Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und J - -, eine bekannte Caffe-Schänckin.
unschuldige Thür, daß sie sich gezwungen sahe, zu
fragen: Wer da? wiewohl mit abgebrochenen
unvollkommenen Worten, als eine, die aus einem
tieffen Schlaffe erwachet. Als sie nun aus der
Antwort die Stimme erkannte, war Lachen zu ver-
beissen; Doch capitulirte sie so lange mit ihm,
biß sie mittlerweile ihren Galan verbergen kunnte,
für welchen sich keine andere Zuflucht fande, als un-
ter das Bette zu kriechen. So bald er dahin ver-
stecket war, sprang sie hinaus, und lieff in grössester
Eyl auf die Thür zu, worbey sie ihm ihrer Gewohn-
heit nach zuruffte: O! meine Seele! O! mein
liebstes Hertz! Sey tausendmal willkom-
men! Mein allerschönster Mann! Mein
allerbester Schatz!
Da sie doch bey sich selb-
sten gedachte: Welcher neidische Teuffel hat
dich denn eben ietzo hergeführet, mich in
meiner kaum gekosteten Frende zu ver-
stöhren?
Jndem der Mann also hinein trat, um-
hälsete er sie, da denn die Reitzung ihrer nackigten
Schönheiten sein Fleisch und Blut so ungedultig
machten, daß er kaum erwarten kunnte, biß sie sich
auf eine genauere Manier mit einander verknüpf-
feten: Er warff sie demnach alsbald hinein in das
Bette, und schmiß die Kleider in höchster Eylfertig-
keit vom Leibe, damit er desto commoder und for-
tiger, sie zu vergnügen, und, wie er vermeynte, auf
seine Abwesenheit ihr eine Güte zu thun, seyn möch-

te;
II. Theil. K k

und J ‒ ‒, eine bekañte Caffé-Schaͤnckin.
unſchuldige Thuͤr, daß ſie ſich gezwungen ſahe, zu
fragen: Wer da? wiewohl mit abgebrochenen
unvollkommenen Worten, als eine, die aus einem
tieffen Schlaffe erwachet. Als ſie nun aus der
Antwort die Stimme erkannte, war Lachen zu ver-
beiſſen; Doch capitulirte ſie ſo lange mit ihm,
biß ſie mittlerweile ihren Galan verbergen kunnte,
fuͤr welchen ſich keine andere Zuflucht fande, als un-
ter das Bette zu kriechen. So bald er dahin ver-
ſtecket war, ſprang ſie hinaus, und lieff in groͤſſeſter
Eyl auf die Thuͤr zu, worbey ſie ihm ihrer Gewohn-
heit nach zuruffte: O! meine Seele! O! mein
liebſtes Hertz! Sey tauſendmal willkom-
men! Mein allerſchoͤnſter Mann! Mein
allerbeſter Schatz!
Da ſie doch bey ſich ſelb-
ſten gedachte: Welcher neidiſche Teuffel hat
dich denn eben ietzo hergefuͤhret, mich in
meiner kaum gekoſteten Frende zu ver-
ſtoͤhren?
Jndem der Mann alſo hinein trat, um-
haͤlſete er ſie, da denn die Reitzung ihrer nackigten
Schoͤnheiten ſein Fleiſch und Blut ſo ungedultig
machten, daß er kaum erwarten kunnte, biß ſie ſich
auf eine genauere Manier mit einander verknuͤpf-
feten: Er warff ſie demnach alsbald hinein in das
Bette, und ſchmiß die Kleider in hoͤchſter Eylfertig-
keit vom Leibe, damit er deſto commoder und for-
tiger, ſie zu vergnuͤgen, und, wie er vermeynte, auf
ſeine Abweſenheit ihr eine Guͤte zu thun, ſeyn moͤch-

te;
II. Theil. K k
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0533" n="513"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und <hi rendition="#aq">J</hi> &#x2012; &#x2012;, eine bekan&#x0303;te <hi rendition="#aq">Caffé-</hi>Scha&#x0364;nckin.</hi></fw><lb/>
un&#x017F;chuldige Thu&#x0364;r, daß &#x017F;ie &#x017F;ich gezwungen &#x017F;ahe, zu<lb/>
fragen: Wer da? wiewohl mit abgebrochenen<lb/>
unvollkommenen Worten, als eine, die aus einem<lb/>
tieffen Schlaffe erwachet. Als &#x017F;ie nun aus der<lb/>
Antwort die Stimme erkannte, war Lachen zu ver-<lb/>
bei&#x017F;&#x017F;en; Doch <hi rendition="#aq">capitulir</hi>te &#x017F;ie &#x017F;o lange mit ihm,<lb/>
biß &#x017F;ie mittlerweile ihren <hi rendition="#aq">Galan</hi> verbergen kunnte,<lb/>
fu&#x0364;r welchen &#x017F;ich keine andere Zuflucht fande, als un-<lb/>
ter das Bette zu kriechen. So bald er dahin ver-<lb/>
&#x017F;tecket war, &#x017F;prang &#x017F;ie hinaus, und lieff in gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ter<lb/>
Eyl auf die Thu&#x0364;r zu, worbey &#x017F;ie ihm ihrer Gewohn-<lb/>
heit nach zuruffte: <hi rendition="#fr">O! meine Seele! O! mein<lb/>
lieb&#x017F;tes Hertz! Sey tau&#x017F;endmal willkom-<lb/>
men! Mein aller&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ter Mann! Mein<lb/>
allerbe&#x017F;ter Schatz!</hi> Da &#x017F;ie doch bey &#x017F;ich &#x017F;elb-<lb/>
&#x017F;ten gedachte: <hi rendition="#fr">Welcher neidi&#x017F;che Teuffel hat<lb/>
dich denn eben ietzo hergefu&#x0364;hret, mich in<lb/>
meiner kaum geko&#x017F;teten Frende zu ver-<lb/>
&#x017F;to&#x0364;hren?</hi> Jndem der Mann al&#x017F;o hinein trat, um-<lb/>
ha&#x0364;l&#x017F;ete er &#x017F;ie, da denn die Reitzung ihrer nackigten<lb/>
Scho&#x0364;nheiten &#x017F;ein Flei&#x017F;ch und Blut &#x017F;o ungedultig<lb/>
machten, daß er kaum erwarten kunnte, biß &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
auf eine genauere Manier mit einander verknu&#x0364;pf-<lb/>
feten: Er warff &#x017F;ie demnach alsbald hinein in das<lb/>
Bette, und &#x017F;chmiß die Kleider in ho&#x0364;ch&#x017F;ter Eylfertig-<lb/>
keit vom Leibe, damit er de&#x017F;to <hi rendition="#aq">commod</hi>er und for-<lb/>
tiger, &#x017F;ie zu vergnu&#x0364;gen, und, wie er vermeynte, auf<lb/>
&#x017F;eine Abwe&#x017F;enheit ihr eine Gu&#x0364;te zu thun, &#x017F;eyn mo&#x0364;ch-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#fr">Theil. K k</hi></fw><fw place="bottom" type="catch">te;</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[513/0533] und J ‒ ‒, eine bekañte Caffé-Schaͤnckin. unſchuldige Thuͤr, daß ſie ſich gezwungen ſahe, zu fragen: Wer da? wiewohl mit abgebrochenen unvollkommenen Worten, als eine, die aus einem tieffen Schlaffe erwachet. Als ſie nun aus der Antwort die Stimme erkannte, war Lachen zu ver- beiſſen; Doch capitulirte ſie ſo lange mit ihm, biß ſie mittlerweile ihren Galan verbergen kunnte, fuͤr welchen ſich keine andere Zuflucht fande, als un- ter das Bette zu kriechen. So bald er dahin ver- ſtecket war, ſprang ſie hinaus, und lieff in groͤſſeſter Eyl auf die Thuͤr zu, worbey ſie ihm ihrer Gewohn- heit nach zuruffte: O! meine Seele! O! mein liebſtes Hertz! Sey tauſendmal willkom- men! Mein allerſchoͤnſter Mann! Mein allerbeſter Schatz! Da ſie doch bey ſich ſelb- ſten gedachte: Welcher neidiſche Teuffel hat dich denn eben ietzo hergefuͤhret, mich in meiner kaum gekoſteten Frende zu ver- ſtoͤhren? Jndem der Mann alſo hinein trat, um- haͤlſete er ſie, da denn die Reitzung ihrer nackigten Schoͤnheiten ſein Fleiſch und Blut ſo ungedultig machten, daß er kaum erwarten kunnte, biß ſie ſich auf eine genauere Manier mit einander verknuͤpf- feten: Er warff ſie demnach alsbald hinein in das Bette, und ſchmiß die Kleider in hoͤchſter Eylfertig- keit vom Leibe, damit er deſto commoder und for- tiger, ſie zu vergnuͤgen, und, wie er vermeynte, auf ſeine Abweſenheit ihr eine Guͤte zu thun, ſeyn moͤch- te; II. Theil. K k

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/533
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/533>, abgerufen am 22.11.2024.