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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Der Secretarius Cecil,
kleinen Verpausirung befriedigte er, seinem Ver-
sprechen gemäß, ihr Kammer-Fräulein, legte ihr
ein Stillschweigen auf, und begab sich in sein gehei-
mes Cabinet, woselbst er auf eine seiner eigenen
Schmach und seiner Gemahlin Treulosigkeit ge-
mässe Rache bedacht war. Weil aber sein An-
schlag, den Cecil, so bald er ihn in seinem Hause
antreffen würde, zu ermorden, jenem in geheim hin-
terbracht wurde, stellete er seine verliebte Visiten
hinführo gäntzlich ein; Jedoch dieses verursachte
der Gräfin von Nottingham eine so grausame
Marter, daß sie kurtz darauf eines todten Kindes
genase, da ihre Rechnung lange noch nicht aus war,
als dessen unzeitige Gebuhrt durch die Hefftigkeit
ihres Kummers und Hertzeleids verursachet wurde;
Gleichwohl war alles dieses, ob auch zwar ihr
Ehe-Gemahl sie so genau, als ein eyfersüchtiger
Spanier sein Weib, versperret hielte, nicht mächtig
gnug, ihren unglückseligen Tagen ein Ziel zu setzen,
und diejenigen Trübseligkeiten, worunter sie aus
Verlangen nach Cecil verschmachtete, zu unter-
brechen. Dieweil aber doch ihre genaue Einschrän-
ckung sie des Genusses ihres Liebhabers auf immer-
zu beraubete; Als zog sie sich solches dergestalt zu
Gemüthe, daß sie, in weniger als 6. Monaten, eine
plötzliche Kranckheit nieder aufs Tod-Bette warff:
Also hatte sie nicht lange in ihren unbändigen Af-
fect
en über die Hinrichtung des unglückseligen

Essex

Der Secretarius Cecil,
kleinen Verpauſirung befriedigte er, ſeinem Ver-
ſprechen gemaͤß, ihr Kammer-Fraͤulein, legte ihr
ein Stillſchweigen auf, und begab ſich in ſein gehei-
mes Cabinet, woſelbſt er auf eine ſeiner eigenen
Schmach und ſeiner Gemahlin Treuloſigkeit ge-
maͤſſe Rache bedacht war. Weil aber ſein An-
ſchlag, den Cecil, ſo bald er ihn in ſeinem Hauſe
antreffen wuͤrde, zu ermorden, jenem in geheim hin-
terbracht wurde, ſtellete er ſeine verliebte Viſiten
hinfuͤhro gaͤntzlich ein; Jedoch dieſes verurſachte
der Graͤfin von Nottingham eine ſo grauſame
Marter, daß ſie kurtz darauf eines todten Kindes
genaſe, da ihre Rechnung lange noch nicht aus war,
als deſſen unzeitige Gebuhrt durch die Hefftigkeit
ihres Kummers und Hertzeleids verurſachet wurde;
Gleichwohl war alles dieſes, ob auch zwar ihr
Ehe-Gemahl ſie ſo genau, als ein eyferſuͤchtiger
Spanier ſein Weib, verſperret hielte, nicht maͤchtig
gnug, ihren ungluͤckſeligen Tagen ein Ziel zu ſetzen,
und diejenigen Truͤbſeligkeiten, worunter ſie aus
Verlangen nach Cecil verſchmachtete, zu unter-
brechen. Dieweil aber doch ihre genaue Einſchraͤn-
ckung ſie des Genuſſes ihres Liebhabers auf immer-
zu beraubete; Als zog ſie ſich ſolches dergeſtalt zu
Gemuͤthe, daß ſie, in weniger als 6. Monaten, eine
ploͤtzliche Kranckheit nieder aufs Tod-Bette warff:
Alſo hatte ſie nicht lange in ihren unbaͤndigen Af-
fect
en uͤber die Hinrichtung des ungluͤckſeligen

Eſſex
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[394/0414] Der Secretarius Cecil, kleinen Verpauſirung befriedigte er, ſeinem Ver- ſprechen gemaͤß, ihr Kammer-Fraͤulein, legte ihr ein Stillſchweigen auf, und begab ſich in ſein gehei- mes Cabinet, woſelbſt er auf eine ſeiner eigenen Schmach und ſeiner Gemahlin Treuloſigkeit ge- maͤſſe Rache bedacht war. Weil aber ſein An- ſchlag, den Cecil, ſo bald er ihn in ſeinem Hauſe antreffen wuͤrde, zu ermorden, jenem in geheim hin- terbracht wurde, ſtellete er ſeine verliebte Viſiten hinfuͤhro gaͤntzlich ein; Jedoch dieſes verurſachte der Graͤfin von Nottingham eine ſo grauſame Marter, daß ſie kurtz darauf eines todten Kindes genaſe, da ihre Rechnung lange noch nicht aus war, als deſſen unzeitige Gebuhrt durch die Hefftigkeit ihres Kummers und Hertzeleids verurſachet wurde; Gleichwohl war alles dieſes, ob auch zwar ihr Ehe-Gemahl ſie ſo genau, als ein eyferſuͤchtiger Spanier ſein Weib, verſperret hielte, nicht maͤchtig gnug, ihren ungluͤckſeligen Tagen ein Ziel zu ſetzen, und diejenigen Truͤbſeligkeiten, worunter ſie aus Verlangen nach Cecil verſchmachtete, zu unter- brechen. Dieweil aber doch ihre genaue Einſchraͤn- ckung ſie des Genuſſes ihres Liebhabers auf immer- zu beraubete; Als zog ſie ſich ſolches dergeſtalt zu Gemuͤthe, daß ſie, in weniger als 6. Monaten, eine ploͤtzliche Kranckheit nieder aufs Tod-Bette warff: Alſo hatte ſie nicht lange in ihren unbaͤndigen Af- fecten uͤber die Hinrichtung des ungluͤckſeligen Eſſex

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/414>, abgerufen am 22.11.2024.