Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.und J - -, eine bekannte Caffe-Schänckin. wesen; Er versprach anbey, hinführo sich behutsamerund standhaffter aufzuführen. Ungeachtet sie ihm aber darauf diejenige Freyheit, die er verlangete, sehr offt vergönnete; So besorgte sie sich dennoch, er dürffte Generis Communis werden: Sie bewachte ihn derohalben so genau, daß die fernere Intriguen, die er durch tägliche und nächtliche Gemeinschafft mit ihrer Frau pfloge, ihrer Erfah- [r]ung keinesweges entgehen kunnten; Und als der [z]ur Hochzeit angesetzte Tag herbey kam, er aber [n]och immer Ausflüchte suchte und die Vollstreckung [d]es ehelichen Bündnisses auf die lange Banck [s]chob, resolvirte sie sich, der Axt auf einmal einen Stiel zu finden. Nachdem sie nun, in Betrach- [t]ung dessen, ihren Amanten eine Nacht sowohl [m]it natürlichem Reben-Safft, als dem Musca- [t]eller der süssen Liebe berauschet und nach abgemat- [t]eten Geistern in einen tieffen Schlaff geworffen [h]atte, verschlosse sie ihn so fest, als eine Kirche, gieng [h]ierauf, mit denen Schlüsseln, die sie aus seinem Schubsack genommen hatte, in seine Kammer, [p]lünderte seinen Coffre aus, und fande den De- [m]ant-Ring, nebst andern känntlichen Liebes-Zei- [ch]en, welche ihm ihre Frau, aus Erkänntlichkeit für [se]ine getreuen Nacht-Dienste, verehret, und begab [si]ch, ohne iemandes Vermercken, wiederum zurücke. [N]achdem sie den folgenden Morgen sehr frühe auf [w]ar, und gantz melancholisch und verwirrt aus- sahe, K k 4
und J ‒ ‒, eine bekañte Caffé-Schaͤnckin. weſen; Er verſprach anbey, hinfuͤhro ſich behutſamerund ſtandhaffter aufzufuͤhren. Ungeachtet ſie ihm aber darauf diejenige Freyheit, die er verlangete, ſehr offt vergoͤnnete; So beſorgte ſie ſich dennoch, er duͤrffte Generis Communis werden: Sie bewachte ihn derohalben ſo genau, daß die fernere Intriguen, die er durch taͤgliche und naͤchtliche Gemeinſchafft mit ihrer Frau pfloge, ihrer Erfah- [r]ung keinesweges entgehen kunnten; Und als der [z]ur Hochzeit angeſetzte Tag herbey kam, er aber [n]och immer Ausfluͤchte ſuchte und die Vollſtreckung [d]es ehelichen Buͤndniſſes auf die lange Banck [ſ]chob, reſolvirte ſie ſich, der Axt auf einmal einen Stiel zu finden. Nachdem ſie nun, in Betrach- [t]ung deſſen, ihren Amanten eine Nacht ſowohl [m]it natuͤrlichem Reben-Safft, als dem Muſca- [t]eller der ſuͤſſen Liebe berauſchet und nach abgemat- [t]eten Geiſtern in einen tieffen Schlaff geworffen [h]atte, verſchloſſe ſie ihn ſo feſt, als eine Kirche, gieng [h]ierauf, mit denen Schluͤſſeln, die ſie aus ſeinem Schubſack genommen hatte, in ſeine Kammer, [p]luͤnderte ſeinen Coffre aus, und fande den De- [m]ant-Ring, nebſt andern kaͤnntlichen Liebes-Zei- [ch]en, welche ihm ihre Frau, aus Erkaͤnntlichkeit fuͤr [ſe]ine getreuen Nacht-Dienſte, verehret, und begab [ſi]ch, ohne iemandes Vermercken, wiederum zuruͤcke. [N]achdem ſie den folgenden Morgen ſehr fruͤhe auf [w]ar, und gantz melancholiſch und verwirrt aus- ſahe, K k 4
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und J ‒ ‒, eine bekañte Caffé-Schaͤnckin.
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und ſtandhaffter aufzufuͤhren. Ungeachtet ſie ihm
aber darauf diejenige Freyheit, die er verlangete,
ſehr offt vergoͤnnete; So beſorgte ſie ſich dennoch,
er duͤrffte Generis Communis werden: Sie
bewachte ihn derohalben ſo genau, daß die fernere
Intriguen, die er durch taͤgliche und naͤchtliche
Gemeinſchafft mit ihrer Frau pfloge, ihrer Erfah-
rung keinesweges entgehen kunnten; Und als der
zur Hochzeit angeſetzte Tag herbey kam, er aber
noch immer Ausfluͤchte ſuchte und die Vollſtreckung
des ehelichen Buͤndniſſes auf die lange Banck
ſchob, reſolvirte ſie ſich, der Axt auf einmal einen
Stiel zu finden. Nachdem ſie nun, in Betrach-
tung deſſen, ihren Amanten eine Nacht ſowohl
mit natuͤrlichem Reben-Safft, als dem Muſca-
teller der ſuͤſſen Liebe berauſchet und nach abgemat-
teten Geiſtern in einen tieffen Schlaff geworffen
hatte, verſchloſſe ſie ihn ſo feſt, als eine Kirche, gieng
hierauf, mit denen Schluͤſſeln, die ſie aus ſeinem
Schubſack genommen hatte, in ſeine Kammer,
pluͤnderte ſeinen Coffre aus, und fande den De-
mant-Ring, nebſt andern kaͤnntlichen Liebes-Zei-
chen, welche ihm ihre Frau, aus Erkaͤnntlichkeit fuͤr
ſeine getreuen Nacht-Dienſte, verehret, und begab
ſich, ohne iemandes Vermercken, wiederum zuruͤcke.
Nachdem ſie den folgenden Morgen ſehr fruͤhe auf
war, und gantz melancholiſch und verwirrt aus-
ſahe,
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