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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize.
organe nach Durchschneidung ihrer Nerven für die von uns
vertretene Ansicht sprechen, dass die specifischen Reize zugleich
die Erhalter der Lebensfähigkeit seien, da sie hier nach wie
vor einwirken. Die experimentelle Abhaltung der Sinnesreize
erscheint für die meisten Sinne nicht möglich. Nur am Auge
liesse sich die Abhaltung des Lichtes durch Zunähen der Augen-
lider und Herüberziehen und Zusammennähen der Haut von den
Nachbartheilen und im Dunkeln Erhalten des Thieres bewerkstel-
ligen, um zu sehen, ob die Netzhaut danach atrophirt. Dieses Ex-
periment ist noch nicht gemacht, aber vielleicht ist das grosse
Experiment der Natur, dass bei Thieren, welche in dunklen
Höhlen leben, die Augen entartet oder ganz geschwunden sind,
in gleicher Weise zu deuten.

Die Atrophie des peripheren Nervenstückes nach Durch-
schneidung findet nach Waller1) sehr rasch statt und ist sehr
vollkommen, indem nicht blos der Achsencylinder und das
Nervenmark, sondern nach einigen Tagen auch das Neurilemma
(die äussere Nervenscheide) schwindet, während, wie erwähnt,
der centrale Stumpf in der Form intact bleibt. Versuche von
Vulpian, Schiff2) und Anderen mit doppelter Durchschnei-
dung eines Nerven ergaben, dass wiederum blos das noch mit
dem Centralorgan in Verbindung stehende Stück erhalten blieb,
dass also die Entartung und der Schwund als Folgen der Los-
trennung von demselben angesehen werden muss.

Weitere Versuche von Waller mit Durchschneidung der
hinteren sensiblen Rückenmarkswurzel zeigten, dass danach der
ganze periphere Nerv erhalten blieb, während jetzt der centrale
Stumpf entartete, woraus zu schliessen ist, dass die erhaltende
Kraft für die Empfindungsnerven nicht von den Ganglienzellen

1) Waller, Philos. transact. 1850. II. p. 423. Archiv f. Anatomie u.
Physiol. 1852. p. 392.
2) Schiff, Lehrb. d. Muskel- u. Nervenphysiologie. 1858. p. 122.

III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize.
organe nach Durchschneidung ihrer Nerven für die von uns
vertretene Ansicht sprechen, dass die specifischen Reize zugleich
die Erhalter der Lebensfähigkeit seien, da sie hier nach wie
vor einwirken. Die experimentelle Abhaltung der Sinnesreize
erscheint für die meisten Sinne nicht möglich. Nur am Auge
liesse sich die Abhaltung des Lichtes durch Zunähen der Augen-
lider und Herüberziehen und Zusammennähen der Haut von den
Nachbartheilen und im Dunkeln Erhalten des Thieres bewerkstel-
ligen, um zu sehen, ob die Netzhaut danach atrophirt. Dieses Ex-
periment ist noch nicht gemacht, aber vielleicht ist das grosse
Experiment der Natur, dass bei Thieren, welche in dunklen
Höhlen leben, die Augen entartet oder ganz geschwunden sind,
in gleicher Weise zu deuten.

Die Atrophie des peripheren Nervenstückes nach Durch-
schneidung findet nach Waller1) sehr rasch statt und ist sehr
vollkommen, indem nicht blos der Achsencylinder und das
Nervenmark, sondern nach einigen Tagen auch das Neurilemma
(die äussere Nervenscheide) schwindet, während, wie erwähnt,
der centrale Stumpf in der Form intact bleibt. Versuche von
Vulpian, Schiff2) und Anderen mit doppelter Durchschnei-
dung eines Nerven ergaben, dass wiederum blos das noch mit
dem Centralorgan in Verbindung stehende Stück erhalten blieb,
dass also die Entartung und der Schwund als Folgen der Los-
trennung von demselben angesehen werden muss.

Weitere Versuche von Waller mit Durchschneidung der
hinteren sensiblen Rückenmarkswurzel zeigten, dass danach der
ganze periphere Nerv erhalten blieb, während jetzt der centrale
Stumpf entartete, woraus zu schliessen ist, dass die erhaltende
Kraft für die Empfindungsnerven nicht von den Ganglienzellen

1) Waller, Philos. transact. 1850. II. p. 423. Archiv f. Anatomie u.
Physiol. 1852. p. 392.
2) Schiff, Lehrb. d. Muskel- u. Nervenphysiologie. 1858. p. 122.
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[120/0134] III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize. organe nach Durchschneidung ihrer Nerven für die von uns vertretene Ansicht sprechen, dass die specifischen Reize zugleich die Erhalter der Lebensfähigkeit seien, da sie hier nach wie vor einwirken. Die experimentelle Abhaltung der Sinnesreize erscheint für die meisten Sinne nicht möglich. Nur am Auge liesse sich die Abhaltung des Lichtes durch Zunähen der Augen- lider und Herüberziehen und Zusammennähen der Haut von den Nachbartheilen und im Dunkeln Erhalten des Thieres bewerkstel- ligen, um zu sehen, ob die Netzhaut danach atrophirt. Dieses Ex- periment ist noch nicht gemacht, aber vielleicht ist das grosse Experiment der Natur, dass bei Thieren, welche in dunklen Höhlen leben, die Augen entartet oder ganz geschwunden sind, in gleicher Weise zu deuten. Die Atrophie des peripheren Nervenstückes nach Durch- schneidung findet nach Waller 1) sehr rasch statt und ist sehr vollkommen, indem nicht blos der Achsencylinder und das Nervenmark, sondern nach einigen Tagen auch das Neurilemma (die äussere Nervenscheide) schwindet, während, wie erwähnt, der centrale Stumpf in der Form intact bleibt. Versuche von Vulpian, Schiff 2) und Anderen mit doppelter Durchschnei- dung eines Nerven ergaben, dass wiederum blos das noch mit dem Centralorgan in Verbindung stehende Stück erhalten blieb, dass also die Entartung und der Schwund als Folgen der Los- trennung von demselben angesehen werden muss. Weitere Versuche von Waller mit Durchschneidung der hinteren sensiblen Rückenmarkswurzel zeigten, dass danach der ganze periphere Nerv erhalten blieb, während jetzt der centrale Stumpf entartete, woraus zu schliessen ist, dass die erhaltende Kraft für die Empfindungsnerven nicht von den Ganglienzellen 1) Waller, Philos. transact. 1850. II. p. 423. Archiv f. Anatomie u. Physiol. 1852. p. 392. 2) Schiff, Lehrb. d. Muskel- u. Nervenphysiologie. 1858. p. 122.

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/134>, abgerufen am 21.11.2024.