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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Herr Oldys, der Poet,
Des Himmels Odem soll wie Stoppeln mich
verzehren!
Mein Nahme sey verbannt in alle Ewig-
keit!
Wenn ich dich, o Athenais! nicht bey weitem
höher schätze,
Als das reiche Persien, und des grossen Mo-
gols Plätze!

Weil aber Frau Latch ihr Interesse einer
galanten Person vorzog, und wohl wuste, daß
dieses Compendium der Menschheit, welches
gegen ihr, als einer langen wohlgewachsenen Da-
me,
wie ein Zucker-Brodtgen auf einer Kälber-
Brust aussahe, durch ein Legatum oder Ver-
mächtniß 80. Pfund erhalten hatte, gedachte sie:
Geld, ich hab dich lieb! und resolvirte sich, die-
ses Duodez-Männgen zu umfahen, war auch so
ehrlich, dem kleinen Pygmoeo beständig anzuhan-
gen, so lange er den lieben Mammon zu seinem
Freunde besaß, welches ohngefehr 6. Wochen wäh-
rete: Denn sie muste Heu machen, weil die Son-
ne scheinte; Als aber garstiges Wetter einfiel, und
Wolcken der Trübseligkeit ihre vorige Lust und
Kurtzweil überschatteten, verließ sie den kleinen
bucklichten Choerilum, und gab ihm durch Be-
reuung seiner Thorheit Anlaß, poetische Buß-
Psalmen zu machen. Damit er sich nun an seiner
treulosen Maitresse rächen möchte, gehet er hin,

und
Herr Oldys, der Poët,
Des Himmels Odem ſoll wie Stoppeln mich
verzehren!
Mein Nahme ſey verbannt in alle Ewig-
keit!
Wenn ich dich, o Athenais! nicht bey weitem
hoͤher ſchaͤtze,
Als das reiche Perſien, und des groſſen Mo-
gols Plaͤtze!

Weil aber Frau Latch ihr Intereſſe einer
galanten Perſon vorzog, und wohl wuſte, daß
dieſes Compendium der Menſchheit, welches
gegen ihr, als einer langen wohlgewachſenen Da-
me,
wie ein Zucker-Brodtgen auf einer Kaͤlber-
Bruſt ausſahe, durch ein Legatum oder Ver-
maͤchtniß 80. Pfund erhalten hatte, gedachte ſie:
Geld, ich hab dich lieb! und reſolvirte ſich, die-
ſes Duodez-Maͤnngen zu umfahen, war auch ſo
ehrlich, dem kleinen Pygmœo beſtaͤndig anzuhan-
gen, ſo lange er den lieben Mammon zu ſeinem
Freunde beſaß, welches ohngefehr 6. Wochen waͤh-
rete: Denn ſie muſte Heu machen, weil die Son-
ne ſcheinte; Als aber garſtiges Wetter einfiel, und
Wolcken der Truͤbſeligkeit ihre vorige Luſt und
Kurtzweil uͤberſchatteten, verließ ſie den kleinen
bucklichten Chœrilum, und gab ihm durch Be-
reuung ſeiner Thorheit Anlaß, poëtiſche Buß-
Pſalmen zu machen. Damit er ſich nun an ſeiner
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[496/0516] Herr Oldys, der Poët, Des Himmels Odem ſoll wie Stoppeln mich verzehren! Mein Nahme ſey verbannt in alle Ewig- keit! Wenn ich dich, o Athenais! nicht bey weitem hoͤher ſchaͤtze, Als das reiche Perſien, und des groſſen Mo- gols Plaͤtze! Weil aber Frau Latch ihr Intereſſe einer galanten Perſon vorzog, und wohl wuſte, daß dieſes Compendium der Menſchheit, welches gegen ihr, als einer langen wohlgewachſenen Da- me, wie ein Zucker-Brodtgen auf einer Kaͤlber- Bruſt ausſahe, durch ein Legatum oder Ver- maͤchtniß 80. Pfund erhalten hatte, gedachte ſie: Geld, ich hab dich lieb! und reſolvirte ſich, die- ſes Duodez-Maͤnngen zu umfahen, war auch ſo ehrlich, dem kleinen Pygmœo beſtaͤndig anzuhan- gen, ſo lange er den lieben Mammon zu ſeinem Freunde beſaß, welches ohngefehr 6. Wochen waͤh- rete: Denn ſie muſte Heu machen, weil die Son- ne ſcheinte; Als aber garſtiges Wetter einfiel, und Wolcken der Truͤbſeligkeit ihre vorige Luſt und Kurtzweil uͤberſchatteten, verließ ſie den kleinen bucklichten Chœrilum, und gab ihm durch Be- reuung ſeiner Thorheit Anlaß, poëtiſche Buß- Pſalmen zu machen. Damit er ſich nun an ſeiner treuloſen Maitreſſe raͤchen moͤchte, gehet er hin, und

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/516>, abgerufen am 21.11.2024.