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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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A. Leistungen derselben.
angeboren, und könnten daher als Beweise für die Erblichkeit
der functionellen Anpassungen angesehen werden. Wir werden
aber bei der speciellen Untersuchung der Erblichkeit erkennen,
dass dieser Schluss trotz dieses angeborenen Vorkommens ohne
weiteres nicht gezogen werden darf.

Ausser diesen statischen Anpassungen der inneren Structur
der Stützorgane und den dynamischen der glatten Muskelfaser-
Gebilde an die Richtungen der höchsten Leistung, welche mit
dem Minimum von Material das Höchste zu leisten vermögen,
ist noch eine Gruppe von Gestaltungen zu nennen, welche den-
selben Charakter in Bezug auf die Leistung hat, und sich blos
dadurch von den anderen unterscheidet, dass die Kräfte, an
welche hier Anpassung stattfindet, nicht statische und auch
nicht so einfache dynamische, sondern viel complicirtere hydrau-
lische
, in specie hämodynamische sind, da es sich um die
Gestalt des Lumens der Blutgefässe handelt.

Das Thatsächliche dieser Verhältnisse ist im Allgemeinen
Folgendes1): Das Lumen der Blutgefässe zeigt am Ursprung
jedes Astes nicht die cylindrische Gestalt, wie im Verlaufe des
Gefässes, sondern die eigenthümlich konische Gestalt, welche
ein ungehemmt aus der seitlichen runden Oeffnung eines durch-
flossenen Cylinders ausspringender Strahl von selber, d. h. zu-
folge der in ihm wirkenden hydraulischen Kräfte annimmt; und
diese Gestalt ändert sich bei den Blutgefässen mit den gleichen
Umständen und genau in der gleichen Weise, wie die Gestalt
solches frei ausspringenden Strahles; diese Aenderung erfolgt
daher mit der Aenderung der Grösse des Neigungswinkels des
Astes zum durchflossenen Rohre, mit der Stärke des Astes im
Verhältniss zur Stärke des Stammes etc.

Dies schliesst zugleich ein, dass der Astursprung der Blut-
gefässäste aus ihrem Stamme in derjenigen Richtung erfolgt,

1) W. Roux, Ueber die Verzweigungen der Blutgefässe. Jena 1878.

A. Leistungen derselben.
angeboren, und könnten daher als Beweise für die Erblichkeit
der functionellen Anpassungen angesehen werden. Wir werden
aber bei der speciellen Untersuchung der Erblichkeit erkennen,
dass dieser Schluss trotz dieses angeborenen Vorkommens ohne
weiteres nicht gezogen werden darf.

Ausser diesen statischen Anpassungen der inneren Structur
der Stützorgane und den dynamischen der glatten Muskelfaser-
Gebilde an die Richtungen der höchsten Leistung, welche mit
dem Minimum von Material das Höchste zu leisten vermögen,
ist noch eine Gruppe von Gestaltungen zu nennen, welche den-
selben Charakter in Bezug auf die Leistung hat, und sich blos
dadurch von den anderen unterscheidet, dass die Kräfte, an
welche hier Anpassung stattfindet, nicht statische und auch
nicht so einfache dynamische, sondern viel complicirtere hydrau-
lische
, in specie hämodynamische sind, da es sich um die
Gestalt des Lumens der Blutgefässe handelt.

Das Thatsächliche dieser Verhältnisse ist im Allgemeinen
Folgendes1): Das Lumen der Blutgefässe zeigt am Ursprung
jedes Astes nicht die cylindrische Gestalt, wie im Verlaufe des
Gefässes, sondern die eigenthümlich konische Gestalt, welche
ein ungehemmt aus der seitlichen runden Oeffnung eines durch-
flossenen Cylinders ausspringender Strahl von selber, d. h. zu-
folge der in ihm wirkenden hydraulischen Kräfte annimmt; und
diese Gestalt ändert sich bei den Blutgefässen mit den gleichen
Umständen und genau in der gleichen Weise, wie die Gestalt
solches frei ausspringenden Strahles; diese Aenderung erfolgt
daher mit der Aenderung der Grösse des Neigungswinkels des
Astes zum durchflossenen Rohre, mit der Stärke des Astes im
Verhältniss zur Stärke des Stammes etc.

Dies schliesst zugleich ein, dass der Astursprung der Blut-
gefässäste aus ihrem Stamme in derjenigen Richtung erfolgt,

1) W. Roux, Ueber die Verzweigungen der Blutgefässe. Jena 1878.
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[31/0045] A. Leistungen derselben. angeboren, und könnten daher als Beweise für die Erblichkeit der functionellen Anpassungen angesehen werden. Wir werden aber bei der speciellen Untersuchung der Erblichkeit erkennen, dass dieser Schluss trotz dieses angeborenen Vorkommens ohne weiteres nicht gezogen werden darf. Ausser diesen statischen Anpassungen der inneren Structur der Stützorgane und den dynamischen der glatten Muskelfaser- Gebilde an die Richtungen der höchsten Leistung, welche mit dem Minimum von Material das Höchste zu leisten vermögen, ist noch eine Gruppe von Gestaltungen zu nennen, welche den- selben Charakter in Bezug auf die Leistung hat, und sich blos dadurch von den anderen unterscheidet, dass die Kräfte, an welche hier Anpassung stattfindet, nicht statische und auch nicht so einfache dynamische, sondern viel complicirtere hydrau- lische, in specie hämodynamische sind, da es sich um die Gestalt des Lumens der Blutgefässe handelt. Das Thatsächliche dieser Verhältnisse ist im Allgemeinen Folgendes 1): Das Lumen der Blutgefässe zeigt am Ursprung jedes Astes nicht die cylindrische Gestalt, wie im Verlaufe des Gefässes, sondern die eigenthümlich konische Gestalt, welche ein ungehemmt aus der seitlichen runden Oeffnung eines durch- flossenen Cylinders ausspringender Strahl von selber, d. h. zu- folge der in ihm wirkenden hydraulischen Kräfte annimmt; und diese Gestalt ändert sich bei den Blutgefässen mit den gleichen Umständen und genau in der gleichen Weise, wie die Gestalt solches frei ausspringenden Strahles; diese Aenderung erfolgt daher mit der Aenderung der Grösse des Neigungswinkels des Astes zum durchflossenen Rohre, mit der Stärke des Astes im Verhältniss zur Stärke des Stammes etc. Dies schliesst zugleich ein, dass der Astursprung der Blut- gefässäste aus ihrem Stamme in derjenigen Richtung erfolgt, 1) W. Roux, Ueber die Verzweigungen der Blutgefässe. Jena 1878.

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/45>, abgerufen am 21.11.2024.