Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und Madame Davis.
Pardons. Binnen wenigen Tagen darauf, nach-
dem sie dieses Gespräch gehalten hatten, suchte der
König der Madame Davis in ihrem Logis die
stille Einsamkeit durch eine Visite zu versüssen; weil
er ihr aber zugleich vermeldete, daß er bey ietziger
Jahrs-Zeit Lust halber nach Newmarket rei-
sen wollte, schiene ihr diese Zeitung sehr nahe zu ge-
hen, sagende: Dero Scheiden wird mir eine
unaussprechliche Marter seyn, weil ich
gleich einer Sonnenwende mein betrüb-
tes Haupt zur Erden hängen, und wie der
weibliche Palm-Baum, in Abwesenheit
des männlichen, verwelcken werde.
Je-
doch, als sie der König unterrichtete, daß er ihr eine
Standes-mäßige Equipage verordnet hätte,
mit ihm zu reisen, wurde sie dieser Gnade wegen für
Freuden gantz ausser sich selbsten gesetzet. Jmmit-
telst hatte sie sich nicht lange zu Newmarket be-
funden, so begieng sie ein wunderliches Abend-
theuer: Denn weil ein Cavalier, Nahmens A-
bercromwey,
der zu solcher Zeit Obrister unter
denen Infanterie-Guarden war, sehr mal-
honnet
von ihr gesprochen hatte; Sie aber von
einem andern vornehmen Cavalier berichtet wur-
de, daß derselbe ein sehr feiger Officier wäre, und
sie keine bessere Kurtzweil anstellen könnte, als wenn
sie ihm, unter dem Nahmen eines von ihren guten
Freunden, ein Cartel zuschickte, sintemal er nim-

mer-
Z 2

und Madame Davis.
Pardons. Binnen wenigen Tagen darauf, nach-
dem ſie dieſes Geſpraͤch gehalten hatten, ſuchte der
Koͤnig der Madame Davis in ihrem Logis die
ſtille Einſamkeit durch eine Viſite zu verſuͤſſen; weil
er ihr aber zugleich vermeldete, daß er bey ietziger
Jahrs-Zeit Luſt halber nach Newmarket rei-
ſen wollte, ſchiene ihr dieſe Zeitung ſehr nahe zu ge-
hen, ſagende: Dero Scheiden wird mir eine
unausſprechliche Marter ſeyn, weil ich
gleich einer Sonnenwende mein betruͤb-
tes Haupt zur Erden haͤngen, und wie der
weibliche Palm-Baum, in Abweſenheit
des maͤnnlichen, verwelcken werde.
Je-
doch, als ſie der Koͤnig unterrichtete, daß er ihr eine
Standes-maͤßige Equipage verordnet haͤtte,
mit ihm zu reiſen, wurde ſie dieſer Gnade wegen fuͤr
Freuden gantz auſſer ſich ſelbſten geſetzet. Jmmit-
telſt hatte ſie ſich nicht lange zu Newmarket be-
funden, ſo begieng ſie ein wunderliches Abend-
theuer: Denn weil ein Cavalier, Nahmens A-
bercromwey,
der zu ſolcher Zeit Obriſter unter
denen Infanterie-Guarden war, ſehr mal-
honnet
von ihr geſprochen hatte; Sie aber von
einem andern vornehmen Cavalier berichtet wur-
de, daß derſelbe ein ſehr feiger Officier waͤre, und
ſie keine beſſere Kurtzweil anſtellen koͤnnte, als wenn
ſie ihm, unter dem Nahmen eines von ihren guten
Freunden, ein Cartel zuſchickte, ſintemal er nim-

mer-
Z 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0375" n="355"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und <hi rendition="#aq">Madame Davis.</hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Pardon</hi><hi rendition="#fr">s.</hi> Binnen wenigen Tagen darauf, nach-<lb/>
dem &#x017F;ie die&#x017F;es Ge&#x017F;pra&#x0364;ch gehalten hatten, &#x017F;uchte der<lb/>
Ko&#x0364;nig der <hi rendition="#aq">Madame Davis</hi> in ihrem <hi rendition="#aq">Logis</hi> die<lb/>
&#x017F;tille Ein&#x017F;amkeit durch eine <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;ite</hi> zu ver&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; weil<lb/>
er ihr aber zugleich vermeldete, daß er bey ietziger<lb/>
Jahrs-Zeit Lu&#x017F;t halber nach <hi rendition="#aq">Newmarket</hi> rei-<lb/>
&#x017F;en wollte, &#x017F;chiene ihr die&#x017F;e Zeitung &#x017F;ehr nahe zu ge-<lb/>
hen, &#x017F;agende: <hi rendition="#fr">Dero Scheiden wird mir eine<lb/>
unaus&#x017F;prechliche Marter &#x017F;eyn, weil ich<lb/>
gleich einer Sonnenwende mein betru&#x0364;b-<lb/>
tes Haupt zur Erden ha&#x0364;ngen, und wie der<lb/>
weibliche Palm-Baum, in Abwe&#x017F;enheit<lb/>
des ma&#x0364;nnlichen, verwelcken werde.</hi> Je-<lb/>
doch, als &#x017F;ie der Ko&#x0364;nig unterrichtete, daß er ihr eine<lb/>
Standes-ma&#x0364;ßige <hi rendition="#aq">Equipage</hi> verordnet ha&#x0364;tte,<lb/>
mit ihm zu rei&#x017F;en, wurde &#x017F;ie die&#x017F;er Gnade wegen fu&#x0364;r<lb/>
Freuden gantz au&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten ge&#x017F;etzet. Jmmit-<lb/>
tel&#x017F;t hatte &#x017F;ie &#x017F;ich nicht lange zu <hi rendition="#aq">Newmarket</hi> be-<lb/>
funden, &#x017F;o begieng &#x017F;ie ein wunderliches Abend-<lb/>
theuer: Denn weil ein <hi rendition="#aq">Cavalier,</hi> Nahmens <hi rendition="#aq">A-<lb/>
bercromwey,</hi> der zu &#x017F;olcher Zeit Obri&#x017F;ter unter<lb/>
denen <hi rendition="#aq">Infanterie-Guard</hi>en war, &#x017F;ehr <hi rendition="#aq">mal-<lb/>
honnet</hi> von ihr ge&#x017F;prochen hatte; Sie aber von<lb/>
einem andern vornehmen <hi rendition="#aq">Cavalier</hi> berichtet wur-<lb/>
de, daß der&#x017F;elbe ein &#x017F;ehr feiger <hi rendition="#aq">Officier</hi> wa&#x0364;re, und<lb/>
&#x017F;ie keine be&#x017F;&#x017F;ere Kurtzweil an&#x017F;tellen ko&#x0364;nnte, als wenn<lb/>
&#x017F;ie ihm, unter dem Nahmen eines von ihren guten<lb/>
Freunden, ein <hi rendition="#aq">Cartel</hi> zu&#x017F;chickte, &#x017F;intemal er nim-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z 2</fw><fw place="bottom" type="catch">mer-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[355/0375] und Madame Davis. Pardons. Binnen wenigen Tagen darauf, nach- dem ſie dieſes Geſpraͤch gehalten hatten, ſuchte der Koͤnig der Madame Davis in ihrem Logis die ſtille Einſamkeit durch eine Viſite zu verſuͤſſen; weil er ihr aber zugleich vermeldete, daß er bey ietziger Jahrs-Zeit Luſt halber nach Newmarket rei- ſen wollte, ſchiene ihr dieſe Zeitung ſehr nahe zu ge- hen, ſagende: Dero Scheiden wird mir eine unausſprechliche Marter ſeyn, weil ich gleich einer Sonnenwende mein betruͤb- tes Haupt zur Erden haͤngen, und wie der weibliche Palm-Baum, in Abweſenheit des maͤnnlichen, verwelcken werde. Je- doch, als ſie der Koͤnig unterrichtete, daß er ihr eine Standes-maͤßige Equipage verordnet haͤtte, mit ihm zu reiſen, wurde ſie dieſer Gnade wegen fuͤr Freuden gantz auſſer ſich ſelbſten geſetzet. Jmmit- telſt hatte ſie ſich nicht lange zu Newmarket be- funden, ſo begieng ſie ein wunderliches Abend- theuer: Denn weil ein Cavalier, Nahmens A- bercromwey, der zu ſolcher Zeit Obriſter unter denen Infanterie-Guarden war, ſehr mal- honnet von ihr geſprochen hatte; Sie aber von einem andern vornehmen Cavalier berichtet wur- de, daß derſelbe ein ſehr feiger Officier waͤre, und ſie keine beſſere Kurtzweil anſtellen koͤnnte, als wenn ſie ihm, unter dem Nahmen eines von ihren guten Freunden, ein Cartel zuſchickte, ſintemal er nim- mer- Z 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/375
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/375>, abgerufen am 21.11.2024.