Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Der Secretarius Cecil, Leicester, Somerset, Hertford und Arun-del bey der Königin nicht genugsam heraus zu strei- then, der Hoffnung, ihre Gedancken von dem Gra- fen von Essex abzuwenden, den sie gerne an sich zu ziehen wünschete; Sie mochte aber den Grafen von Essex so schwartz zu machen suchen, als sie wollte, so gieng doch alles fruchtloß ab. Denn die Köni- gin bekannte ihr vielmehr öffters heimlich, daß von dem ersten Augenblicke an, da sie den Lord gese- hen, sie den Verlust ihrer Ruhe rechnen könnte, mas- sen sie nach der Zeit eine Schwermüthigkeit bey sich verspühret, dergleichen ihr vorhero unbekannt gewe- sen, und wiewohl sie derselben äusserster Massen zu widerstehen gestrebet, so müste sie doch die Ursache nicht läugnen, weil aller Widerstand, den sie gethan, weiter zu nichts gedienet, als die Palmen seines Sieges nur desto herrlicher zu machen. Wiewohl nun die Königin sich in den Grafen also
Der Secretarius Cecil, Leiceſter, Somerſet, Hertford und Arun-del bey der Koͤnigin nicht genugſam heraus zu ſtrei- then, der Hoffnung, ihre Gedancken von dem Gra- fen von Eſſex abzuwenden, den ſie gerne an ſich zu ziehen wuͤnſchete; Sie mochte aber den Grafen von Eſſex ſo ſchwartz zu machen ſuchen, als ſie wollte, ſo gieng doch alles fruchtloß ab. Denn die Koͤni- gin bekannte ihr vielmehr oͤffters heimlich, daß von dem erſten Augenblicke an, da ſie den Lord geſe- hen, ſie den Verluſt ihrer Ruhe rechnen koͤnnte, maſ- ſen ſie nach der Zeit eine Schwermuͤthigkeit bey ſich verſpuͤhret, dergleichen ihr vorhero unbekannt gewe- ſen, und wiewohl ſie derſelben aͤuſſerſter Maſſen zu widerſtehen geſtrebet, ſo muͤſte ſie doch die Urſache nicht laͤugnen, weil aller Widerſtand, den ſie gethan, weiter zu nichts gedienet, als die Palmen ſeines Sieges nur deſto herrlicher zu machen. Wiewohl nun die Koͤnigin ſich in den Grafen alſo
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Der Secretarius Cecil,
Leiceſter, Somerſet, Hertford und Arun-
del bey der Koͤnigin nicht genugſam heraus zu ſtrei-
then, der Hoffnung, ihre Gedancken von dem Gra-
fen von Eſſex abzuwenden, den ſie gerne an ſich zu
ziehen wuͤnſchete; Sie mochte aber den Grafen von
Eſſex ſo ſchwartz zu machen ſuchen, als ſie wollte,
ſo gieng doch alles fruchtloß ab. Denn die Koͤni-
gin bekannte ihr vielmehr oͤffters heimlich, daß von
dem erſten Augenblicke an, da ſie den Lord geſe-
hen, ſie den Verluſt ihrer Ruhe rechnen koͤnnte, maſ-
ſen ſie nach der Zeit eine Schwermuͤthigkeit bey ſich
verſpuͤhret, dergleichen ihr vorhero unbekannt gewe-
ſen, und wiewohl ſie derſelben aͤuſſerſter Maſſen zu
widerſtehen geſtrebet, ſo muͤſte ſie doch die Urſache
nicht laͤugnen, weil aller Widerſtand, den ſie gethan,
weiter zu nichts gedienet, als die Palmen ſeines
Sieges nur deſto herrlicher zu machen.
Wiewohl nun die Koͤnigin ſich in den Grafen
von Eſſex verliebet hatte; So hegete er doch keine
andere Hochachtung fuͤr Jhro Majeſt. als worzu
ihn ſeine Treue, krafft welcher er ihre Crone und Koͤ-
nigliche Wuͤrde zu unterſtuͤtzen verbunden war, ver-
pflichtete; So bewunderte er auch im geringſten
nichts an der Graͤfin von Nottingham: Die
Graͤfin von Rutland war es allein, die ſein Hertz
vollkommen beſaß, als deren unvergleichliche
Schoͤnheit die Annehmlichkeiten ihrer Jugend ver-
mehrte, ſintemal ſie nicht uͤber 16. Jahr alt, und
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