Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
und Madame Davis.
Allein hier hatte dieß Geräusch
Den Appetit vertrieben:
Er floh den Vogel wie die Pest,
Der sich so schlecht verpflichtet,
Und ihm sein schönes Feder-Nest
So schändlich zugerichtet,
Auch ihn in seiner Lust gestöhrt,
Die sonst sein halbes Leben,
Der, weil ihm solches unverwehrt,
Er völlig war ergeben.
Kurtz: Davis wurde dimittirt,
Und kriegte für die Dienste,
Die sie vorher mit Ruhm geführt,
Viel stattliche Gewinnste.
Und also sah' diß Götzen-Bild
Sich en Moment verlassen
Von dem, der es zuvor so mild
Stets pflegte zu umfassen:
Denn weil es ihre teutsche Kunst
So jämmerlich versehen,
Und ihm bestänckert seine Gunst,
So wars um sie geschehen.
Drum kan ein eintzger Fehler offt,
Durch liederliche Sitten,
Da, wo mans nimmermehr verhofft,
Den gantzen Quarck verschütten:
Ja selbst die Grossen in der Welt
Sind, hole mich der Schinder!
Jn solchen Sachen auch bestellt,
Wie andre Menschen-Kinder.

Also siehet man durch was für einen seltzamen

Unfall
Z 5
und Madame Davis.
Allein hier hatte dieß Geraͤuſch
Den Appetit vertrieben:
Er floh den Vogel wie die Peſt,
Der ſich ſo ſchlecht verpflichtet,
Und ihm ſein ſchoͤnes Feder-Neſt
So ſchaͤndlich zugerichtet,
Auch ihn in ſeiner Luſt geſtoͤhrt,
Die ſonſt ſein halbes Leben,
Der, weil ihm ſolches unverwehrt,
Er voͤllig war ergeben.
Kurtz: Davis wurde dimittirt,
Und kriegte fuͤr die Dienſte,
Die ſie vorher mit Ruhm gefuͤhrt,
Viel ſtattliche Gewinnſte.
Und alſo ſah’ diß Goͤtzen-Bild
Sich en Moment verlaſſen
Von dem, der es zuvor ſo mild
Stets pflegte zu umfaſſen:
Denn weil es ihre teutſche Kunſt
So jaͤmmerlich verſehen,
Und ihm beſtaͤnckert ſeine Gunſt,
So wars um ſie geſchehen.
Drum kan ein eintzger Fehler offt,
Durch liederliche Sitten,
Da, wo mans nimmermehr verhofft,
Den gantzen Quarck verſchuͤtten:
Ja ſelbſt die Groſſen in der Welt
Sind, hole mich der Schinder!
Jn ſolchen Sachen auch beſtellt,
Wie andre Menſchen-Kinder.

Alſo ſiehet man durch was fuͤr einen ſeltzamen

Unfall
Z 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <cit>
            <quote>
              <lg rendition="#fr" type="poem">
                <pb facs="#f0381" n="361"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">und <hi rendition="#aq">Madame Davis.</hi></hi> </fw><lb/>
                <l>Allein hier hatte dieß Gera&#x0364;u&#x017F;ch</l><lb/>
                <l>Den <hi rendition="#aq">Appetit</hi> vertrieben:</l><lb/>
                <l>Er floh den Vogel wie die Pe&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Der &#x017F;ich &#x017F;o &#x017F;chlecht verpflichtet,</l><lb/>
                <l>Und ihm &#x017F;ein &#x017F;cho&#x0364;nes Feder-Ne&#x017F;t</l><lb/>
                <l>So &#x017F;cha&#x0364;ndlich zugerichtet,</l><lb/>
                <l>Auch ihn in &#x017F;einer Lu&#x017F;t ge&#x017F;to&#x0364;hrt,</l><lb/>
                <l>Die &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;ein halbes Leben,</l><lb/>
                <l>Der, weil ihm &#x017F;olches unverwehrt,</l><lb/>
                <l>Er vo&#x0364;llig war ergeben.</l><lb/>
                <l>Kurtz: <hi rendition="#aq">Davis</hi> wurde <hi rendition="#aq">dimitti</hi>rt,</l><lb/>
                <l>Und kriegte fu&#x0364;r die Dien&#x017F;te,</l><lb/>
                <l>Die &#x017F;ie vorher mit Ruhm gefu&#x0364;hrt,</l><lb/>
                <l>Viel &#x017F;tattliche Gewinn&#x017F;te.</l><lb/>
                <l>Und al&#x017F;o &#x017F;ah&#x2019; diß Go&#x0364;tzen-Bild</l><lb/>
                <l>Sich <hi rendition="#aq">en Moment</hi> verla&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
                <l>Von dem, der es zuvor &#x017F;o mild</l><lb/>
                <l>Stets pflegte zu umfa&#x017F;&#x017F;en:</l><lb/>
                <l>Denn weil es ihre teut&#x017F;che Kun&#x017F;t</l><lb/>
                <l>So ja&#x0364;mmerlich ver&#x017F;ehen,</l><lb/>
                <l>Und ihm be&#x017F;ta&#x0364;nckert &#x017F;eine Gun&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>So wars um &#x017F;ie ge&#x017F;chehen.</l><lb/>
                <l>Drum kan ein eintzger Fehler offt,</l><lb/>
                <l>Durch liederliche Sitten,</l><lb/>
                <l>Da, wo mans nimmermehr verhofft,</l><lb/>
                <l>Den gantzen Quarck ver&#x017F;chu&#x0364;tten:</l><lb/>
                <l>Ja &#x017F;elb&#x017F;t die Gro&#x017F;&#x017F;en in der Welt</l><lb/>
                <l>Sind, hole mich der Schinder!</l><lb/>
                <l>Jn &#x017F;olchen Sachen auch be&#x017F;tellt,</l><lb/>
                <l>Wie andre Men&#x017F;chen-Kinder.</l>
              </lg>
            </quote>
          </cit><lb/>
          <p>Al&#x017F;o &#x017F;iehet man durch was fu&#x0364;r einen &#x017F;eltzamen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Unfall</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[361/0381] und Madame Davis. Allein hier hatte dieß Geraͤuſch Den Appetit vertrieben: Er floh den Vogel wie die Peſt, Der ſich ſo ſchlecht verpflichtet, Und ihm ſein ſchoͤnes Feder-Neſt So ſchaͤndlich zugerichtet, Auch ihn in ſeiner Luſt geſtoͤhrt, Die ſonſt ſein halbes Leben, Der, weil ihm ſolches unverwehrt, Er voͤllig war ergeben. Kurtz: Davis wurde dimittirt, Und kriegte fuͤr die Dienſte, Die ſie vorher mit Ruhm gefuͤhrt, Viel ſtattliche Gewinnſte. Und alſo ſah’ diß Goͤtzen-Bild Sich en Moment verlaſſen Von dem, der es zuvor ſo mild Stets pflegte zu umfaſſen: Denn weil es ihre teutſche Kunſt So jaͤmmerlich verſehen, Und ihm beſtaͤnckert ſeine Gunſt, So wars um ſie geſchehen. Drum kan ein eintzger Fehler offt, Durch liederliche Sitten, Da, wo mans nimmermehr verhofft, Den gantzen Quarck verſchuͤtten: Ja ſelbſt die Groſſen in der Welt Sind, hole mich der Schinder! Jn ſolchen Sachen auch beſtellt, Wie andre Menſchen-Kinder. Alſo ſiehet man durch was fuͤr einen ſeltzamen Unfall Z 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/381
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/381>, abgerufen am 22.11.2024.