Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.B. Arten und Leistungen des Kampfes der Theile. ren, so wuchert das Bindegewebe der Haut, zuweilen auch derdarunterliegenden Muskeln, und bringt dann die letzteren an den betreffenden Stellen zum Schwund. Ob nun aber gegenwärtig im ganzen normalen Leben sol- 1) Boll, Das Princip des Wachsthums. Berlin 1876. 7*
B. Arten und Leistungen des Kampfes der Theile. ren, so wuchert das Bindegewebe der Haut, zuweilen auch derdarunterliegenden Muskeln, und bringt dann die letzteren an den betreffenden Stellen zum Schwund. Ob nun aber gegenwärtig im ganzen normalen Leben sol- 1) Boll, Das Princip des Wachsthums. Berlin 1876. 7*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0113" n="99"/><fw place="top" type="header">B. Arten und Leistungen des Kampfes der Theile.</fw><lb/> ren, so wuchert das Bindegewebe der Haut, zuweilen auch der<lb/> darunterliegenden Muskeln, und bringt dann die letzteren an<lb/> den betreffenden Stellen zum Schwund.</p><lb/> <p>Ob nun aber gegenwärtig im ganzen normalen Leben sol-<lb/> ches Gleichgewicht besteht, oder ob nicht vielleicht im Embryo<lb/> manchmal das eine Gewebe über das andere activ siegen muss,<lb/> um die normalen Bildungen herzustellen, ist schwer zu beur-<lb/> theilen. <hi rendition="#g">Boll</hi> <note place="foot" n="1)">Boll, Das Princip des Wachsthums. Berlin 1876.</note>, der dies auf eine histologische Beobachtung an<lb/> der Lunge hin sofort als allgemeines Princip der ganzen em-<lb/> bryonalen Entwickelung kategorisch aufgestellt hat, bekundet<lb/> aber in seiner Arbeit, dass er gar keine Vorstellung von den<lb/> Methoden gehabt hat, welche nöthig sind, derartiges überhaupt<lb/> festzustellen. So stützt sich denn auch sein Schluss, dass das<lb/> Bindegewebe, in die specifischen Theile der Organe activ ein-<lb/> wuchernd, an manchen Stellen in den letzteren die normale<lb/> Structur ausbilde, während an anderen Stellen das Gleiche<lb/> durch die umgekehrte Wechselwirkung entstehe, auf eine<lb/> durchaus zweideutige Beobachtung. In diesem Sinne ist von<lb/> ihm der Ausdruck: Kampf der Gewebe angewendet und<lb/> in die Literatur eingeführt worden. Da sich wohl Niemand<lb/> finden wird, der diese einseitige Auffassung der Morphogenese<lb/> vertheidigen wird, so wäre es unnütz, weiter darauf einzugehen,<lb/> und so mag denn auch die Arroganz des Verfassers in der<lb/> Beurtheilung der Leistungen unserer verdientesten Männer, die<lb/> nur in der Dürftigkeit der ganzen Ausführungen seiner Arbeit<lb/> ein Aequivalent findet, ungerügt bleiben. Soweit Richtiges an<lb/> seiner Auffassung ist, nämlich soweit er meint, dass im Embryo<lb/> nicht immer ein gleichmässiges sich neben einander Entwickeln<lb/> der Theile stattfindet, sondern dass oft bei der Gestaltung der<lb/> neuen Formen bald der eine, bald der andere Theil eine mehr<lb/> <fw place="bottom" type="sig">7*</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [99/0113]
B. Arten und Leistungen des Kampfes der Theile.
ren, so wuchert das Bindegewebe der Haut, zuweilen auch der
darunterliegenden Muskeln, und bringt dann die letzteren an
den betreffenden Stellen zum Schwund.
Ob nun aber gegenwärtig im ganzen normalen Leben sol-
ches Gleichgewicht besteht, oder ob nicht vielleicht im Embryo
manchmal das eine Gewebe über das andere activ siegen muss,
um die normalen Bildungen herzustellen, ist schwer zu beur-
theilen. Boll 1), der dies auf eine histologische Beobachtung an
der Lunge hin sofort als allgemeines Princip der ganzen em-
bryonalen Entwickelung kategorisch aufgestellt hat, bekundet
aber in seiner Arbeit, dass er gar keine Vorstellung von den
Methoden gehabt hat, welche nöthig sind, derartiges überhaupt
festzustellen. So stützt sich denn auch sein Schluss, dass das
Bindegewebe, in die specifischen Theile der Organe activ ein-
wuchernd, an manchen Stellen in den letzteren die normale
Structur ausbilde, während an anderen Stellen das Gleiche
durch die umgekehrte Wechselwirkung entstehe, auf eine
durchaus zweideutige Beobachtung. In diesem Sinne ist von
ihm der Ausdruck: Kampf der Gewebe angewendet und
in die Literatur eingeführt worden. Da sich wohl Niemand
finden wird, der diese einseitige Auffassung der Morphogenese
vertheidigen wird, so wäre es unnütz, weiter darauf einzugehen,
und so mag denn auch die Arroganz des Verfassers in der
Beurtheilung der Leistungen unserer verdientesten Männer, die
nur in der Dürftigkeit der ganzen Ausführungen seiner Arbeit
ein Aequivalent findet, ungerügt bleiben. Soweit Richtiges an
seiner Auffassung ist, nämlich soweit er meint, dass im Embryo
nicht immer ein gleichmässiges sich neben einander Entwickeln
der Theile stattfindet, sondern dass oft bei der Gestaltung der
neuen Formen bald der eine, bald der andere Theil eine mehr
1) Boll, Das Princip des Wachsthums. Berlin 1876.
7*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |