ihrem Anblick vielmehr wiederum aufs neue in Schwachheit: Denn, da er sie, seiner Frau Mutter Instruction gemäß, liebreich auf ihn reden und Hoffnung von ihrer Liebe geben hörte, war die dem unmäßigen Trauern entgegen gestellte plötzliche Freude so gewaltsam, daß sein Fieber mit weit grös- serer Hefftigkeit und Gefahr, als anfangs, wieder kam; Jedoch es verließ ihn dieses bald hernach gäntzlich, daß er merckliche Kräffte verspührte und fähig war, auszuspatzieren.
Seine Mutter kunnte sich ohnschwer die Rech- nung machen, daß er sie nach seiner Genesung nicht werde ihr Wort wiederum zurücke nehmen lassen, erdachte demnach eine List, welche auch von einer glücklichen Würckung war. Der Ritter verlangte nach Margarethgen, und bathe, man möchte sie wieder zu ihm holen lassen, bekam aber die Nach- richt, die Betrübniß wegen seiner Unpäßlichkeit habe sie so empfindlich angegriffen, daß sie gleichfalls von einem grimmigen und gefährlichen Fieber überfal- len worden. Diese Nachricht that dem Ritter in der Seelen wehe, und würde mehr traurige Wür- ckungen nach sich gezogen haben, woferne er nicht gemuthmasset, daß solches nur eine Verstellung wäre. Er verlangte demnach ernstlich, man möchte ihn dieses Mägdgen besuchen lassen; und dieses Begehren wiederholte er sehr offte, so, daß er auch dadurch seine verständige Mutter nöthigte, ihre
Ent-
Herr Oldys, der Poët,
ihrem Anblick vielmehr wiederum aufs neue in Schwachheit: Denn, da er ſie, ſeiner Frau Mutter Inſtruction gemaͤß, liebreich auf ihn reden und Hoffnung von ihrer Liebe geben hoͤrte, war die dem unmaͤßigen Trauern entgegen geſtellte ploͤtzliche Freude ſo gewaltſam, daß ſein Fieber mit weit groͤſ- ſerer Hefftigkeit und Gefahr, als anfangs, wieder kam; Jedoch es verließ ihn dieſes bald hernach gaͤntzlich, daß er merckliche Kraͤffte verſpuͤhrte und faͤhig war, auszuſpatzieren.
Seine Mutter kunnte ſich ohnſchwer die Rech- nung machen, daß er ſie nach ſeiner Geneſung nicht werde ihr Wort wiederum zuruͤcke nehmen laſſen, erdachte demnach eine Liſt, welche auch von einer gluͤcklichen Wuͤrckung war. Der Ritter verlangte nach Margarethgen, und bathe, man moͤchte ſie wieder zu ihm holen laſſen, bekam aber die Nach- richt, die Betruͤbniß wegen ſeiner Unpaͤßlichkeit habe ſie ſo empfindlich angegriffen, daß ſie gleichfalls von einem grimmigen und gefaͤhrlichen Fieber uͤberfal- len worden. Dieſe Nachricht that dem Ritter in der Seelen wehe, und wuͤrde mehr traurige Wuͤr- ckungen nach ſich gezogen haben, woferne er nicht gemuthmaſſet, daß ſolches nur eine Verſtellung waͤre. Er verlangte demnach ernſtlich, man moͤchte ihn dieſes Maͤgdgen beſuchen laſſen; und dieſes Begehren wiederholte er ſehr offte, ſo, daß er auch dadurch ſeine verſtaͤndige Mutter noͤthigte, ihre
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[488/0508]
Herr Oldys, der Poët,
ihrem Anblick vielmehr wiederum aufs neue in
Schwachheit: Denn, da er ſie, ſeiner Frau Mutter
Inſtruction gemaͤß, liebreich auf ihn reden und
Hoffnung von ihrer Liebe geben hoͤrte, war die dem
unmaͤßigen Trauern entgegen geſtellte ploͤtzliche
Freude ſo gewaltſam, daß ſein Fieber mit weit groͤſ-
ſerer Hefftigkeit und Gefahr, als anfangs, wieder
kam; Jedoch es verließ ihn dieſes bald hernach
gaͤntzlich, daß er merckliche Kraͤffte verſpuͤhrte und
faͤhig war, auszuſpatzieren.
Seine Mutter kunnte ſich ohnſchwer die Rech-
nung machen, daß er ſie nach ſeiner Geneſung nicht
werde ihr Wort wiederum zuruͤcke nehmen laſſen,
erdachte demnach eine Liſt, welche auch von einer
gluͤcklichen Wuͤrckung war. Der Ritter verlangte
nach Margarethgen, und bathe, man moͤchte ſie
wieder zu ihm holen laſſen, bekam aber die Nach-
richt, die Betruͤbniß wegen ſeiner Unpaͤßlichkeit habe
ſie ſo empfindlich angegriffen, daß ſie gleichfalls von
einem grimmigen und gefaͤhrlichen Fieber uͤberfal-
len worden. Dieſe Nachricht that dem Ritter in
der Seelen wehe, und wuͤrde mehr traurige Wuͤr-
ckungen nach ſich gezogen haben, woferne er nicht
gemuthmaſſet, daß ſolches nur eine Verſtellung
waͤre. Er verlangte demnach ernſtlich, man moͤchte
ihn dieſes Maͤgdgen beſuchen laſſen; und dieſes
Begehren wiederholte er ſehr offte, ſo, daß er auch
dadurch ſeine verſtaͤndige Mutter noͤthigte, ihre
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/508>, abgerufen am 22.11.2024.
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