Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und der Graf Mortimer.
König wurde hierauf auf das Schloß zu Kenel-
worth
geführet, die Lords aber nach Here-
ford,
wo die Königin residirte, allwo Spencer
mit einem, Reading genannt, durch den damali-
gen Ober-Richter, den Lord William Trus-
sel,
zum Tode verdammet und gehangen wurde.
Und weil die Confoederirten, nebst der Königin
Isabel, den König solcher Gestalt ins Gefängniß
geleget, und nicht für sicher hielten, ihn in Freyheit zu
setzen, entschlossen sie sich unter einander, Edward,
seinen Sohn, einen Printzen von ohngefehr 13. Jah-
ren, zum König zu machen, sandten demnach Herrn
William Trussel auf das Schloß, dem Könige
ihr Vorhaben bekannt zu machen, welches ihn in
eine tödtliche Kranckheit versetzte, von welcher er
aber wieder genesete, und sein hartes Schicksaal aufs
erbärmlichste beklagte und betrauerte; nachdem
aber dessen ungeachtet Trussel einmal unterrichtet
war, was er thun sollte, fuhr er fort, dem Könige die
Dethronisirung in folgenden Worten anzukün-
digen:

Jch, William Trussel, als Procurator,
kündige Dir, Edward, in dem Nahmen
des gantzen Englands und aller Parla-
ments-Glieder, die Huldigung auf, so Dir
vormals abgelegt worden; und entsetze
Dich hiermit hinführo aller Königlichen
Gewalt und Ansehens; werde Dir auch

mei-
B 2

und der Graf Mortimer.
Koͤnig wurde hierauf auf das Schloß zu Kenel-
worth
gefuͤhret, die Lords aber nach Here-
ford,
wo die Koͤnigin reſidirte, allwo Spencer
mit einem, Reading genannt, durch den damali-
gen Ober-Richter, den Lord William Truſ-
ſel,
zum Tode verdammet und gehangen wurde.
Und weil die Confœderirten, nebſt der Koͤnigin
Iſabel, den Koͤnig ſolcher Geſtalt ins Gefaͤngniß
geleget, und nicht fuͤr ſicher hielten, ihn in Freyheit zu
ſetzen, entſchloſſen ſie ſich unter einander, Edward,
ſeinen Sohn, einen Printzen von ohngefehr 13. Jah-
ren, zum Koͤnig zu machen, ſandten demnach Herrn
William Truſſel auf das Schloß, dem Koͤnige
ihr Vorhaben bekannt zu machen, welches ihn in
eine toͤdtliche Kranckheit verſetzte, von welcher er
aber wieder geneſete, und ſein hartes Schickſaal aufs
erbaͤrmlichſte beklagte und betrauerte; nachdem
aber deſſen ungeachtet Truſſel einmal unterrichtet
war, was er thun ſollte, fuhr er fort, dem Koͤnige die
Dethroniſirung in folgenden Worten anzukuͤn-
digen:

Jch, William Truſſel, als Procurator,
kuͤndige Dir, Edward, in dem Nahmen
des gantzen Englands und aller Parla-
ments-Glieder, die Huldigung auf, ſo Dir
vormals abgelegt worden; und entſetze
Dich hiermit hinfuͤhro aller Koͤniglichen
Gewalt und Anſehens; werde Dir auch

mei-
B 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0039" n="19"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und der Graf <hi rendition="#aq">Mortimer.</hi></hi></fw><lb/>
Ko&#x0364;nig wurde hierauf auf das Schloß zu <hi rendition="#aq">Kenel-<lb/>
worth</hi> gefu&#x0364;hret, die <hi rendition="#aq">Lords</hi> aber nach <hi rendition="#aq">Here-<lb/>
ford,</hi> wo die Ko&#x0364;nigin <hi rendition="#aq">re&#x017F;idi</hi>rte, allwo <hi rendition="#aq">Spencer</hi><lb/>
mit einem, <hi rendition="#aq">Reading</hi> genannt, durch den damali-<lb/>
gen Ober-Richter, den <hi rendition="#aq">Lord William Tru&#x017F;-<lb/>
&#x017F;el,</hi> zum Tode verdammet und gehangen wurde.<lb/>
Und weil die <hi rendition="#aq">Conf&#x0153;deri</hi>rten, neb&#x017F;t der Ko&#x0364;nigin<lb/><hi rendition="#aq">I&#x017F;abel,</hi> den Ko&#x0364;nig &#x017F;olcher Ge&#x017F;talt ins Gefa&#x0364;ngniß<lb/>
geleget, und nicht fu&#x0364;r &#x017F;icher hielten, ihn in Freyheit zu<lb/>
&#x017F;etzen, ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ich unter einander, <hi rendition="#aq">Edward,</hi><lb/>
&#x017F;einen Sohn, einen Printzen von ohngefehr 13. Jah-<lb/>
ren, zum Ko&#x0364;nig zu machen, &#x017F;andten demnach Herrn<lb/><hi rendition="#aq">William Tru&#x017F;&#x017F;el</hi> auf das Schloß, dem Ko&#x0364;nige<lb/>
ihr Vorhaben bekannt zu machen, welches ihn in<lb/>
eine to&#x0364;dtliche Kranckheit ver&#x017F;etzte, von welcher er<lb/>
aber wieder gene&#x017F;ete, und &#x017F;ein hartes Schick&#x017F;aal aufs<lb/>
erba&#x0364;rmlich&#x017F;te beklagte und betrauerte; nachdem<lb/>
aber de&#x017F;&#x017F;en ungeachtet <hi rendition="#aq">Tru&#x017F;&#x017F;el</hi> einmal unterrichtet<lb/>
war, was er thun &#x017F;ollte, fuhr er fort, dem Ko&#x0364;nige die<lb/><hi rendition="#aq">Dethroni&#x017F;i</hi>rung in folgenden Worten anzuku&#x0364;n-<lb/>
digen:</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#fr">Jch,</hi> <hi rendition="#aq">William Tru&#x017F;&#x017F;el,</hi> <hi rendition="#fr">als</hi> <hi rendition="#aq">Procurator,</hi><lb/> <hi rendition="#fr">ku&#x0364;ndige Dir,</hi> <hi rendition="#aq">Edward,</hi> <hi rendition="#fr">in dem Nahmen<lb/>
des gantzen Englands und aller Parla-<lb/>
ments-Glieder, die Huldigung auf, &#x017F;o Dir<lb/>
vormals abgelegt worden; und ent&#x017F;etze<lb/>
Dich hiermit hinfu&#x0364;hro aller Ko&#x0364;niglichen<lb/>
Gewalt und An&#x017F;ehens; werde Dir auch</hi><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">B 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">mei-</hi> </fw><lb/>
          </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0039] und der Graf Mortimer. Koͤnig wurde hierauf auf das Schloß zu Kenel- worth gefuͤhret, die Lords aber nach Here- ford, wo die Koͤnigin reſidirte, allwo Spencer mit einem, Reading genannt, durch den damali- gen Ober-Richter, den Lord William Truſ- ſel, zum Tode verdammet und gehangen wurde. Und weil die Confœderirten, nebſt der Koͤnigin Iſabel, den Koͤnig ſolcher Geſtalt ins Gefaͤngniß geleget, und nicht fuͤr ſicher hielten, ihn in Freyheit zu ſetzen, entſchloſſen ſie ſich unter einander, Edward, ſeinen Sohn, einen Printzen von ohngefehr 13. Jah- ren, zum Koͤnig zu machen, ſandten demnach Herrn William Truſſel auf das Schloß, dem Koͤnige ihr Vorhaben bekannt zu machen, welches ihn in eine toͤdtliche Kranckheit verſetzte, von welcher er aber wieder geneſete, und ſein hartes Schickſaal aufs erbaͤrmlichſte beklagte und betrauerte; nachdem aber deſſen ungeachtet Truſſel einmal unterrichtet war, was er thun ſollte, fuhr er fort, dem Koͤnige die Dethroniſirung in folgenden Worten anzukuͤn- digen: Jch, William Truſſel, als Procurator, kuͤndige Dir, Edward, in dem Nahmen des gantzen Englands und aller Parla- ments-Glieder, die Huldigung auf, ſo Dir vormals abgelegt worden; und entſetze Dich hiermit hinfuͤhro aller Koͤniglichen Gewalt und Anſehens; werde Dir auch mei- B 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/39
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/39>, abgerufen am 23.11.2024.