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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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VI. Resume.
spricht auf das Evidenteste für diese Eigenschaft ihrer Zellen
und die rasch ablaufende Entartung der activ fungirenden Theile,
der Muskeln, Nerven und Drüsen, bei gänzlicher Fernhaltung
des functionellen Reizes scheint das Gleiche auch für diese
Organe zu beweisen. Ausserdem zeigten wir, dass die bisherige
Begründung der Activitätshypertrophie, sowie der Inactivitäts-
atrophie auf mit der Function verbundene Alterationen der
Blutzufuhr zu den Organen vollkommen unzutreffend ist, indem
sie sowohl den allgemeinsten biologischen Erfahrungen wider-
spricht, als auch specielle Thatsachen direct die Unmöglichkeit
derartiger Entstehung beweisen.

Nachdem so die trophische Wirkung des functionellen Reizes,
soweit uns möglich, festgestellt war, wurde die specielle morpho-
logische Wirkungsweise dieses Principes noch besonders erörtert
und im IV. Kapitel der Nachweis geführt, dass in der That
diese Eigenschaft überall quantitativ und formativ das Zweck-
mässige direct hervorzubringen vermag.

Durch die Fähigkeit des Kampfes der Theile, derartige
Qualitäten zu züchten, musste eine viel höhere innere Voll-
kommenheit, die Zweckmässigkeit der fungirenden Theile bis
in's letzte Molekel, hervorgebracht werden und viel rascher sich
ausbilden, als wenn sie nach Darwin-Wallace durch Aus-
lese aus formalen Variationen im Kampf um's Dasein unter
den Individuen hätte entstehen sollen und können.

Zum Schlusse warfen wir noch einen Blick auf das Orga-
nische im allgemeinen und suchten dessen Wesen näher zu
treten.

Da wir als die erste nothwendige Eigenschaft des Orga-
nischen die Dauerfähigkeit auch unter wechselnden äusseren
Bedingungen erkannten, so ergab sich als Grundeigenschaft des
Organischen einmal die Fähigkeit der Selbstgestaltung des im
Wechsel der Verhältnisse zur Erhaltung Nöthigen, mit der

VI. Résume.
spricht auf das Evidenteste für diese Eigenschaft ihrer Zellen
und die rasch ablaufende Entartung der activ fungirenden Theile,
der Muskeln, Nerven und Drüsen, bei gänzlicher Fernhaltung
des functionellen Reizes scheint das Gleiche auch für diese
Organe zu beweisen. Ausserdem zeigten wir, dass die bisherige
Begründung der Activitätshypertrophie, sowie der Inactivitäts-
atrophie auf mit der Function verbundene Alterationen der
Blutzufuhr zu den Organen vollkommen unzutreffend ist, indem
sie sowohl den allgemeinsten biologischen Erfahrungen wider-
spricht, als auch specielle Thatsachen direct die Unmöglichkeit
derartiger Entstehung beweisen.

Nachdem so die trophische Wirkung des functionellen Reizes,
soweit uns möglich, festgestellt war, wurde die specielle morpho-
logische Wirkungsweise dieses Principes noch besonders erörtert
und im IV. Kapitel der Nachweis geführt, dass in der That
diese Eigenschaft überall quantitativ und formativ das Zweck-
mässige direct hervorzubringen vermag.

Durch die Fähigkeit des Kampfes der Theile, derartige
Qualitäten zu züchten, musste eine viel höhere innere Voll-
kommenheit, die Zweckmässigkeit der fungirenden Theile bis
in’s letzte Molekel, hervorgebracht werden und viel rascher sich
ausbilden, als wenn sie nach Darwin-Wallace durch Aus-
lese aus formalen Variationen im Kampf um’s Dasein unter
den Individuen hätte entstehen sollen und können.

Zum Schlusse warfen wir noch einen Blick auf das Orga-
nische im allgemeinen und suchten dessen Wesen näher zu
treten.

Da wir als die erste nothwendige Eigenschaft des Orga-
nischen die Dauerfähigkeit auch unter wechselnden äusseren
Bedingungen erkannten, so ergab sich als Grundeigenschaft des
Organischen einmal die Fähigkeit der Selbstgestaltung des im
Wechsel der Verhältnisse zur Erhaltung Nöthigen, mit der

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[239/0253] VI. Résume. spricht auf das Evidenteste für diese Eigenschaft ihrer Zellen und die rasch ablaufende Entartung der activ fungirenden Theile, der Muskeln, Nerven und Drüsen, bei gänzlicher Fernhaltung des functionellen Reizes scheint das Gleiche auch für diese Organe zu beweisen. Ausserdem zeigten wir, dass die bisherige Begründung der Activitätshypertrophie, sowie der Inactivitäts- atrophie auf mit der Function verbundene Alterationen der Blutzufuhr zu den Organen vollkommen unzutreffend ist, indem sie sowohl den allgemeinsten biologischen Erfahrungen wider- spricht, als auch specielle Thatsachen direct die Unmöglichkeit derartiger Entstehung beweisen. Nachdem so die trophische Wirkung des functionellen Reizes, soweit uns möglich, festgestellt war, wurde die specielle morpho- logische Wirkungsweise dieses Principes noch besonders erörtert und im IV. Kapitel der Nachweis geführt, dass in der That diese Eigenschaft überall quantitativ und formativ das Zweck- mässige direct hervorzubringen vermag. Durch die Fähigkeit des Kampfes der Theile, derartige Qualitäten zu züchten, musste eine viel höhere innere Voll- kommenheit, die Zweckmässigkeit der fungirenden Theile bis in’s letzte Molekel, hervorgebracht werden und viel rascher sich ausbilden, als wenn sie nach Darwin-Wallace durch Aus- lese aus formalen Variationen im Kampf um’s Dasein unter den Individuen hätte entstehen sollen und können. Zum Schlusse warfen wir noch einen Blick auf das Orga- nische im allgemeinen und suchten dessen Wesen näher zu treten. Da wir als die erste nothwendige Eigenschaft des Orga- nischen die Dauerfähigkeit auch unter wechselnden äusseren Bedingungen erkannten, so ergab sich als Grundeigenschaft des Organischen einmal die Fähigkeit der Selbstgestaltung des im Wechsel der Verhältnisse zur Erhaltung Nöthigen, mit der

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/253>, abgerufen am 24.11.2024.