Und weil die Dame ihn täglich besuchte, wurde Churgi Nebi in kurtzer Zeit wieder gesund: Denn, gleichwie ihre Conversation überaus an- genehm war; Also empfande sein Gemüth keine Zufriedenheit, als wenn er sich in ihrer Gesell- schafft befande. Als sie eines Tages zu Rich- mond beysammen waren, und in einem Lust- Wäldgen spatzieren giengen, hatte Cecilia den Unfall, auf eine Schlange zu treten, welche sich alsobald um ihren Fuß herum schlunge, und ihn so hart pressete, daß sie in eine Ohnmacht sanck. Der Türcke fiel, ohne die Gefahr zu erwegen, über die Schlange her, und wäre, indem er sie von ihrem Fuß herab risse, selbsten bald von ihr ersticket worden: Denn, da sich die Schlange mit Gewalt von ihrem Raub hinweg gerissen sa- he, sprang sie ihm auf den Halß, und wunde sich so hart um denselben herum, daß, woferne nicht ein Gärtner, der in einem angelegenen Garten arbeitete, bey Zeiten zu Hülffe gekommen, der Türcke gewißlich würde seyn erwürget worden. Allein er tödtete die Schlange; Als sie aber ge- rade in das Hauß hinein giengen, befande man, daß Ceciliens Fuß geschwollen sey, wie denn auch sein Halß gantz schwartz und blau und sehr starck geschwollen, deßgleichen auch seine Augen; Und woferne man nicht alsobald Theriac und
an-
Die heimlichen Liebes-Geſchichte
Und weil die Dame ihn taͤglich beſuchte, wurde Churgi Nebi in kurtzer Zeit wieder geſund: Denn, gleichwie ihre Converſation uͤberaus an- genehm war; Alſo empfande ſein Gemuͤth keine Zufriedenheit, als wenn er ſich in ihrer Geſell- ſchafft befande. Als ſie eines Tages zu Rich- mond beyſammen waren, und in einem Luſt- Waͤldgen ſpatzieren giengen, hatte Cecilia den Unfall, auf eine Schlange zu treten, welche ſich alſobald um ihren Fuß herum ſchlunge, und ihn ſo hart preſſete, daß ſie in eine Ohnmacht ſanck. Der Tuͤrcke fiel, ohne die Gefahr zu erwegen, uͤber die Schlange her, und waͤre, indem er ſie von ihrem Fuß herab riſſe, ſelbſten bald von ihr erſticket worden: Denn, da ſich die Schlange mit Gewalt von ihrem Raub hinweg geriſſen ſa- he, ſprang ſie ihm auf den Halß, und wunde ſich ſo hart um denſelben herum, daß, woferne nicht ein Gaͤrtner, der in einem angelegenen Garten arbeitete, bey Zeiten zu Huͤlffe gekommen, der Tuͤrcke gewißlich wuͤrde ſeyn erwuͤrget worden. Allein er toͤdtete die Schlange; Als ſie aber ge- rade in das Hauß hinein giengen, befande man, daß Ceciliens Fuß geſchwollen ſey, wie denn auch ſein Halß gantz ſchwartz und blau und ſehr ſtarck geſchwollen, deßgleichen auch ſeine Augen; Und woferne man nicht alſobald Theriac und
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Die heimlichen Liebes-Geſchichte
Und weil die Dame ihn taͤglich beſuchte, wurde
Churgi Nebi in kurtzer Zeit wieder geſund:
Denn, gleichwie ihre Converſation uͤberaus an-
genehm war; Alſo empfande ſein Gemuͤth keine
Zufriedenheit, als wenn er ſich in ihrer Geſell-
ſchafft befande. Als ſie eines Tages zu Rich-
mond beyſammen waren, und in einem Luſt-
Waͤldgen ſpatzieren giengen, hatte Cecilia den
Unfall, auf eine Schlange zu treten, welche ſich
alſobald um ihren Fuß herum ſchlunge, und ihn ſo
hart preſſete, daß ſie in eine Ohnmacht ſanck.
Der Tuͤrcke fiel, ohne die Gefahr zu erwegen,
uͤber die Schlange her, und waͤre, indem er ſie
von ihrem Fuß herab riſſe, ſelbſten bald von ihr
erſticket worden: Denn, da ſich die Schlange
mit Gewalt von ihrem Raub hinweg geriſſen ſa-
he, ſprang ſie ihm auf den Halß, und wunde ſich
ſo hart um denſelben herum, daß, woferne nicht
ein Gaͤrtner, der in einem angelegenen Garten
arbeitete, bey Zeiten zu Huͤlffe gekommen, der
Tuͤrcke gewißlich wuͤrde ſeyn erwuͤrget worden.
Allein er toͤdtete die Schlange; Als ſie aber ge-
rade in das Hauß hinein giengen, befande man,
daß Ceciliens Fuß geſchwollen ſey, wie denn
auch ſein Halß gantz ſchwartz und blau und ſehr
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/570>, abgerufen am 24.11.2024.
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