Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.und die Gräfin von Nottingham. mehr zu ihm hatte; so war ihm dennoch nicht un-bekannt, daß sie bey der Königin in grossen Gnaden und Vertrauen stunde; Und weil er ihr noch so viel Generosite zutrauete, sie werde ihm diese wichti- ge Angelegenheit nicht abschlagen; so schickte er hin zu ihr, und ließ sie um die Ehre ihres Besuchs an- sprechen. Die Gräfin kunnte kaum erwarten, was sein Verlangen seyn würde, und gieng hin, ehe sie der Königin ein Wort davon mercken ließ; da er denn sein Ansuchen auf folgende Weise bey ihr vor- brachte: Madame, können sie so genereus seyn, und dem unglückseligsten Menschen in der Welt, nebst der Mühe, die er ihnen machet, vergeben, und zwar zu einer Zeit, da er nicht Ursache sich zu schmeicheln hat, als werde noch einige Gütigkeit bey sie für ihn übrig seyn? Gleichwohl kan mir nunmehro nichts vortheilhaffter fallen, als dero Beschirmung. Jch weiß gar wohl, wie viel sie bey der Königin vermö- gen: Und woferne sie geruhen wollten, Deroselben zu hinterbringen, was mas- sen es mir hertzlich leid wäre, Jhro Ma- jest. beleidiget zu haben, so zweiffle nicht, Sie werde mir Gnade vor ihren Augen finden lassen! Alsdann fuhr der Graf, auf dem Boden kniend, zu sagen fort: So vermelden sie Jhr denn, Madame, daß sie mich in die- sem B b 3
und die Graͤfin von Nottingham. mehr zu ihm hatte; ſo war ihm dennoch nicht un-bekannt, daß ſie bey der Koͤnigin in groſſen Gnaden und Vertrauen ſtunde; Und weil er ihr noch ſo viel Generoſité zutrauete, ſie werde ihm dieſe wichti- ge Angelegenheit nicht abſchlagen; ſo ſchickte er hin zu ihr, und ließ ſie um die Ehre ihres Beſuchs an- ſprechen. Die Graͤfin kunnte kaum erwarten, was ſein Verlangen ſeyn wuͤrde, und gieng hin, ehe ſie der Koͤnigin ein Wort davon mercken ließ; da er denn ſein Anſuchen auf folgende Weiſe bey ihr vor- brachte: Madame, koͤnnen ſie ſo genereus ſeyn, und dem ungluͤckſeligſten Menſchen in der Welt, nebſt der Muͤhe, die er ihnen machet, vergeben, und zwar zu einer Zeit, da er nicht Urſache ſich zu ſchmeicheln hat, als werde noch einige Guͤtigkeit bey ſie fuͤr ihn uͤbrig ſeyn? Gleichwohl kan mir nunmehro nichts vortheilhaffter fallen, als dero Beſchirmung. Jch weiß gar wohl, wie viel ſie bey der Koͤnigin vermoͤ- gen: Und woferne ſie geruhen wollten, Deroſelben zu hinterbringen, was maſ- ſen es mir hertzlich leid waͤre, Jhro Ma- jeſt. beleidiget zu haben, ſo zweiffle nicht, Sie werde mir Gnade vor ihren Augen finden laſſen! Alsdann fuhr der Graf, auf dem Boden kniend, zu ſagen fort: So vermelden ſie Jhr denn, Madame, daß ſie mich in die- ſem B b 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0409" n="389"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und die Graͤfin von <hi rendition="#aq">Nottingham.</hi></hi></fw><lb/> mehr zu ihm hatte; ſo war ihm dennoch nicht un-<lb/> bekannt, daß ſie bey der Koͤnigin in groſſen Gnaden<lb/> und Vertrauen ſtunde; Und weil er ihr noch ſo viel<lb/><hi rendition="#aq">Generoſité</hi> zutrauete, ſie werde ihm dieſe wichti-<lb/> ge Angelegenheit nicht abſchlagen; ſo ſchickte er hin<lb/> zu ihr, und ließ ſie um die Ehre ihres Beſuchs an-<lb/> ſprechen. Die Graͤfin kunnte kaum erwarten,<lb/> was ſein Verlangen ſeyn wuͤrde, und gieng hin, ehe<lb/> ſie der Koͤnigin ein Wort davon mercken ließ; da er<lb/> denn ſein Anſuchen auf folgende Weiſe bey ihr vor-<lb/> brachte: <hi rendition="#aq">Madame,</hi> <hi rendition="#fr">koͤnnen ſie ſo</hi> <hi rendition="#aq">genereus</hi><lb/><hi rendition="#fr">ſeyn, und dem ungluͤckſeligſten Menſchen<lb/> in der Welt, nebſt der Muͤhe, die er ihnen<lb/> machet, vergeben, und zwar zu einer Zeit,<lb/> da er nicht Urſache ſich zu ſchmeicheln hat,<lb/> als werde noch einige Guͤtigkeit bey ſie<lb/> fuͤr ihn uͤbrig ſeyn? Gleichwohl kan mir<lb/> nunmehro nichts vortheilhaffter fallen,<lb/> als dero Beſchirmung. Jch weiß gar<lb/> wohl, wie viel ſie bey der Koͤnigin vermoͤ-<lb/> gen: Und woferne ſie geruhen wollten,<lb/> Deroſelben zu hinterbringen, was maſ-<lb/> ſen es mir hertzlich leid waͤre, Jhro Ma-<lb/> jeſt. beleidiget zu haben, ſo zweiffle nicht,<lb/> Sie werde mir Gnade vor ihren Augen<lb/> finden laſſen!</hi> Alsdann fuhr der Graf, auf dem<lb/> Boden kniend, zu ſagen fort: <hi rendition="#fr">So vermelden<lb/> ſie Jhr denn,</hi> <hi rendition="#aq">Madame,</hi> <hi rendition="#fr">daß ſie mich in die-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">B b 3</hi></fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ſem</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [389/0409]
und die Graͤfin von Nottingham.
mehr zu ihm hatte; ſo war ihm dennoch nicht un-
bekannt, daß ſie bey der Koͤnigin in groſſen Gnaden
und Vertrauen ſtunde; Und weil er ihr noch ſo viel
Generoſité zutrauete, ſie werde ihm dieſe wichti-
ge Angelegenheit nicht abſchlagen; ſo ſchickte er hin
zu ihr, und ließ ſie um die Ehre ihres Beſuchs an-
ſprechen. Die Graͤfin kunnte kaum erwarten,
was ſein Verlangen ſeyn wuͤrde, und gieng hin, ehe
ſie der Koͤnigin ein Wort davon mercken ließ; da er
denn ſein Anſuchen auf folgende Weiſe bey ihr vor-
brachte: Madame, koͤnnen ſie ſo genereus
ſeyn, und dem ungluͤckſeligſten Menſchen
in der Welt, nebſt der Muͤhe, die er ihnen
machet, vergeben, und zwar zu einer Zeit,
da er nicht Urſache ſich zu ſchmeicheln hat,
als werde noch einige Guͤtigkeit bey ſie
fuͤr ihn uͤbrig ſeyn? Gleichwohl kan mir
nunmehro nichts vortheilhaffter fallen,
als dero Beſchirmung. Jch weiß gar
wohl, wie viel ſie bey der Koͤnigin vermoͤ-
gen: Und woferne ſie geruhen wollten,
Deroſelben zu hinterbringen, was maſ-
ſen es mir hertzlich leid waͤre, Jhro Ma-
jeſt. beleidiget zu haben, ſo zweiffle nicht,
Sie werde mir Gnade vor ihren Augen
finden laſſen! Alsdann fuhr der Graf, auf dem
Boden kniend, zu ſagen fort: So vermelden
ſie Jhr denn, Madame, daß ſie mich in die-
ſem
B b 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |