fort: Allein, mein Herr! ich
verſichere, ſie werden muͤde werden, ehe
ſie das erwuͤnſchte Ziel ihrer Hoffnung
erreichen koͤnnen. Nimmermehr Ma-
dame! war ſeine Einrede, nachdem ſie mich
einmal encouragiret haben. Hieran ſoll
es
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