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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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IV. Differenzirende u. gestaltende Wirkungen der function. Reize.
mehrfach darauf zu beziehen oder dasselbe zu wiederholen
haben.

Wenn z. B. einmal durch zufällige Variation in einigen
Zellen der Körperoberfläche niederer augenloser Thiere Verbin-
dungen entstanden waren, welche auf Licht in irgend einer
Weise reagirten, sei es, dass sie dasselbe aufnahmen oder ver-
mittelst Farbstoffkörnchen in Wärme umsetzten, oder sonstwie
dadurch alterirt wurden, so war dies in dreierlei Weise mög-
lich. Entweder wurde der Lebensprocess der noch indifferenten,
an keinen anderen Reiz besonders angepassten und durch ihn
erhaltenen Zelle durch das Licht in seiner Regenerationsfähig-
keit, in der Assimilation, geschwächt; dann musste er im
Kampf der Theile zu Grunde gehen, allmählich eliminirt wer-
den, wie wir oben dargelegt haben. Oder die Vitalität der
Verbindung wurde durch das Licht nicht alterirt, dann konnte
sie bestehen bleiben, oder drittens, es wurde dadurch die As-
similation gestärkt, dann musste sich die Substanz den Sieg
erringen und sich ausbreiten, soweit nicht andere ebenso kräf-
tige Substanzen der Nachbarschaft Widerstand zu leisten ver-
mochten.

Indessen ist die Wahrscheinlichkeit schon des Vorkommens
für diese drei Fälle nicht gleich gross, was nicht unwichtig
ist, zu berücksichtigen. Der mittlere Fall, dass die Substanzen
durch das Licht nicht im geringsten in ihrer Lebenskraft alterirt
werden, ist blos ein Specialfall aus der Mitte der unendlichen
Reihe der Möglichkeiten und als solcher, mathematisch ge-
sprochen, höchst unwahrscheinlich, ganz abgesehen von dem fort-
währenden Wechsel des Geschehens. Denn ebenso wie ein
labiles Gleichgewicht sich in der Natur nicht als dauernder
Zustand findet, ebenso wenig kann eine solche Substanz in
dem Wechsel alles Geschehens bestehen, sofern sie nicht durch
besondere regulatorische Ursachen fortwährend erhalten wird.

IV. Differenzirende u. gestaltende Wirkungen der function. Reize.
mehrfach darauf zu beziehen oder dasselbe zu wiederholen
haben.

Wenn z. B. einmal durch zufällige Variation in einigen
Zellen der Körperoberfläche niederer augenloser Thiere Verbin-
dungen entstanden waren, welche auf Licht in irgend einer
Weise reagirten, sei es, dass sie dasselbe aufnahmen oder ver-
mittelst Farbstoffkörnchen in Wärme umsetzten, oder sonstwie
dadurch alterirt wurden, so war dies in dreierlei Weise mög-
lich. Entweder wurde der Lebensprocess der noch indifferenten,
an keinen anderen Reiz besonders angepassten und durch ihn
erhaltenen Zelle durch das Licht in seiner Regenerationsfähig-
keit, in der Assimilation, geschwächt; dann musste er im
Kampf der Theile zu Grunde gehen, allmählich eliminirt wer-
den, wie wir oben dargelegt haben. Oder die Vitalität der
Verbindung wurde durch das Licht nicht alterirt, dann konnte
sie bestehen bleiben, oder drittens, es wurde dadurch die As-
similation gestärkt, dann musste sich die Substanz den Sieg
erringen und sich ausbreiten, soweit nicht andere ebenso kräf-
tige Substanzen der Nachbarschaft Widerstand zu leisten ver-
mochten.

Indessen ist die Wahrscheinlichkeit schon des Vorkommens
für diese drei Fälle nicht gleich gross, was nicht unwichtig
ist, zu berücksichtigen. Der mittlere Fall, dass die Substanzen
durch das Licht nicht im geringsten in ihrer Lebenskraft alterirt
werden, ist blos ein Specialfall aus der Mitte der unendlichen
Reihe der Möglichkeiten und als solcher, mathematisch ge-
sprochen, höchst unwahrscheinlich, ganz abgesehen von dem fort-
währenden Wechsel des Geschehens. Denn ebenso wie ein
labiles Gleichgewicht sich in der Natur nicht als dauernder
Zustand findet, ebenso wenig kann eine solche Substanz in
dem Wechsel alles Geschehens bestehen, sofern sie nicht durch
besondere regulatorische Ursachen fortwährend erhalten wird.

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[169/0183] IV. Differenzirende u. gestaltende Wirkungen der function. Reize. mehrfach darauf zu beziehen oder dasselbe zu wiederholen haben. Wenn z. B. einmal durch zufällige Variation in einigen Zellen der Körperoberfläche niederer augenloser Thiere Verbin- dungen entstanden waren, welche auf Licht in irgend einer Weise reagirten, sei es, dass sie dasselbe aufnahmen oder ver- mittelst Farbstoffkörnchen in Wärme umsetzten, oder sonstwie dadurch alterirt wurden, so war dies in dreierlei Weise mög- lich. Entweder wurde der Lebensprocess der noch indifferenten, an keinen anderen Reiz besonders angepassten und durch ihn erhaltenen Zelle durch das Licht in seiner Regenerationsfähig- keit, in der Assimilation, geschwächt; dann musste er im Kampf der Theile zu Grunde gehen, allmählich eliminirt wer- den, wie wir oben dargelegt haben. Oder die Vitalität der Verbindung wurde durch das Licht nicht alterirt, dann konnte sie bestehen bleiben, oder drittens, es wurde dadurch die As- similation gestärkt, dann musste sich die Substanz den Sieg erringen und sich ausbreiten, soweit nicht andere ebenso kräf- tige Substanzen der Nachbarschaft Widerstand zu leisten ver- mochten. Indessen ist die Wahrscheinlichkeit schon des Vorkommens für diese drei Fälle nicht gleich gross, was nicht unwichtig ist, zu berücksichtigen. Der mittlere Fall, dass die Substanzen durch das Licht nicht im geringsten in ihrer Lebenskraft alterirt werden, ist blos ein Specialfall aus der Mitte der unendlichen Reihe der Möglichkeiten und als solcher, mathematisch ge- sprochen, höchst unwahrscheinlich, ganz abgesehen von dem fort- währenden Wechsel des Geschehens. Denn ebenso wie ein labiles Gleichgewicht sich in der Natur nicht als dauernder Zustand findet, ebenso wenig kann eine solche Substanz in dem Wechsel alles Geschehens bestehen, sofern sie nicht durch besondere regulatorische Ursachen fortwährend erhalten wird.

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/183>, abgerufen am 25.11.2024.