Bothen par Poste nach London; und als er daselbst der Madame Barry Vetter ausgefor- schet, deme ihr Vater theuer eingebunden, sie ja in genauen Schrancken zu halten, damit sie nicht in dieser volckreichen Stadt extra gienge, fande die Person, so die Unterhändlerin zwischen ihr und die- sem Herrn war, eine bequeme Gelegenheit, ihr des Liebsten Ankunfft in der Stadt bekannt zu machen, an den sie alsbald die Zeilen abfertigte:
Mein Herr!
Nichts ist mir erfreulicher, als die an- genehme Zeitung, welche diesen Au- genblick vernehme, sie so nahe bey mir zu wissen: Jch werde sie demnach auf den Abend um sechs Uhr, bey der schönen RosamondTeich, gewiß und unfehlbar erwarten; Aber ich beschwehre sie bey ihrem Leben, auch dero allervertraute- stem Hertzens-Freund, von einer so gros- sen Heimlichkeit, nichts wissen zu lassen, und bitte ergebenst, dieses Papier zu ver- brennen, wodurch sie sich höchlich ver- pflichten werden
Dero Dienerin.
Der Amant schlug diese Einladung keineswegs aus, sondern lebte ihren Befehlen, mit einer genauen
Beob-
Der Graf von Rocheſter,
Bothen par Poſte nach London; und als er daſelbſt der Madame Barry Vetter ausgefor- ſchet, deme ihr Vater theuer eingebunden, ſie ja in genauen Schrancken zu halten, damit ſie nicht in dieſer volckreichen Stadt extra gienge, fande die Perſon, ſo die Unterhaͤndlerin zwiſchen ihr und die- ſem Herrn war, eine bequeme Gelegenheit, ihr des Liebſten Ankunfft in der Stadt bekannt zu machen, an den ſie alsbald die Zeilen abfertigte:
Mein Herr!
Nichts iſt mir erfreulicher, als die an- genehme Zeitung, welche dieſen Au- genblick vernehme, ſie ſo nahe bey mir zu wiſſen: Jch werde ſie demnach auf den Abend um ſechs Uhr, bey der ſchoͤnen RoſamondTeich, gewiß und unfehlbar erwarten; Aber ich beſchwehre ſie bey ihrem Leben, auch dero allervertraute- ſtem Hertzens-Freund, von einer ſo groſ- ſen Heimlichkeit, nichts wiſſen zu laſſen, und bitte ergebenſt, dieſes Papier zu ver- brennen, wodurch ſie ſich hoͤchlich ver- pflichten werden
Dero Dienerin.
Der Amant ſchlug dieſe Einladung keineswegs aus, ſondern lebte ihren Befehlen, mit einer genauen
Beob-
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[422/0442]
Der Graf von Rocheſter,
Bothen par Poſte nach London; und als er
daſelbſt der Madame Barry Vetter ausgefor-
ſchet, deme ihr Vater theuer eingebunden, ſie ja in
genauen Schrancken zu halten, damit ſie nicht in
dieſer volckreichen Stadt extra gienge, fande die
Perſon, ſo die Unterhaͤndlerin zwiſchen ihr und die-
ſem Herrn war, eine bequeme Gelegenheit, ihr des
Liebſten Ankunfft in der Stadt bekannt zu machen,
an den ſie alsbald die Zeilen abfertigte:
Mein Herr!
Nichts iſt mir erfreulicher, als die an-
genehme Zeitung, welche dieſen Au-
genblick vernehme, ſie ſo nahe bey mir
zu wiſſen: Jch werde ſie demnach auf
den Abend um ſechs Uhr, bey der ſchoͤnen
Roſamond Teich, gewiß und unfehlbar
erwarten; Aber ich beſchwehre ſie bey
ihrem Leben, auch dero allervertraute-
ſtem Hertzens-Freund, von einer ſo groſ-
ſen Heimlichkeit, nichts wiſſen zu laſſen,
und bitte ergebenſt, dieſes Papier zu ver-
brennen, wodurch ſie ſich hoͤchlich ver-
pflichten werden
Dero
Dienerin.
Der Amant ſchlug dieſe Einladung keineswegs
aus, ſondern lebte ihren Befehlen, mit einer genauen
Beob-
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/442>, abgerufen am 22.11.2024.
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