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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize.
bildung bedarf selber erst einer Erklärung und diese findet sie
erst, wenn das Capillargebiet mit der Atrophie der specifischen
Theile infolge mangelnder Function sich verkleinert hat.

Aber ganz abgesehen von dieser Auffassung der Entstehung
der Blutgefässschrumpfung, wie soll sich in dem Capillarnetz
der Blutgefässe, in welchem von allen Seiten Blutzufuhr statt-
finden kann, die Inactivitätsatrophie einzelner Nervenbahnen im
Rückenmark rein von den Gefässen aus erklären, da doch für
den ganzen Querschnitt jedes der sechs Stränge, also für viele
tausend Nervenfasern ein gemeinsames zusammenhängendes
Capillarnetz vorhanden ist? Um diese strangförmigen, auf be-
stimmte Nervenbahnen längs des ganzen Rückenmarks be-
schränkten Atrophieen durch Verminderung der Blutzufuhr her-
vorzurufen, müsste für jede Nervenfaser ein eigenes abge-
schlossenes Capillarnetz mit selbständiger Regulation vorhanden
sein. Das Gleiche gilt von der Atrophie der entlasteten
Knochenbälkchen, welche nach einem schief geheilten Knochen-
bruch bei Ausbildung der den neuen statischen Verhältnissen
entsprechenden Structur stattfindet.

Wie durch die functionelle Hyperämie das vorhandene,
feine Structurdetail in dem Centralnervensystem, in den Knochen
und Fascien, in den Höhlenmuskeln etc. als Wirkung der Blut-
vertheilung sich nicht hätte ausbilden können, da die Blutver-
theilung in dem Netz der Capillaren nicht in der dazu nöthigen
Weise regulirt und abgeschlossen werden kann, so kann auch
nicht eine so beschränkte Nahrungsentziehung stattfinden, dass
einzelne, mikroskopisch kleine scharf umschriebene Theile da-
durch zur Atrophie gebracht werden könnten.

Bei so allgemeinen, alle Organe und Organsysteme betreffen-
den Erscheinungen aber nach speciellen, für jedes Organ be-
sonderen Gründen zu suchen, wie bei den Muskeln geschehen

III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize.
bildung bedarf selber erst einer Erklärung und diese findet sie
erst, wenn das Capillargebiet mit der Atrophie der specifischen
Theile infolge mangelnder Function sich verkleinert hat.

Aber ganz abgesehen von dieser Auffassung der Entstehung
der Blutgefässschrumpfung, wie soll sich in dem Capillarnetz
der Blutgefässe, in welchem von allen Seiten Blutzufuhr statt-
finden kann, die Inactivitätsatrophie einzelner Nervenbahnen im
Rückenmark rein von den Gefässen aus erklären, da doch für
den ganzen Querschnitt jedes der sechs Stränge, also für viele
tausend Nervenfasern ein gemeinsames zusammenhängendes
Capillarnetz vorhanden ist? Um diese strangförmigen, auf be-
stimmte Nervenbahnen längs des ganzen Rückenmarks be-
schränkten Atrophieen durch Verminderung der Blutzufuhr her-
vorzurufen, müsste für jede Nervenfaser ein eigenes abge-
schlossenes Capillarnetz mit selbständiger Regulation vorhanden
sein. Das Gleiche gilt von der Atrophie der entlasteten
Knochenbälkchen, welche nach einem schief geheilten Knochen-
bruch bei Ausbildung der den neuen statischen Verhältnissen
entsprechenden Structur stattfindet.

Wie durch die functionelle Hyperämie das vorhandene,
feine Structurdetail in dem Centralnervensystem, in den Knochen
und Fascien, in den Höhlenmuskeln etc. als Wirkung der Blut-
vertheilung sich nicht hätte ausbilden können, da die Blutver-
theilung in dem Netz der Capillaren nicht in der dazu nöthigen
Weise regulirt und abgeschlossen werden kann, so kann auch
nicht eine so beschränkte Nahrungsentziehung stattfinden, dass
einzelne, mikroskopisch kleine scharf umschriebene Theile da-
durch zur Atrophie gebracht werden könnten.

Bei so allgemeinen, alle Organe und Organsysteme betreffen-
den Erscheinungen aber nach speciellen, für jedes Organ be-
sonderen Gründen zu suchen, wie bei den Muskeln geschehen

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[159/0173] III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize. bildung bedarf selber erst einer Erklärung und diese findet sie erst, wenn das Capillargebiet mit der Atrophie der specifischen Theile infolge mangelnder Function sich verkleinert hat. Aber ganz abgesehen von dieser Auffassung der Entstehung der Blutgefässschrumpfung, wie soll sich in dem Capillarnetz der Blutgefässe, in welchem von allen Seiten Blutzufuhr statt- finden kann, die Inactivitätsatrophie einzelner Nervenbahnen im Rückenmark rein von den Gefässen aus erklären, da doch für den ganzen Querschnitt jedes der sechs Stränge, also für viele tausend Nervenfasern ein gemeinsames zusammenhängendes Capillarnetz vorhanden ist? Um diese strangförmigen, auf be- stimmte Nervenbahnen längs des ganzen Rückenmarks be- schränkten Atrophieen durch Verminderung der Blutzufuhr her- vorzurufen, müsste für jede Nervenfaser ein eigenes abge- schlossenes Capillarnetz mit selbständiger Regulation vorhanden sein. Das Gleiche gilt von der Atrophie der entlasteten Knochenbälkchen, welche nach einem schief geheilten Knochen- bruch bei Ausbildung der den neuen statischen Verhältnissen entsprechenden Structur stattfindet. Wie durch die functionelle Hyperämie das vorhandene, feine Structurdetail in dem Centralnervensystem, in den Knochen und Fascien, in den Höhlenmuskeln etc. als Wirkung der Blut- vertheilung sich nicht hätte ausbilden können, da die Blutver- theilung in dem Netz der Capillaren nicht in der dazu nöthigen Weise regulirt und abgeschlossen werden kann, so kann auch nicht eine so beschränkte Nahrungsentziehung stattfinden, dass einzelne, mikroskopisch kleine scharf umschriebene Theile da- durch zur Atrophie gebracht werden könnten. Bei so allgemeinen, alle Organe und Organsysteme betreffen- den Erscheinungen aber nach speciellen, für jedes Organ be- sonderen Gründen zu suchen, wie bei den Muskeln geschehen

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/173>, abgerufen am 24.11.2024.