Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Capitain P - - r,
herum; biß sie hörte, daß ihm ein reicher Vetter ge-
storben, der ihm ein gutes Vermögen hinterlassen:
Alsdenn hielte sie es Zeit zu seyn, mit ihm klar zu
werden, und den Gimpel im Sprenckel des Ehe-
Standes zu fangen. Als ihn demnach einsmals
die hitzige Betastung ihrer entblößten Brüste, nebst
denen brennenden Küssen, in eine verliebte und ex-
traordinai
re Entzückung gesetzt hatten, trug sie
ihm die Sache vor, indem sie mit einer sonderbaren
Sittsamkeit und Erröthung allerhand beyzubrin-
gen wuste, und ihm einbilden wollte, als wäre sie
von einem vornehmen Stamme, den das Unglück
vom Gipffel eines grossen Vermögens in das tieffe
Thal der Niedrigkeit und Armuth gestürtzet. Er
bezeigte sich über diesen Vortrag gar kaltsinnig:
Weßwegen sie sich aber mit grossem Widerwillen
aus seinen Armen entrisse, und schwuhr, sie wollte
von nun an nimmermehr nichts von ihm halten,
weil sie sähe, daß seine Neigung bloß auf einen schäd-
lichen und falschen Zweck abzielte; Weil er aber
nicht fähig war, sie von sich zu lassen, zog er sie wie-
der zurücke, und bath auf seinen Knien um Verge-
bung, theuer versichernde, alles einzugehen, was sie
nur verlangte, und sich ihren Befehlen, ohne einige
Unschlüßigkeit oder Weigerung, in unterthänigem
Gehorsam zu unterwerffen. Sie schlug demnach
den Tag zur Hochzeit vor; Allein, er schien so un-
gedultig auf den Genuß ihrer Person zu seyn, daß

auf

Der Capitain P ‒ ‒ r,
herum; biß ſie hoͤrte, daß ihm ein reicher Vetter ge-
ſtorben, der ihm ein gutes Vermoͤgen hinterlaſſen:
Alsdenn hielte ſie es Zeit zu ſeyn, mit ihm klar zu
werden, und den Gimpel im Sprenckel des Ehe-
Standes zu fangen. Als ihn demnach einsmals
die hitzige Betaſtung ihrer entbloͤßten Bruͤſte, nebſt
denen brennenden Kuͤſſen, in eine verliebte und ex-
traordinai
re Entzuͤckung geſetzt hatten, trug ſie
ihm die Sache vor, indem ſie mit einer ſonderbaren
Sittſamkeit und Erroͤthung allerhand beyzubrin-
gen wuſte, und ihm einbilden wollte, als waͤre ſie
von einem vornehmen Stamme, den das Ungluͤck
vom Gipffel eines groſſen Vermoͤgens in das tieffe
Thal der Niedrigkeit und Armuth geſtuͤrtzet. Er
bezeigte ſich uͤber dieſen Vortrag gar kaltſinnig:
Weßwegen ſie ſich aber mit groſſem Widerwillen
aus ſeinen Armen entriſſe, und ſchwuhr, ſie wollte
von nun an nimmermehr nichts von ihm halten,
weil ſie ſaͤhe, daß ſeine Neigung bloß auf einen ſchaͤd-
lichen und falſchen Zweck abzielte; Weil er aber
nicht faͤhig war, ſie von ſich zu laſſen, zog er ſie wie-
der zuruͤcke, und bath auf ſeinen Knien um Verge-
bung, theuer verſichernde, alles einzugehen, was ſie
nur verlangte, und ſich ihren Befehlen, ohne einige
Unſchluͤßigkeit oder Weigerung, in unterthaͤnigem
Gehorſam zu unterwerffen. Sie ſchlug demnach
den Tag zur Hochzeit vor; Allein, er ſchien ſo un-
gedultig auf den Genuß ihrer Perſon zu ſeyn, daß

auf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0520" n="500"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der <hi rendition="#aq">Capitain P &#x2012; &#x2012; r,</hi></hi></fw><lb/>
herum; biß &#x017F;ie ho&#x0364;rte, daß ihm ein reicher Vetter ge-<lb/>
&#x017F;torben, der ihm ein gutes Vermo&#x0364;gen hinterla&#x017F;&#x017F;en:<lb/>
Alsdenn hielte &#x017F;ie es Zeit zu &#x017F;eyn, mit ihm klar zu<lb/>
werden, und den Gimpel im Sprenckel des Ehe-<lb/>
Standes zu fangen. Als ihn demnach einsmals<lb/>
die hitzige Beta&#x017F;tung ihrer entblo&#x0364;ßten Bru&#x0364;&#x017F;te, neb&#x017F;t<lb/>
denen brennenden Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, in eine verliebte und <hi rendition="#aq">ex-<lb/>
traordinai</hi>re Entzu&#x0364;ckung ge&#x017F;etzt hatten, trug &#x017F;ie<lb/>
ihm die Sache vor, indem &#x017F;ie mit einer &#x017F;onderbaren<lb/>
Sitt&#x017F;amkeit und Erro&#x0364;thung allerhand beyzubrin-<lb/>
gen wu&#x017F;te, und ihm einbilden wollte, als wa&#x0364;re &#x017F;ie<lb/>
von einem vornehmen Stamme, den das Unglu&#x0364;ck<lb/>
vom Gipffel eines gro&#x017F;&#x017F;en Vermo&#x0364;gens in das tieffe<lb/>
Thal der Niedrigkeit und Armuth ge&#x017F;tu&#x0364;rtzet. Er<lb/>
bezeigte &#x017F;ich u&#x0364;ber die&#x017F;en Vortrag gar kalt&#x017F;innig:<lb/>
Weßwegen &#x017F;ie &#x017F;ich aber mit gro&#x017F;&#x017F;em Widerwillen<lb/>
aus &#x017F;einen Armen entri&#x017F;&#x017F;e, und &#x017F;chwuhr, &#x017F;ie wollte<lb/>
von nun an nimmermehr nichts von ihm halten,<lb/>
weil &#x017F;ie &#x017F;a&#x0364;he, daß &#x017F;eine Neigung bloß auf einen &#x017F;cha&#x0364;d-<lb/>
lichen und fal&#x017F;chen Zweck abzielte; Weil er aber<lb/>
nicht fa&#x0364;hig war, &#x017F;ie von &#x017F;ich zu la&#x017F;&#x017F;en, zog er &#x017F;ie wie-<lb/>
der zuru&#x0364;cke, und bath auf &#x017F;einen Knien um Verge-<lb/>
bung, theuer ver&#x017F;ichernde, alles einzugehen, was &#x017F;ie<lb/>
nur verlangte, und &#x017F;ich ihren Befehlen, ohne einige<lb/>
Un&#x017F;chlu&#x0364;ßigkeit oder Weigerung, in untertha&#x0364;nigem<lb/>
Gehor&#x017F;am zu unterwerffen. Sie &#x017F;chlug demnach<lb/>
den Tag zur Hochzeit vor; Allein, er &#x017F;chien &#x017F;o un-<lb/>
gedultig auf den Genuß ihrer Per&#x017F;on zu &#x017F;eyn, daß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auf</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[500/0520] Der Capitain P ‒ ‒ r, herum; biß ſie hoͤrte, daß ihm ein reicher Vetter ge- ſtorben, der ihm ein gutes Vermoͤgen hinterlaſſen: Alsdenn hielte ſie es Zeit zu ſeyn, mit ihm klar zu werden, und den Gimpel im Sprenckel des Ehe- Standes zu fangen. Als ihn demnach einsmals die hitzige Betaſtung ihrer entbloͤßten Bruͤſte, nebſt denen brennenden Kuͤſſen, in eine verliebte und ex- traordinaire Entzuͤckung geſetzt hatten, trug ſie ihm die Sache vor, indem ſie mit einer ſonderbaren Sittſamkeit und Erroͤthung allerhand beyzubrin- gen wuſte, und ihm einbilden wollte, als waͤre ſie von einem vornehmen Stamme, den das Ungluͤck vom Gipffel eines groſſen Vermoͤgens in das tieffe Thal der Niedrigkeit und Armuth geſtuͤrtzet. Er bezeigte ſich uͤber dieſen Vortrag gar kaltſinnig: Weßwegen ſie ſich aber mit groſſem Widerwillen aus ſeinen Armen entriſſe, und ſchwuhr, ſie wollte von nun an nimmermehr nichts von ihm halten, weil ſie ſaͤhe, daß ſeine Neigung bloß auf einen ſchaͤd- lichen und falſchen Zweck abzielte; Weil er aber nicht faͤhig war, ſie von ſich zu laſſen, zog er ſie wie- der zuruͤcke, und bath auf ſeinen Knien um Verge- bung, theuer verſichernde, alles einzugehen, was ſie nur verlangte, und ſich ihren Befehlen, ohne einige Unſchluͤßigkeit oder Weigerung, in unterthaͤnigem Gehorſam zu unterwerffen. Sie ſchlug demnach den Tag zur Hochzeit vor; Allein, er ſchien ſo un- gedultig auf den Genuß ihrer Perſon zu ſeyn, daß auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/520
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/520>, abgerufen am 21.11.2024.