Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.und Madame Ogle. aufm Lande logirte, nicht weit davon lag, sie undnoch ein anderes Frauenzimmer, den Winter über, den sie sich daselbst aufhielte, auf demselben so per- fect zschussern gelernet, weil sie kein Mensch beob- achtete, daß sie darfür hielten, es fehle ihnen nichts, als an Kleidung, so könnten sie von dem andern Geschlechte nicht übertroffen werden. Als sie nun eines Abends mit diesem Vorsatz auf dem Fluß Seyne, der durch Paris fliesset und zu der Zeit starck gefrohren war, spatzieren giengen, und nicht vermeynten, von iemanden wahrgenommen, viel- weniger behorchet zu werden, beschlossen sie mit ein- ander, sich des nächsten Tages in Manns-Bilder zu verkleiden und unter die Cavaliers zu machen, ihre neu-erlernte Kunst sehen zu lassen; Es wurde aber solches durch eine gewisse vornehme Person weggeschnappet, welche, weil ihr diese Dames ei- nigermassen bekannt waren, als welche in ihrer Nachtbarschafft wohnte, sich solches ad Notam dienen liesse, mithin den Schluß fassete, den Vor- theil von dieser Intrigue wenigstens zu einem lu- stigen Abendtheuer anzuwenden; Zu welchem Ende er es einem von seinen guten Freunden vertraute, mit welchem er beschlosse, ihnen des nächsten Ta- ges durch Kundschafft nachstellen zu lassen, da denn, im Fall jene besagte Resolution fortsetzen wür- den, sie dergleichen thun und Frauenzimmer-Kleider anlegen, und also verstellt eine Gelegenheit abpassen woll-
und Madame Ogle. aufm Lande logirte, nicht weit davon lag, ſie undnoch ein anderes Frauenzimmer, den Winter uͤber, den ſie ſich daſelbſt aufhielte, auf demſelben ſo per- fect zſchuſſern gelernet, weil ſie kein Menſch beob- achtete, daß ſie darfuͤr hielten, es fehle ihnen nichts, als an Kleidung, ſo koͤnnten ſie von dem andern Geſchlechte nicht uͤbertroffen werden. Als ſie nun eines Abends mit dieſem Vorſatz auf dem Fluß Seyne, der durch Paris flieſſet und zu der Zeit ſtarck gefrohren war, ſpatzieren giengen, und nicht vermeynten, von iemanden wahrgenommen, viel- weniger behorchet zu werden, beſchloſſen ſie mit ein- ander, ſich des naͤchſten Tages in Manns-Bilder zu verkleiden und unter die Cavaliers zu machen, ihre neu-erlernte Kunſt ſehen zu laſſen; Es wurde aber ſolches durch eine gewiſſe vornehme Perſon weggeſchnappet, welche, weil ihr dieſe Dames ei- nigermaſſen bekannt waren, als welche in ihrer Nachtbarſchafft wohnte, ſich ſolches ad Notam dienen lieſſe, mithin den Schluß faſſete, den Vor- theil von dieſer Intrigue wenigſtens zu einem lu- ſtigen Abendtheuer anzuwenden; Zu welchem Ende er es einem von ſeinen guten Freunden vertraute, mit welchem er beſchloſſe, ihnen des naͤchſten Ta- ges durch Kundſchafft nachſtellen zu laſſen, da denn, im Fall jene beſagte Reſolution fortſetzen wuͤr- den, ſie dergleichen thun und Frauenzimmer-Kleider anlegen, und alſo verſtellt eine Gelegenheit abpaſſen woll-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0387" n="367"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und <hi rendition="#aq">Madame Ogle.</hi></hi></fw><lb/> aufm Lande <hi rendition="#aq">logir</hi>te, nicht weit davon lag, ſie und<lb/> noch ein anderes Frauenzimmer, den Winter uͤber,<lb/> den ſie ſich daſelbſt aufhielte, auf demſelben ſo <hi rendition="#aq">per-<lb/> fect</hi> zſchuſſern gelernet, weil ſie kein Menſch beob-<lb/> achtete, daß ſie darfuͤr hielten, es fehle ihnen nichts,<lb/> als an Kleidung, ſo koͤnnten ſie von dem andern<lb/> Geſchlechte nicht uͤbertroffen werden. Als ſie nun<lb/> eines Abends mit dieſem Vorſatz auf dem Fluß<lb/><hi rendition="#aq">Seyne,</hi> der durch <hi rendition="#aq">Paris</hi> flieſſet und zu der Zeit<lb/> ſtarck gefrohren war, ſpatzieren giengen, und nicht<lb/> vermeynten, von iemanden wahrgenommen, viel-<lb/> weniger behorchet zu werden, beſchloſſen ſie mit ein-<lb/> ander, ſich des naͤchſten Tages in Manns-Bilder<lb/> zu verkleiden und unter die <hi rendition="#aq">Cavaliers</hi> zu machen,<lb/> ihre neu-erlernte Kunſt ſehen zu laſſen; Es wurde<lb/> aber ſolches durch eine gewiſſe vornehme Perſon<lb/> weggeſchnappet, welche, weil ihr dieſe <hi rendition="#aq">Dames</hi> ei-<lb/> nigermaſſen bekannt waren, als welche in ihrer<lb/> Nachtbarſchafft wohnte, ſich ſolches <hi rendition="#aq">ad Notam</hi><lb/> dienen lieſſe, mithin den Schluß faſſete, den Vor-<lb/> theil von dieſer <hi rendition="#aq">Intrigue</hi> wenigſtens zu einem lu-<lb/> ſtigen Abendtheuer anzuwenden; Zu welchem Ende<lb/> er es einem von ſeinen guten Freunden vertraute,<lb/> mit welchem er beſchloſſe, ihnen des naͤchſten Ta-<lb/> ges durch Kundſchafft nachſtellen zu laſſen, da denn,<lb/> im Fall jene beſagte <hi rendition="#aq">Reſolution</hi> fortſetzen wuͤr-<lb/> den, ſie dergleichen thun und Frauenzimmer-Kleider<lb/> anlegen, und alſo verſtellt eine Gelegenheit abpaſſen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">woll-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [367/0387]
und Madame Ogle.
aufm Lande logirte, nicht weit davon lag, ſie und
noch ein anderes Frauenzimmer, den Winter uͤber,
den ſie ſich daſelbſt aufhielte, auf demſelben ſo per-
fect zſchuſſern gelernet, weil ſie kein Menſch beob-
achtete, daß ſie darfuͤr hielten, es fehle ihnen nichts,
als an Kleidung, ſo koͤnnten ſie von dem andern
Geſchlechte nicht uͤbertroffen werden. Als ſie nun
eines Abends mit dieſem Vorſatz auf dem Fluß
Seyne, der durch Paris flieſſet und zu der Zeit
ſtarck gefrohren war, ſpatzieren giengen, und nicht
vermeynten, von iemanden wahrgenommen, viel-
weniger behorchet zu werden, beſchloſſen ſie mit ein-
ander, ſich des naͤchſten Tages in Manns-Bilder
zu verkleiden und unter die Cavaliers zu machen,
ihre neu-erlernte Kunſt ſehen zu laſſen; Es wurde
aber ſolches durch eine gewiſſe vornehme Perſon
weggeſchnappet, welche, weil ihr dieſe Dames ei-
nigermaſſen bekannt waren, als welche in ihrer
Nachtbarſchafft wohnte, ſich ſolches ad Notam
dienen lieſſe, mithin den Schluß faſſete, den Vor-
theil von dieſer Intrigue wenigſtens zu einem lu-
ſtigen Abendtheuer anzuwenden; Zu welchem Ende
er es einem von ſeinen guten Freunden vertraute,
mit welchem er beſchloſſe, ihnen des naͤchſten Ta-
ges durch Kundſchafft nachſtellen zu laſſen, da denn,
im Fall jene beſagte Reſolution fortſetzen wuͤr-
den, ſie dergleichen thun und Frauenzimmer-Kleider
anlegen, und alſo verſtellt eine Gelegenheit abpaſſen
woll-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |