Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.und der Graf von Oxford. men, daß, daferne er sie recht gekannt hätte, so wür-de er sich die Mühe nicht genommen haben, den Weg zu ihrem Hertzen durch Geschencke zu bähnen, angesehen dieses Sachen wären, so bey ihr nicht die geringste Impression machen könnten. Der Graf antwortete ihr mit sonderbarem Respect und Politesse, war aber gleichwohl nicht ein klein wenig bestürtzt, da er sie einen solchen Grandeur und Großmüthigkeit annehmen sahe, dergleichen, allem Vermuthen nach, den Fortgang in seiner Lie- be hemmen dürffte: Denn Damen, so zur Ge- gen-Liebe geneigt sind, lassen viel eher mit sich üm- gehen, als die von einer contrairen Disposition. Nichts destoweniger gedachte der Lord sich fer- ner um diese Amour zu bewerben: Denn seine Passion war zu groß, als daß er sich entschliessen sollen, denen entzückenden Vergnüglichkeiten, die er sich bey ihren Genuß vorstellig machte, abzusa- gen; Es hatte ihn diese junge Dame dermassen bethört, daß er kaum einen Augenblick ohne sie blei- ben kunnte. Nachdem aber Roxolana nun- mehro weit spröter gegen den Lord thate, als den ersten Tag, da er sie gesehen, und ihm deutlich zu verstehen gab, er dürffte weiter keinen Fuß in ihr Hauß setzen, er wollte sich denn resolviren, sie zu ehlichen; So prägete dieser Vortrag alle Kennzeichen eines verwirrten Gemüthes in sein Angesicht, und satzte ihn in äusserste Verzweiffelung: Denn, wenn er
und der Graf von Oxford. men, daß, daferne er ſie recht gekannt haͤtte, ſo wuͤr-de er ſich die Muͤhe nicht genommen haben, den Weg zu ihrem Hertzen durch Geſchencke zu baͤhnen, angeſehen dieſes Sachen waͤren, ſo bey ihr nicht die geringſte Impreſſion machen koͤnnten. Der Graf antwortete ihr mit ſonderbarem Reſpect und Politeſſe, war aber gleichwohl nicht ein klein wenig beſtuͤrtzt, da er ſie einen ſolchen Grandeur und Großmuͤthigkeit annehmen ſahe, dergleichen, allem Vermuthen nach, den Fortgang in ſeiner Lie- be hemmen duͤrffte: Denn Damen, ſo zur Ge- gen-Liebe geneigt ſind, laſſen viel eher mit ſich uͤm- gehen, als die von einer contrairen Diſpoſition. Nichts deſtoweniger gedachte der Lord ſich fer- ner um dieſe Amour zu bewerben: Denn ſeine Paſſion war zu groß, als daß er ſich entſchlieſſen ſollen, denen entzuͤckenden Vergnuͤglichkeiten, die er ſich bey ihren Genuß vorſtellig machte, abzuſa- gen; Es hatte ihn dieſe junge Dame dermaſſen bethoͤrt, daß er kaum einen Augenblick ohne ſie blei- ben kunnte. Nachdem aber Roxolana nun- mehro weit ſproͤter gegen den Lord thate, als den erſten Tag, da er ſie geſehen, und ihm deutlich zu verſtehen gab, er duͤrffte weiter keinen Fuß in ihr Hauß ſetzen, er wollte ſich denn reſolviren, ſie zu ehlichen; So praͤgete dieſer Vortrag alle Keñzeichen eines verwirrten Gemuͤthes in ſein Angeſicht, und ſatzte ihn in aͤuſſerſte Verzweiffelung: Denn, wenn er
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und der Graf von Oxford.
men, daß, daferne er ſie recht gekannt haͤtte, ſo wuͤr-
de er ſich die Muͤhe nicht genommen haben, den
Weg zu ihrem Hertzen durch Geſchencke zu baͤhnen,
angeſehen dieſes Sachen waͤren, ſo bey ihr nicht
die geringſte Impreſſion machen koͤnnten. Der
Graf antwortete ihr mit ſonderbarem Reſpect
und Politeſſe, war aber gleichwohl nicht ein klein
wenig beſtuͤrtzt, da er ſie einen ſolchen Grandeur
und Großmuͤthigkeit annehmen ſahe, dergleichen,
allem Vermuthen nach, den Fortgang in ſeiner Lie-
be hemmen duͤrffte: Denn Damen, ſo zur Ge-
gen-Liebe geneigt ſind, laſſen viel eher mit ſich uͤm-
gehen, als die von einer contrairen Diſpoſition.
Nichts deſtoweniger gedachte der Lord ſich fer-
ner um dieſe Amour zu bewerben: Denn ſeine
Paſſion war zu groß, als daß er ſich entſchlieſſen
ſollen, denen entzuͤckenden Vergnuͤglichkeiten, die
er ſich bey ihren Genuß vorſtellig machte, abzuſa-
gen; Es hatte ihn dieſe junge Dame dermaſſen
bethoͤrt, daß er kaum einen Augenblick ohne ſie blei-
ben kunnte. Nachdem aber Roxolana nun-
mehro weit ſproͤter gegen den Lord thate, als den
erſten Tag, da er ſie geſehen, und ihm deutlich zu
verſtehen gab, er duͤrffte weiter keinen Fuß in ihr
Hauß ſetzen, er wollte ſich denn reſolviren, ſie zu
ehlichen; So praͤgete dieſer Vortrag alle Keñzeichen
eines verwirrten Gemuͤthes in ſein Angeſicht, und
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